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Nur 15 Sekunden

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Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Caruso auf einem Auge erblindet. Von 1975 bis 1977 verbüßte er eine zweijährige Gefängnisstrafe für die Teilnahme an diesem Gefecht; ein weiterer von Figaros Schergen wurde wegen Mordes an dem Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt. Die kriminaltechnische Analyse von Carusos Knochen belegt eine Durchschusswunde, vermutlich am Hinterkopf, was sich aus dem Zustand der oberen Lendenwirbel erschließt, die auf dem Grundstück an der Pacific Street gefunden wurden. Caruso war fünfundzwanzig Jahre alt, als er verschwand; die kriminaltechnische Analyse seiner Knochen bestätigt dieses Alter.
    Auch Loretta Amelia Scarpeletto starb am 12.   April 1978.   Sie war mit Ralph Caruso verlobt, die beiden kannten sich bereits als Kinder und waren im selben Wohnblock in Carroll Gardens, Brooklyn, aufgewachsen. Loretta arbeitete im Sekretariat der P.   S.   58, einer örtlichen Grundschule, und wollte ihren Verlobten im Sommer 1978 heiraten. Die kriminaltechnischeAnalyse ergab keine Hinweise auf die genaue Todesursache, doch da weder ihr Schädel noch Teile der Wirbelsäule oder des Halses gefunden wurden, gehen die Experten davon aus, dass sie zusammen mit Ralph Caruso exekutiert wurde. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war sie vierundzwanzig Jahre alt.
    Ebenfalls am 12.   April 1978 starb Lionel Antonio Scarpeletto. Der jüngere Bruder von Loretta Scarpeletto war zwölf Jahre alt, als er verschwand, am selben Tag wie seine große Schwester und Ralph Caruso. Loretta war nachmittags nach der Schule oft allein mit dem Jungen, während die Mutter arbeitete. Die Experten vermuten, dass Ralph Caruso an dem Tag, als alle drei verschwanden, bei ihnen zu Besuch war. Lionel, der für seinen scharfsinnigen Humor bekannt war, ging in die sechste Klasse.
    Antonella Scarpeletto, 80, war bereits verwitwet, als Loretta und Lionel, ihre einzigen Kinder, spurlos verschwanden. Heute reagiert sie gefasst auf die Nachricht, dass die kürzlich aufgefundenen Knochen von ihren Kindern stammen: «Es ist gut zu wissen, was passiert ist und wann es passiert ist, aber es ändert doch nichts mehr. Ich habe diesen Ralph Caruso ja nie gemocht. Ich wusste immer, es muss etwas mit ihm zu tun haben, dass sie alle zur selben Zeit verschwunden sind. Seither zünde ich jeden Tag in der Kirche eine Kerze für meine Kinder an. Das werde ich auch weiterhin tun. Warum sollte ich gerade jetzt damit aufhören?»
     
    «Mensch, Mom. Dieser Junge, Lionel   … der war erst in der sechsten Klasse.» Ben ließ die Zeitung sinken und sah mich an. Wir lagen, beide noch im Bademantel, am Sonntagmorgen auf unserem blauen Samtsofa. Es war Silvester, und weil wir wussten, dass es abends spät werden würde, hatten wir uns einen gemächlichen Start in den Tag gegönnt. Sarawollte mit der ganzen Familie für zwei Tage zu Besuch kommen, sie würden rechtzeitig zum Abendessen eintreffen. Courtney hatte sich erboten, früher zu kommen, um mir beim Kochen zu helfen, aber ich war mir sicher, dass das nur ein Vorwand war. Seit der Entführung konnte sie nicht mehr gut allein zu sein. Sie besuchte uns oft in Brooklyn, und wir freuten uns jedes Mal. Ich hatte ihr gesagt, dass sie gern früher kommen könne, wir aber nicht kochen würden. Wir würden abends einfach etwas bestellen, denn ich hatte eine viel bessere Idee, wie wir den Nachmittag am letzten Tag des Jahres verbringen konnten.
    «Der arme Junge», sagte ich. «Er ist da einfach so hineingeraten und wusste wahrscheinlich nicht einmal, worum es ging.»
    «Aber sag mal, Mom   … warum ist das immer irgendwie viel schlimmer, wenn ein Kind stirbt?»
    «Weil Kinder nun mal etwas Wertvolles sind. Sie sind rein und unschuldig.»
    Ben schnaubte verächtlich und verdrehte die Augen, obwohl er wusste, dass ich recht hatte. Er war erst dreizehn, selbst noch ein kleiner Junge und längst nicht so lebenserfahren, wie er immer tat. Jetzt kuschelte er sich etwas näher an mich, wie um mir durch Körpersprache zu bestätigen, was er niemals offen äußern würde: Egal, wie groß er war, wir würden doch immer Mutter und Kind bleiben. Ein Leben lang.
    «Ziehen wir uns an und essen etwas», sagte ich. «Courtney und Rich werden bald hier sein, dann sollten wir auch schnell los.»
    «Warum müssen wir denn unbedingt nach Coney Island? Es ist Dezember!»
    «Eben.»
    Zwei Stunden später spazierten Ben, Courtney, Rich undich in der grauen Winterkälte eine menschenleere Strandpromenade entlang. Rechts von uns lag das Meer, endloses,

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