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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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einem Yankees-Spiel. Ben freute sich schon seit zwei Wochen darauf. Und mir gab es die Möglichkeit für ein weiteres Treffen mit Rich. Seine fünfjährige Tochter war nur jedes zweite Wochenende bei ihm, sodass er ebenfalls einen freien Abendhatte. Solche Freiräume ließen unsere Terminpläne nur selten zu, es wäre also eine Sünde gewesen, sie nicht auszunutzen.
    Bevor ich das Licht löschte, holte ich noch einmal das Notebook hervor, um zu sehen, ob ich Sara erwischte. Sie war schon ins Bett gegangen, es würde also nichts werden mit unserem abendlichen Chat. Aber sie hatte mir eine Gute-Nacht-Mail geschrieben, die mit folgendem Absatz endete:
    «Heute Nachmittag war ich übrigens beim Kopierladen. Joe ist auf der Insel geboren und aufgewachsen, das Inhaberpärchen kennt ihn praktisch von Geburt an. Sie sagen, er sei sehr fleißig. Er hat zwei Jahre lang für sie gearbeitet, schien aber irgendwie kaum Freunde zu haben. Einmal hat er wohl versucht, etwas mit ihrer minderjährigen Tochter anzufangen, das haben sie aber unterbunden, und Joe hat sich auch gleich zurückgezogen. Danach gab es keine Probleme mehr. Er hat bei seiner Mutter gewohnt, die ihm hin und wieder was zum Mittagessen vorbeigebracht hat. Die Inhaber halten ihn für einen ‹komischen Kauz›, er war wohl ziemlich einsam. Aber das Beste kommt noch: Joe hat eine Umzugskiste mit persönlichen Sachen bei ihnen gelassen, und als sie hörten, dass du in New York mit ihm zusammenarbeitest, haben sie mich gefragt, ob du sie ihm nicht zukommen lassen kannst. Ich habe die Kiste also jetzt draußen im Wagen! Bisher habe ich noch nicht reingeschaut, aber ich sage dir natürlich sofort Bescheid, falls irgendetwas Aufregendes drin sein sollte. Abgetrennte Körperteile oder so   …;-)»
    Joe. Ich wollte gar nicht erst an ihn denken, weil ich dann mit Sicherheit nicht schlafen konnte. Und ich wollte doch ausgeruht sein. Morgen war gewissermaßen ein großer Tag. Unser Artikel würde erscheinen, und es gab immer eine Flut von Reaktionen, sobald man etwas halbwegs Kontroversesveröffentlichte – wir würden uns also mit zahllosen E-Mails und Anrufen herumschlagen müssen. Ich hoffte sehr, dass ich es wenigstens zum freitäglichen Mittagessen mit meiner Mutter schaffen würde. Die Tatsache, dass ich am Mittwoch erst bei ihr gewesen war, änderte nichts daran, dass sie mich am Freitag zum Essen erwartete. Sie selbst würde zwar vermutlich nicht daran denken, doch es stand in ihrem Terminkalender, und die Pfleger würden sie daran erinnern. Einmal hatte sie den ganzen Tag im Aufenthaltsraum auf mich gewartet, obwohl ich ihr gesagt (allerdings nicht aufgeschrieben) hatte, dass ich erst abends nach der Arbeit vorbeikommen könne. Ich hatte also den Artikel vor mir, das Essen mit meiner Mutter und am Abend mein Treffen   … mein
Date
mit Rich. Und Abe Starkman hatte auch noch nicht zurückgerufen. Das machte mir ein wenig Sorgen. Ich nahm eine Schlaftablette, um meine Gedanken zur Ruhe zu bringen, und schlief durch bis zum Morgen.
     
    Die
Times
war ab sechs Uhr morgens zu haben, mancherorts auch schon früher. Ich selbst bekam sie erst um neun im Büro zu Gesicht. In der Zwischenzeit hatte der Artikel schon einigen Trubel verursacht. Mein Postfach quoll förmlich über, mehr noch, als ich es erwartet hatte. Elliot hatte mir sogar ein paar Mails von zu Hause weitergeleitet, wo er seinen Arbeitstag oft schon vor Sonnenaufgang begann.
    Die Baubehörde, der Bauträger sowie die Firma, die die Gebäude an der Pacific Street abgerissen hatte, bestritten allesamt, irgendetwas von den Knochen gewusst zu haben. Die Pressesprecherin von Livingston & Sons schrieb sogar, sie würden niemals wissentlich der Beauftragung eines Subunternehmens zustimmen, das als «nicht lizenzierter Dienstleister» gelten müsse, wie sie das nannte. Das bezog sich natürlich auf den Transport der Knochen von der PacificStreet ins Lager am Pearson Place. Die Spieler wurden also nervös. Elliot war ganz aus dem Häuschen über diese Reaktionen und rief uns in seiner eigenen frühmorgendlichen Mail dazu auf, jetzt richtig loszulegen. Allein die Mails boten schon Material genug für einen Folgeartikel, und wer wusste schon, was wir den Tag über noch alles ausgraben würden?
    Courtney kam kurz nach mir ins Büro, sie hatte einen frühen Interviewtermin für einen anderen Artikel gehabt. Ich sagte ihr, sie solle unbedingt ihre Mails lesen, und arbeitete mich dann weiter durch meine eigene

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