Nur bei dir bin ich zu Hause
erzählte, was sie betraf. Und wenn die Scheidung erst einmal vollzogen sein würde, würden noch mehr unbequeme Fragen auf ihn zukommen. Er hätte sich auf diesen Wahnsinn einfach nicht einlassen dürfen.
Denn das Schlimme war, ein Teil von ihm nahm das Ganze sogar ernst. Dieser Teil gewöhnte sich allmählich an das Lebens eines verheirateten Mannes. Margies Mann. Aber genau das durfte nicht sein. Er gehörte nicht hierher. Ganz egal, wie Simon oder Margie das sahen.
Er würde wieder zur Navy zurückgehen. Dort waren seine Freunde, sein Team, die Einsätze. Er hatte sein Leben diesem Job verschrieben, und das sollte auch so bleiben. Er war für die Navy gemacht, nicht für dieses Kleinstadtleben.
Trotzdem war der Ruf des Abenteuers dieses Mal nicht ganz so laut wie sonst. Zum ersten Mal hatte Hunter das Gefühl, dass er etwas Wichtiges aufgeben würde, wenn er wieder ging.
Margie stand neben der offenen Tür des Arbeitszimmers und versuchte zu verstehen, was die drei Männer besprachen.
Erst nahm sie nur Gelächter und dunkle Stimmen wahr. Hunters Stimme erkannte sie dabei sofort. Er hörte sich glücklich an, als er über Einsätze, Gefahren und Abenteuer sprechen konnte. Über all das, was diese drei miteinander verband.
Das war etwas, wogegen sie machtlos war. Die tiefe Verbindung zwischen diesen Männern und Hunter war enger als die zwischen Brüdern und ließ sich nicht trennen. Selbst wenn sie es versucht hätte.
Auch wenn er sie lieben würde – was er nicht tat –, würde er wieder gehen. Er war ein Navy Seal, und sie bezweifelte, dass sich das jemals ändern würde.
Blieb noch die Frage: Wer war Gretchen?
Ein paar Tage später war Hunter immer noch aufgekratzt von dem Besuch seiner Freunde. Er hatte das Gefühl, unbedingt et was tun zu müssen, konnte aber nicht genau sagen, was. Er trainierte regelmäßig im Fitness-Studio des Ortes, ging jeden Morgen joggen und versuchte, wieder möglichst fit für die Navy zu werden.
Aber er verspürte auch noch eine andere Art von Pflichtgefühl. Seine Besuche hier waren immer sehr kurz gewesen. Doch die Tatsache, dass er dieses Mal hier war, um sich zu erholen, dass Simon gesundheitlich schwächelte und dass da Margie war, machte aus seinem kurzen Urlaub einen sehr langen Aufenthalt. Lang genug für Hunter, um zu erkennen, dass es noch eine andere Welt außerhalb der Navy gab. Die ihm mindestens so viel Verantwortung abverlangte wie die Pflicht gegenüber seinem Vaterland.
Hunter fiel es schwer, herauszufinden, was er tun wollte, wenn ihm gleichzeitig gesagt wurde, was er tun sollte .
„Hunter. Sehr gut. Ich habe schon nach dir gesucht.“ Simon kam mit langsamen Schritten ins Arbeitszimmer.
Hunter stand auf, um ihm zu helfen, aber der alte Mann winkte ab. „Noch schaffe ich das allein“, murmelte er und ging um den Schreibtisch herum, um die unterste Schublade zu öffnen.
Hunters Herz klopfte bis zum Hals, als er seinen Großvater dabei beobachtete. Obwohl er klein und zerbrechlich war, bewunderte Hunter die Zähigkeit dieses Mannes. Dieser alte Herr schien zäher zu sein als mancher Navy Seal, dachte er stolz. Doch natürlich wusste er, dass sein Großvater längst nicht mehr so viel Kraft besaß wie früher. Die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Nur hatte Hunter das nie wahrhaben wollen.
War er denn wirklich immer so eigennützig gewesen, dass er nicht gesehen hatte, wie dringend Simon Hilfe brauchte? Nach allem, was dieser Mann für ihn getan hatte? Wer war er? Sollte er sich für die Pflicht gegenüber seinem Land oder gegenüber seiner Familie entscheiden?
Hunter versuchte, all diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, denn er hatte keine Antwort darauf. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, was sein Großvater gerade tat. Die Schublade war voll mit Dokumenten. Hunter sah dabei zu, wie Simon sie schnell durchging, bis er schließlich eine Mappe, nach der er offenbar gesucht hatte, hervorzog. Er legte sie auf den Tisch und öffnete sie. „Ich möchte, dass du dir das hier ansiehst und unterschreibst, bevor du gehst.“
Erstaunt zog Hunter eine Augenbraue hoch. „Kriege ich noch eine Ehefrau?“, fragte er trocken.
„Noch mal würde ich meine Zeit nicht verschwenden“, erwiderte Simon gereizt. „Du magst ja nicht einmal die, die du schon hast.“
Zum Teufel, natürlich mochte er Margie. Dummerweise viel zu sehr.
„Simon …“
„Ich bin nicht hier, um mit dir über Margie zu sprechen, Junge. Es geht um etwas
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