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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Augen.
    »Maggie, meine Liebe, ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst.«
    »So ein Unsinn!« Ich schenkte ihm ein müdes Lächeln.
    Charlie musterte seine manikürten Nägel. »Du glaubst doch nicht etwa, hier alles hinwerfen zu können? Ein Vögelchen hat mir zugeflüstert, dass du dich umsiehst?«
    »Umsiehst? Wonach?«, fragte ich mit trockenem Mund.
    » Dispatches . Nicht mehr und nicht weniger. Sehr erwachsen. Nicht ganz dein Ding, würde ich meinen.«
    Wie konnte er nur davon erfahren haben?
    »Glaubst du, du kommst da rein? Mit deiner Vorgeschichte? Das solltest du dich mal ernsthaft fragen. Vor allem, da du ja weißt, wie sehr ich dich vermissen würde, oder?« Charlie legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob es hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. »Iss mit mir zu Mittag. Dann erfährst du, wie sehr ich dich schätze.«
    »Ich habe so viel Arbeit auf dem Tisch liegen«, sagte ich leise. Das Lächeln war mir auf dem Gesicht festgefroren. »Ein andermal wäre besser.«
    »Lass alles liegen, Liebes. Das kann warten. Ich sage Monica, sie soll uns einen Tisch im Le Caprice buchen.« Charlie fuhr mit dem Finger über den blauen Fleck auf meiner Stirn. Es schmerzte, sodass ich kurz aufseufzte. Dann strich er mir die Haare hinter die Ohren, als sei diese zärtliche Geste alles, was er je vorgehabt hatte.
    »Es geht nicht, Charlie. Die Mädchen brauchen mich heute hier.«
    Wir sahen einander fest in die Augen. Dann stand er auf. Theatralisch strich er sich die Bügelfalten zurecht und zupfte den Ralph-Lauren-Pulli in Form, den er wie immer über den Schultern trug. Er brauchte Zeit, um seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Er hasste es, wenn man ihm etwas abschlug. Dann ging er zur Tür. Als er die Finger schon am Türgriff hatte, drehte er sich noch einmal um.
    »Ach, ich hatte ganz vergessen … Was war es doch gleich, das dich dieses Mal von der Arbeit abhielt?«
    Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich hatte eine Erkältung«, sagte ich kühl.
    »Ach, eine Erkältung. Wie im Sommer?«
    Ich sah ihm ruhig in die Augen. »Nein, nicht wie im Sommer, Charlie. Aber danke der Nachfrage.«
    »Gut.« Charlie öffnete die Tür. »Bitte sei so gut und erkälte dich nächstes Mal in deiner Freizeit.« Dann knallte er die Tür hinter sich zu.
     
    Nachdem ich Seb angerufen und ihm von meinem neuen Handy aus eine Nachricht hinterlassen hatte, setzte ich mich hin und starrte auf das Bild von Pendarlin. Eine endlos lange Zeit, wie mir vorkam. Ich hatte eine schlaflose Nacht verbracht und mit meinem Vater darüber diskutiert, ob ich Alex’ Namen bei der Polizei angeben sollte. Denn meine Erinnerungen an den Tag vor dem Unfall wurden mit jedem Tag deutlicher … Ich wusste nicht, wie lange ich mich noch dagegen wehren konnte.
    Zur Mittagessenszeit blieb ich im Büro, statt mit den Mädchen ins Pub zu gehen. Doch nachdem ich eine halbe Stunde lang Renees krankes Skript gelesen hatte, in dem sie alle Vorteile aufzählte, wenn man den ahnungslosen Partner live im Fernsehen in die Wüste schickte, hatte ich genug. Begehrlich beäugte ich die noch ungeöffnete Flasche Smirnoff auf dem Aktenschrank. Er war nur für Notfälle gedacht, aber wenn dies keiner war, dann wusste ich auch nicht.
    Ich drehte gerade den Schraubverschluss auf, als Sally vollkommen aufgelöst anrief. »Komm besser mal her«, stammelte sie. »Wir sind im Windmill.«
    Vor den Aufzügen warteten reihenweise Leute vom Mittagsnachrichten-Team, daher nahm ich die Treppe. Ich eilte an den Rauchern vorbei und durch den kleinen Park zum Cut, wo ich Donna und Joseph Blake vorfand, die vor dem Pub standen. Er weinte beinahe. Sie aber hatte eine Hand in die Hüften gestemmt, die andere tanzte mit erhobenem Zeigefinger vor Josephs Nase herum. Wie eine verlässliche Vertrauensschülerin versuchte Sally verzweifelt, den Streit zu schlichten, scheiterte aber auf der ganzen Linie.
    »Aber Maggie wusste es«, hörte ich Joseph betteln. »Maggie meinte, es wäre schon in Ordnung.«
    »Ja, aber ich bin nicht die liebe Maggie«, fauchte Donna ihn an. Als ich die beiden erreicht hatte, tat mein Bein höllisch weh. »Sie hat sie ja selbst nicht ganz beisammen im Moment. Und schließlich ist es nicht Maggies verdammtes Buch, oder?« Erst in diesem Moment merkte sie, dass ich neben ihr stand.
    »Nun …«, ließ sie ihren Wortschwall verebben.
    »Was ist hier los?« Ich maß die beiden mit strafenden Blicken wie zwei unartige Kinder.
    »Sie hat

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