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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Aber das hindert mich ja nicht daran zu berichten, was sie mir erzählt haben. Larry hat mir gesagt, dass sie Fässer mit Chemikalien erhalten hätten. Und Bruce konnte keinen Lieferschein finden.»
    «Und dein Informant will unbedingt anonym bleiben, oder? Das wäre der echte Bringer, wenn wir den zitieren könnten.»
    «Auf keinen Fall. Ich habe ihm absolute Anonymität zugesichert. Es könnte gefährlich für ihn werden, wenn wir dieSache veröffentlichen und ihn als Informanten enttarnen. Außerdem macht er seinen Job eigentlich ganz gerne. Ich glaube, er will es einfach nur friedlich und mit reinem Gewissen in den Ruhestand schaffen.»
    «Na gut.» Courtney streckte die langen Beine von sich und kreuzte sie an den Knöcheln. Die Zehennägel in den leichten Sandalen schimmerten perlmuttfarben. Offenbar hatte sie sich gestern auch eine Pediküre gegönnt.
    «Und ich will vor allem, dass die Stadtverwaltung diese Knochen untersuchen lässt», sagte ich. «Dass sie herausfindet, woher sie stammen. Zu wem sie gehören. Das wird aber nur passieren, wenn sie sich vorher offiziell zu dem Fund bekennt.»
    «Knochen.» Courtney verdrehte die Augen. «Bestimmt sind sämtliche New Yorker Grundstücke voll davon. Von Knochen und von Geistern.»
    «Ich finde, wir sollten Elliot zeigen, was wir haben. Willst du es zusammenschreiben, oder soll ich?»
    «Das mache ich.» Sie stand auf und schob ihren Stuhl wieder zu ihrem Schreibtisch zurück. «Aber wir firmieren beide als Autorinnen.»
    Das war eine gute Entscheidung. Courtney wusste genau, wie man schlichte Tatsachen so zusammenfügte, dass die einzelnen Details sich gegenseitig beleuchteten und den Eindruck erweckten, unter der Story könnte sich noch eine weitere verbergen. Während sie den Artikel aufsetzte, suchte ich nach Hintergrundinformationen über Metro Trucking. Und was ich fand, machte alles nur noch rätselhafter: Bei Metro handelte es sich um ein Speditionsunternehmen mit Hauptsitz in New Jersey, der Inhaber war ein Cousin zweiten Grades von Tony T. höchstpersönlich. Wenn Tony aber selbst am Abtransport der Knochen beteiligt gewesen war, wieso hatte er sie dann nicht gleich entsorgt? Die Tatsache, dass sie bei der Beweismittelaufbewahrung gelandet waren, sprach dafür, dass die Stadtverwaltung beim Transfer vom Fundort ihre Finger im Spiel gehabt haben musste. Ich begriff nur einfach nicht, weshalb Bauleitung oder Stadtverwaltung den Auftrag gerade Metro Trucking übertragen hatten, wo man diese Firma so leicht mit Tony T. in Verbindung bringen konnte. Eine kurze Internetrecherche genügte schon. Eines war jedoch sonnenklar: Das alles erhärtete Abe Starkmans Korruptionsverdacht.
    Courtney baute die neuen Informationen in den Artikel ein und hatte schon bald einen brauchbaren Entwurf von fünfhundert Wörtern beisammen. Wir mailten ihn hin und her, feilten und verbesserten so lange, bis wir beide zufrieden waren. Der kurze Artikel würde die Leser zu dem unguten Schluss führen, dass die Stadtverwaltung einigen Aufwand betrieb, um den Knochenfund zu vertuschen. Es gab gar keinen Anlass, die offensichtliche Frage nach dem Warum noch explizit zu stellen.
    Dann schickten wir den Artikel an Elliot.
    Er war in seinem Büro, das wussten wir, wir konnten ihn durch die Glaswand sehen. Wir wussten auch, dass er alle paar Minuten seine Mails checkte, wenn er nicht gerade in einer Besprechung saß. Eigentlich konnten wir also davon ausgehen, dass er unseren Artikel sofort gelesen haben musste. Und trotzdem bekamen wir erst am Ende des Arbeitstags die Bestätigung, dass der Artikel in der morgigen Ausgabe erscheinen würde.
    Elliot rief uns zu sich ins Büro. Wir standen vor seinem Schreibtisch, während er alles fertig machte, um nach Hause zu gehen, ein paar Unterlagen in seine Aktentasche schob, sein Notebook darin verstaute, einige Telefonnotizen mit einer Büroklammer zusammenheftete und sie an einer auffälligen Stelle auf dem Schreibtisch deponierte, um amnächsten Tag gleich zurückrufen zu können. Diese fast schon automatischen Handgriffe erforderten nur wenig Gedankenarbeit und lenkten ihn nicht von dem Gespräch mit uns ab.
    «Ich musste die Sache von ganz oben absegnen lassen. Overly   …» – der Herausgeber –«…   war kurz davor, es nicht zu bringen, weil wir uns auf keine konkreten Quellen berufen können. Aber die Fotos haben ihn dann doch überzeugt. Gegen Bilder kann man nun mal nichts einwenden. Fehler machen wir natürlich auch nicht gern.

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