Nur 15 Sekunden
kam, verschwand er sofort in seinem Büro und rief mich gleich darauf an, um mich zu sich zu bitten. Ich schloss die Tür, ohne lange zu fragen, und setzte mich ihm gegenüber.
«Also, ich habe mit Paul Ardsley gesprochen. Er lässt sich entschuldigen, weil er nicht schon am Freitag erreichbar war. Aber er war sehr betroffen von der Sache und hat bereits entsprechende Schritte zu deinem Schutz eingeleitet.»
Elliots entschlossener Ton beruhigte mich. Ich hatte noch nie bei einem so großen Unternehmen wie der
Times
gearbeitet und empfand es als äußerst erleichternd, auf diese Weise unterstützt zu werden. Als könnte ich einen Teil der Last ablegen.
«Vielen Dank, Elliot.»
«Das ist doch meine Pflicht, und Paul sieht das ganz genauso. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich auch persönlich um dich sorge. Das hört sich alles gar nicht gut an. Außerdem habe ich heute Morgen erfahren, dass die Personalabteilung in letzter Zeit etwas unter Druck geraten ist, weil sie gewisse Personalfragen nicht mit aller gebotenen Sorgfalt geregelt hat. Die Sache wird also durchaus ernst genommen. Sie werden eine sogenannte einstweilige Verfügung für den Arbeitsplatz ausstellen, das dürfte sogar bereits geschehen sein. Die beschränkt den Kontakt am Arbeitsplatz, das heißt, er kann die Arbeit nicht mehr als Vorwand nehmen, sich dir hier im Gebäude zu nähern. Ich nehme an, du hast bei der Polizei schon eine weitreichendere Verfügung beantragt?»
«Nein. Der Detective hat mir davon abgeraten.» Ich erläuterte Jess’ Ansicht, dass einstweilige Verfügungen mitunter die Situation noch verschlimmerten, anstatt sie zu deeskalieren. «Er beschäftigt sich bereits seit fünfundzwanzig Jahren mit dem Thema und scheint zu wissen, was er tut.»
«Na, großartig.» Elliot fasste sich an die Stirn, schüttelte den Kopf und ließ die Hände dann wieder sinken. «Ich hatte ja keine Ahnung, und Ardsley hat mir auch nichts Derartiges gesagt. Er meinte, sie drucken die Verfügung aus wie einen Vertrag, bestellen den Betreffenden ins Büro, lesen ihm die Verordnung vor und lassen ihn unterschreiben. Dann geben sie ihm eine Kopie mit. Offenbar haben sie das schon öfter gemacht, es soll bisher immer funktioniert haben.»
«Bisher?» Dieses eine Wort von mir mit seinem fassungslosen Unterton rief einen beunruhigten Ausdruck auf Elliots Gesicht, den ich so noch nie bei ihm gesehen hatte. Sonst war er immer voller Optimismus, schien alles im Griff zu haben. Jetzt erkannte ich für den Bruchteil einer Sekunde, dass er sich Sorgen machte, wo der Stein landen würde, den er mit seinem Besuch bei Paul Ardsley ins Rollen gebracht hatte. Ich kannte Ardsley nicht persönlich, die Einstellungsformalitäten hatte ich bei einem anderen Mitarbeiter der Personalabteilung erledigt; doch nach allem, was ich hörte, war er nicht eben für seine vorausschauenden Entscheidungen bekannt. Das bewies schon die Tatsache, dass er auf der Weihnachtsfeier versucht hatte, sich an Courtney heranzumachen. Vielleicht erinnerte sich Elliot ja auch daran. Jedenfalls ließ ihn meine fassungslose Reaktion offenbar bereuen,auf Ardsley gehört zu haben. Elliot wollte mir helfen, mich beschützen. Und ich wollte ihm zeigen, wie sehr ich das zu schätzen wusste.
«Na ja», sagte ich und bemühte mich, meine Stimme ruhiger klingen zu lassen, als mir eigentlich zumute war. «Vielleicht nützt es ja etwas. Vielleicht begreift Joe jetzt und hört damit auf, und wir können uns alle wieder auf unsere Arbeit konzentrieren.» Doch während ich das sagte, wusste ich bereits, dass es Joe kein bisschen interessieren würde, ob ihm jemand ein Papier zu unterschreiben gab. Das würde etwa so viel nützen, wie einem Erstklässler einen Vertrag vorzulegen, der ihn verpflichtete, immer brav seine Hausaufgaben zu machen. Joe spielte in einer anderen Liga als die Typen, die einer Arbeitskollegin etwas zu viel Aufmerksamkeit widmeten. Immerhin war er mir von der Insel bis hierher nach New York gefolgt
.
Und seine Beharrlichkeit hatte innerhalb einer einzigen Woche auf fast alle Bereiche meines Lebens übergegriffen. Aber Elliot war schließlich mein Chef, ich hing an meiner Stelle. Und so schien es mir im Augenblick das Wichtigste, ihm zu zeigen, wie sehr mich sein Einsatz freute, und seine Entscheidung trotz aller Bedenken erst einmal gutzuheißen.
Elliot nickte zerstreut und betrachtete sein Telefon. Dann nahm er den Hörer ab und wählte Paul Ardsleys Nummer. Am anderen Ende wurde
Weitere Kostenlose Bücher