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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Danke.»
    Dann war Ben also zu Hause. Ich rief noch einmal auf dem Handy an, und diesmal sprang die Mailbox sofort an. Er hatte das Handy also entweder ausgeschaltet, oder der Akku war endgültig leer. Woher hatte er dieses Video? Und warum schickte er es mir kommentarlos? Wenn er sich diese grässlichen Bilder selbst angeschaut hatte, hätte er michdoch sicher sofort angerufen. Davon war ich überzeugt. Niemals hätte er mir das einfach nur so geschickt, um mir einen Schrecken einzujagen.
    Es gab nur einen Menschen, der grausam und berechnend genug war, mir ein solches Video zu schicken. Und wenn er es von Bens Handy aus geschickt hatte   …
    Ich rannte aus dem Krankenhaus auf die Straße, bog um die Ecke in die Amity Street und drückte die Kurzwahltaste für Jess’ Nummer. «Darcy   …»
    «Er ist bei mir im Haus.»
    «Wer? Coffin?»
    «Ja. Genau jetzt. Er hat mir gerade eine Nachricht von Bens Handy geschickt.»
    «Sekunde, Sekunde. Ich bin vor nicht einmal zehn Minuten von ihm weggegangen, da war er noch in seiner Wohnung.»
    «Sie sind weggegangen?»
    «Er streitet ab, auch nur irgendetwas mit der Gasexplosion zu tun zu haben. Aber wenn er es war, Darcy, dann werden die Fachleute von der Feuerwehr das herausfinden. Wir können ihn nicht gleich verhaften, aber sobald wir Beweise haben, schnappen wir ihn uns. Sie müssen nur   …»
    Ich legte auf und rannte schneller. Ich hatte die Nase voll von all diesem «später», «nicht jetzt», «haben Sie noch etwas Geduld». Gestrichen voll. Ich hatte eine Pistole in der Handtasche und würde jetzt nach Hause gehen und Joe um jeden Preis von meinem Sohn fernhalten.
    Er war in meinem Haus, das wusste ich. Er war dort, und er hatte Ben.
    Er hatte Bens Handy benutzt, um mir die Nachricht zu schicken, weil damit sichergestellt war, dass ich sie mir auch ansah.
    Aber woher hatte er dieses Video von Hugos Tod? Woher?
    Hatte Joe meinen Mann umgebracht? Er hatte mich verfolgt. Mich terrorisiert. Meinem Sohn Angst gemacht. Und er hatte einen Mann   … nein, zwei Männer auf dem Gewissen, Hugo und Abe. Und auch Rich hatte er zu töten versucht. Drei Leben. Und alles nur, um an mich heranzukommen.
    Was kam als Nächstes? Wie weit würde er gehen? Wann würde er endlich damit aufhören?
    Niemals – wenn ich ihn nicht aufhielt.
    Ich schloss die Haustür auf. Die Alarmanlage war bereits abgeschaltet. Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, trat in die Diele und blieb dort stehen. Ich lauschte in Richtung Wohnzimmer: nichts. Auch aus der Küche kam kein Laut. Weil ich nicht wollte, dass Joe mich hörte, streifte ich die Schuhe ab, nahm die Pistole aus der Handtasche und schlich die Treppe hinauf.
    Mein Zimmer war leer.
    Das Badezimmer ebenfalls.
    Auf Zehenspitzen schlich ich zu Bens Zimmertür. Sie stand offen. Im Zimmer brannte kein Licht, die blauen Wände und der grüne Teppich wirkten matt in der grauen Dämmerung, die durch das Fenster hereinfiel.
    Ich hob die Waffe, wie Gary es uns gezeigt, wie ich es erst heute Morgen gelernt hatte, und trat ins Zimmer.
    Es war leer.
    «Ben?»
    Schweigen.
    «Ben!»
    Nichts.
    Im Schrank war nichts als seine Kleider, sein Baseball-Schläger, die Bücherstapel auf dem Boden. Auch unter dem Bett: nichts.
    Nur eines hatte sich verändert, seit ich vor zwei Stunden zuletzt in dem Zimmer gewesen war: Bens Handy war verschwunden.
    Hatte ich es vielleicht fallen lassen? Nein. Ich wusste ganz genau, dass ich es wieder zurück auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Trotzdem suchte ich alles ab, um ganz sicher zu sein. Vielleicht war das Handy ja doch irgendwo hier. Aber so sehr ich auch suchte, ich fand nichts.
    Dabei wusste ich die ganze Zeit über, wo es war: Joe hatte es. Er war hier gewesen. Und er hatte Ben mitgenommen. So, wie er wusste, dass ich reagieren würde, wenn Ben mir eine Nachricht schickte, so wusste er auch, dass ich zu ihm kommen würde, wenn er mir Ben nahm.

KAPITEL 13
    Mir war eiskalt, als ich über die Columbia Street zu der Adresse fuhr, die ich längst auswendig wusste. Wie hätte ich sie mir auch nicht merken sollen, nachdem Joe sie unzählige Male auf meinen Anrufbeantworter gesprochen hatte? Ich bebte vor Angst, nicht schnell genug zu fahren, gar nicht schnell genug fahren zu können. Vielleicht war ich schon längst zu spät. Die Kälte drang mir bis ins Mark, obwohl ich alle Fenster geschlossen hatte. Inzwischen war der Abend angebrochen, es war bereits dunkel draußen. Stockdunkel. Die Straße wurde immer

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