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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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werde ich dir noch eine Chance geben, weil mir so viel an dir liegt, und weil ich sicher bin, dass du auch etwas für mich empfinden wirst, wenn du mich erst einmal besser kennst. Ich bin ein guter Mensch, Darcy, das wirst du früher oder später schon noch merken.
    In Liebe, Joe
     
    «Wie ist er bloß hier hereingekommen?», fragte ich Rich, als er wieder aus der Küche zurückkam. «Die Tür ist doch nicht aufgebrochen worden.»
    «Detective Ramirez ist auf dem Weg hierher. Ich schauemir mal die Fenster an.» Rich überprüfte sämtliche Fenster, oben und unten, und machte dabei einen Bogen um Mitzi und Ahab, die nach wie vor auf der Treppe lagen. Meine süßen, kleinen Kätzchen. Sie waren Geschwister gewesen. Hugo und ich hatten sie Ben damals zum sechsten Geburtstag geschenkt.
    Ben. Er würde jeden Moment hier sein. Natürlich musste ich ihm sagen, dass seine Katzen tot waren, aber musste er sie unbedingt so sehen? All das hier, die Polizei, die auf dem Weg war. Und dieser Gestank   …
    Ich suchte das Adressverzeichnis seiner Klasse aus dem Stapel in der Küche heraus und rief bei Henry zu Hause an. Seine Mutter, Karen, nahm ab. Bill war zum Glück noch nicht aufgebrochen, um Ben nach Hause zu bringen. Ohne groß ins Detail zu gehen – ich wollte Karen nicht zu sehr erschrecken   –, bat ich sie, Ben über Nacht bei sich zu behalten. Sie erklärte sich sofort bereit und versicherte mir, dass sie noch eine frische Zahnbürste habe und Ben sich auch saubere Sachen von Henry leihen könne. Der unmittelbare Schock würde ihm also erspart bleiben. Das war immerhin eine kleine Erleichterung.
    Der Streifenwagen traf zuerst ein, Jess erst eine Dreiviertelstunde später, weil er von Long Island kam, wo er wohnte. Die Polizisten verbannten Rich und mich sofort ins Wohnzimmer und durchsuchten das Haus. Ich weiß auch nicht, warum, aber ich war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass Joe noch hier sein könnte. Wahrscheinlich, weil es mir selbst völlig verrückt erschien, nach einer solchen Tat nicht schnellstens zu verschwinden. Doch während sie jeden Winkel meines Hauses durchforsteten, wurde mir plötzlich klar, dass es für ihn vermutlich ganz logisch war, sich irgendwo hier zu verstecken. Joe wollte mir nahe sein. Um jeden Preis.
    Doch er war nicht da. Das immerhin war geklärt, als Jess eintraf. Eine Spezialistin von der Spurensicherung nahm eine Probe des Hühnerragouts und suchte nach weiteren Beweisen dafür, dass Joe hier gewesen war. Doch sie fand nichts. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte.
    Jess setzte sich zu mir und Rich auf das Sofa und reichte mir ein paar Formulare, die er mitgebracht hatte. Auf dem obersten stand: ANTRAG AUF EINSTWEILIGE VERFÜGUNG.
    «Jetzt haben wir lange genug gewartet», sagte er.
    «Das wird aber auch Zeit.» Rich klang gereizt, fast ärgerlich. «Es ist nicht zu fassen, dass erst so was passieren muss.»
    «Rich, ich habe dir das alles doch erklärt.» Ich legte eine Hand auf sein Knie, das sich fest an meines drückte, und er schloss seine Hand um meine.
    «Ja, ich weiß. Entschuldige. Aber langsam macht mir die Sache ernsthaft Angst.»
    «Ich werde den Antrag noch heute einreichen, sobald wir hier fertig sind», sagte Jess. «Aber ich warte in jedem Fall noch, bis der Schlosser da war und sämtliche Schlösser ausgetauscht hat. Ich habe ihn von unterwegs angerufen, er müsste in zwanzig Minuten hier sein.»
    «Vielen Dank, Jess.»
    Diesmal sagte er nichts von Jesus und dem rechten Weg, wie er das sonst oft tat, um die Stimmung aufzulockern. Dabei hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht. Die Atmosphäre im Zimmer lastete schwer wie Blei auf uns. Es war fast unerträglich, dieses Gefühl langsamen und qualvollen Erstickens unter diesen wahnsinnigen Liebesattacken, mit denen Joe mich unablässig quälte.
    «Was ist, wenn ihn das nicht aufhält?», fragte Rich.
    «Es wird ihn nicht aufhalten.» Jess sah müde aus, er hattedunkle Ringe unter den Augen. «Aber er hat das Tempo erhöht, und wenn er das nächste Mal einen solchen Schritt unternimmt, müssen wir etwas in der Hand haben, um ihn einsperren zu können.»
    «Das nächste Mal?» Ich traute meinen Ohren nicht. «Und was ist mit diesem Mal? Das ist doch wirklich schlimm genug, Jess, das müssen Sie zugeben. Dieses Ragout war ganz offensichtlich für mich bestimmt. Die Katzen müssen es gerochen und vom Tisch geworfen haben   …»
    «Ich persönlich habe keinen Zweifel

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