Nummer Drei: Thriller (German Edition)
nach vorn. »Ich komme mit.«
»Nein.« Ahmed schüttelt den Kopf und deutet auf mich, Dad und die Stiefmutter. »Einer von denen. Einer der Besitzer.«
»Sie sind doch verrückt!«, schreit Tony.
»Nein.« Ahmed scheint beleidigt. »Wir wollen Sicherheit, das ist alles.« Er redet wieder eine Weile mit Farouz.
»Sobald wir am Strand sind, wird die Geisel in ein Motorboot gesetzt«, sagt Farouz. »Sie kann dann zur Jacht zurückkehren.«
»Hören Sie zu«, beharrt die Royal Navy. »Das ist nicht annehmbar. Ich wiederhole, das ist nicht annehmbar. Niemand geht das Risiko ei n …«
Ahmed schaltet den Funk ab und deutet mit dem Gewehr auf uns drei.
»Wählt aus!«, verlangt er. »Wählt einen aus!«
33 »Das ist verrückt«, widerspricht Dad. »Glauben Sie wirklich, einer von uns fährt mit Ihnen zum Strand? Nach Somalia. Ich meine, welche Garantie haben wir, dass wir wohlbehalten zurückkehren?«
»Und welche Garantie haben wir?«, erwidert Farouz. »Wenn wir mit dem Geld verschwinden wollen, kann uns die Marine verfolgen. Sie haben Schlauchboote, einen Hubschrauber und Waffen. Die Geisel ist unsere Garantie.«
»Das werde ich nicht tun«, entscheidet Dad. »Ich werde mein Leben nicht so aufs Spiel setzen. Meine Tochter und meine Fra u … sie brauchen mich.«
Farouz hebt die Schultern. Er und Ahmed stehen vor uns und bedrohen uns mit den Waffen. Als Ahmed kurz zum Zerstörer hinüberschaut, zwinkert Farouz mir zu. Wahrscheinlich will er mir sagen, dass er nicht geschossen hätte, und einen Moment lang bin ich überglücklich, dass – wer ist er eigentlich? – mein Freund mich nicht umbringen wollte. Aber nein, das ist lächerlich. Woher will ich wissen, dass er nicht abgedrückt hätte? Nur weil er gezwinkert ha t ?
Hinterher zu zwinkern, ist leicht. Ich weiche seinem Blick aus und schlage die Augen nieder.
»Sie haben das Wort der Royal Navy«, sagt Tony. »Der Plan ist genehmigt, also wollen wir un s …«
Ahmed zielt auf ihn, und Tony hält den Mund. Die Spannung ist so drückend wie die Hitze. Sie ist überall und zwingt uns nieder. Ich sehe die Schweißperlen auf Farouz’ Schläfen. Der Arm meines Vaters, der auf meinen Schultern liegt, ist verkrampft.
»Ach, verdammt«, sagt die Stiefmutter. »Ich übernehme das.«
Überrascht wende ich mich zu ihr um. Auch Dad starrt sie an.
»Ich übernehme das«, wiederholt sie, dieses Mal an Ahmed gerichtet. »Ich begleite Sie und das Geld. Hauptsache, wir kommen hier heraus.«
»Bist du verrück t ?«, fragt Dad. »Bist du völlig verrückt geworden? Wenn du glaubst, ich lasse dic h …«
»Du bist mein Mann, nicht mein Besitzer«, erwidert die Stiefmutter.
Dad verschlägt es die Sprache. Ich suche ihren Blick.
»Warum tust du das?«, frage ich. »Sie könnten dich umbringen.«
»Ich glaube nicht.« Sie hält dem Blick stand. »Aber wenn ich mitkomme, bist du in Sicherheit.«
»Was?«, antworte ich.
Ich dachte, sie mag mich überhaupt nicht, aber sie sieht mich an, und in ihren Augen liegt ein Ausdruck von Zuneigung. Es ist eine verrückte Situation. Mir scheint auf einmal, dass ihre Härte rein äußerlich ist und sie wie eine dünne Eierschale umgibt.
Dann wird sie wieder eiskalt und ist nur noch die Stiefmutter.
»Wie bitte?«, wendet Tony ein. »Nein, das entspricht nicht dem Plan. Der Plan sieht das nicht vor.«
»Der Plan wurde soeben geändert«, erklärt ihm die Stiefmutter.
Ich schäme mich. Mir wäre im Traum nicht eingefallen, mich freiwillig zu melden, nicht einmal um länger bei Farouz zu sein, und nun kommt meine Stiefmutter, die gewöhnlich selbstsüchtig ist und sich über alles Mögliche beschwert, und will die Piraten begleiten, damit ich in Sicherheit bin.
»Ich verbiete es«, sagt Dad. »Ich lasse es einfach nicht zu.«
»Wenn du es verhindern willst, musst du schon selbst gehen.« Sie sieht ihn an und fordert ihn heraus.
Dad erwidert ihren Blick, dann schlägt er die Augen nieder und nimmt den Arm von meinen Schultern. Es fühlt sich an wie ein Abschied, wie eine Niederlage.
»Ich kann nicht«, sagt er. »Das weißt du doch.« Dabei wendet er sich an mich.
Feigling!, denke ich, aber die Stiefmutter sieht ihn freundlich an, als sei ihr gerade erst etwas eingefallen.
»Nein«, stimmt sie ihm zu. »Natürlich nicht. Ich verstehe.«
»Was soll das?«, mische ich mich ein. »Er sollte gehen. Er ist der Mann.«
Die Stiefmutter will nichts davon wissen.
»Verstehst du nich t ?«, sagt sie. »Er kann nicht.«
»Er
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