Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
an.
»Du solltest deine Finger von Sachen lassen, die dir nicht gehören«, schimpfte Alex hinter mir her. Digby bellte verwirrt, doch ich zog ihn einfach fort.
Der Wagen meines Vaters wartete draußen vor dem noch geschlossenen Fischgeschäft. Ich warf mich auf den Beifahrersitz, und Digby sprang voller Begeisterung über den kurzen Dauerlauf auf meine Knie. »Kannst du bitte gleich losfahren, Dad?«
Er sah mich fragend an und rückte den Rückspiegel zurecht. Alex stand in der Tür des Pubs.
»Dad, bitte, fahr los«, flehte ich ihn an. »Ich erkläre dir später alles.«
»Maggie, wirklich, der arme Junge ist ja …«
»Dad!« Ich schrie regelrecht, und mein bestürzter Vater legte den Gang ein und fuhr los.
»Ich begreife das nicht, Maggie. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um dich.« Er setzte den Blinker und bog nach links auf die Hauptstraße ab. »Wir wollen das alles doch nicht noch mal durchmachen, oder?«
Tiefunglücklich sah ich zu, wie sich Alex’ große Gestalt im Rückspiegel allmählich verlor. Dann bogen wir um die Ecke Richtung London Bridge … und er war fort.
»Es tut mir leid, Dad«, flüsterte ich. »Ich wollte nicht, dass du dich sorgst. Es geht mir gut.«
Erst da merkte ich, dass ich meinen Gemüsekorb und die Reisetasche im Pub unter dem Tisch vergessen hatte.
Kapitel 29
»Bel hat versucht, dich aus Thailand anzurufen«, sagte Sally und stellte eine Riesentasse dampfenden Cappuccino vor mir auf den Schreibtisch. »Sie sagt, dein Handy geht nicht mehr. In Bangkok hat es achtunddreißig Grad, die Glückliche.«
»Mein Telefon ist in den Rinnstein gefallen«, sagte ich matt und sah die Gästeliste für die Trennungs-Show durch, die auf meinem Tisch lag. Allein beim Gedanken an den Zirkus, der damit verbunden war, wurde mir übel. »Wirklich.«
»Ach, das arme Telefon«, meinte Sally. Dann sah sie mich an. »Lieber Gott, Maggie. Geht es dir gut? Du siehst schrecklich aus. Was ist denn mit deinem Kopf passiert?«
Egal, wie ich meine kurzen Haare auch drapieren mochte, der mittlerweile auberginefarbene Fleck prangte deutlich sichtbar auf meiner Stirn.
»Das sieht aus, als täte es wirklich weh.« Sally musterte den blauen Fleck eingehend. »Vielleicht solltest du doch besser nach Hause gehen.«
»Ich kann nicht«, murmelte ich niedergeschlagen. »Im Moment habe ich kein Zuhause.«
»Was? Wieso?«, wollte sie wissen.
»Bei mir wurde eingebrochen. Jetzt wohne ich wieder in Greenwich, bei meinem Vater.«
»Lieber Himmel, Maggie, das tut mir aber leid. Was wurde denn gestohlen? Die haben dich doch nicht etwa überrascht?«
Charlie schlenderte herein, sein graues Haar sah heute besonders füllig aus. »Schön, dass du die Zeit gefunden hast, uns hier zu besuchen, Maggie.«
Ich lächelte schwach. »Tut mir leid.«
Er wollte gerade anfangen, mir eine Standpauke zu halten, als er innehielt und mich aufmerksam ansah. »Was zum Teufel ist denn mit deinem Kopf passiert?«
»Ich bin gestürzt. Kannst du mir bitte ein Handy für die Arbeit besorgen, Sal?« Dann reichte ich ihr die Gästeliste. »Das sieht doch gut aus.«
»Wirklich?« Sie rümpfte die Nase ein bisschen. »Ich hatte schon Angst, dass du Kevin für zu abgegriffen hältst.«
Das ist mir doch egal, hätte ich fast gesagt, hielt mich aber noch rechtzeitig zurück. »Warum?«
»Nun er war schon bei Trisha und bei Jeremy Kyle. Und beim Orange Man Project. Du weißt schon, wo sie kiloweise Karotten essen.«
»Der Glückliche«, meinte Charlie trocken. »Lass mal sehen.« Er streckte seine manikürte Hand nach der Gästeliste aus.
Sally und ich wechselten einen Blick. Charlie sah sich die Gästelisten nie an - erbrachte immer alles durcheinander, wenn er sich einmischte.
»Wenn ich so darüber nachdenke, sehe ich es mir wohl doch besser noch einmal an, Sal. Lass die Liste hier.«
»Und jetzt kannst du gehen, Sally, Liebes. Geh und versuch, den jungen Blake zu ein bisschen mehr Engagement zu bewegen«, sagte Charlie süßlich, als sie mir die Liste zurückgab. Er zog seine Bügelfalte hoch, die so scharf war, dass man sich daran hätte schneiden können, und legte ein Bein auf meinem Schreibtisch ab. Mit nervösem Gesichtsausdruck zog Sally sich zurück.
Ihre Lippen formten ein lautloses »Tut mir leid!« hinter seinem Rücken.
Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, senkte ich den Blick erneut auf die Gästeliste und tat so, als studiere ich sie eingehend, doch die Namen darauf verschwammen vor meinen
Weitere Kostenlose Bücher