Nur bei dir bin ich zu Hause
anderes.“
„Was?“ Er klang etwas unsicher. Das Licht der Schreibtischlampe, das Simons Gesicht beleuchtete, ließ den alten Mann fast etwas unheimlich aussehen.
Simon nahm eine aufrechte Haltung an und blickte seinem Enkel direkt in die Augen. „Ich werde dir das Familiengeschäft übertragen.“
„Verdammt, Simon“, sagte Hunter und hob beide Hände, so als würde er sich verteidigen müssen. „Selbst wenn ich bereit wäre, das Geschäft zu übernehmen, ich habe immer noch sieben Monate, die ich ableisten muss. Ich kann gar nicht hierbleiben.“
„Das meiste kannst du über den Anwalt laufen lassen. Bis zu deiner Rückkehr habe ich ein Auge darauf.“
Hunter stand auf und ging vom Schreibtisch zum großen Fensterbogen, von dem aus man einen herrlichen Überblick über den riesigen Garten hatte. Am Horizont ging gerade majestätisch die Sonne unter, die sich mit ihren Strahlen den Weg durch die Äste der Bäume brach und ihr abendliches Schattenspiel veranstaltete. Hinter diesen Bäumen lag der Weg, der Hunter vor so vielen Jahren in Richtung Freiheit geführt hatte. Merkwürdig, dass er genau auf diesem Weg wieder hierher zurückgekommen war.
„Nur für den Fall, dass du planst, doch wiederzukommen.“
Hunter blickte den alten Mann über die Schulter an und sah den hoffnungsvollen Ausdruck in Simons Gesicht. Und plötzlich wusste Hunter, dass er nicht mehr länger wegsehen konnte. Er wusste, dass er, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, die Aufgabe annehmen musste, die seit seiner Kindheit auf ihn wartete.
Und tief in seinem Inneren wusste er auch, dass genau das der Grund war, weswegen er sein ganzes Leben lang ständig auf der Suche nach etwas anderem gewesen war. Es war sein Weg gewesen, sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen zu müssen. Vielleicht hatte er weggehen müssen, um zu erkennen, wo er wirklich hingehörte.
„Ich werde wiederkommen, Simon.“
Ein fröhliches Lächeln erschien auf dem Gesicht seines Großvaters, und einen kurzen Moment lang fühlte sich Hunter wie der Held, der er immer sein wollte. Doch die Realität holte ihn schnell wieder ein. Wenn er die Navy wirklich verlassen wollte, um nach Hause zurückzukehren, mussten Vorbereitungen getroffen und Entscheidungen gefällt werden. Und er musste mit Margie reden.
Der alte Mann schlug erleichtert seine Hände zusammen. „Ich wusste, du würdest das Richtige tun, Junge. Endlich.“
Hunters Mund verzog sich zu einem unsicheren Lächeln. „Danke. Das hoffe ich doch.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und rieb sich nachdenklich den Nacken. „Trotzdem muss ich Ende des Monats zurück zum Stützpunkt.“
„Verstanden.“
Hunter nickte, drehte sich zu Simon und atmete tief ein. Endlich ließ der Druck in seiner Brust nach. Seit Tagen zerbrach er sich den Kopf darüber, was er tun sollte. Er befand sich in einem enormen Konflikt zwischen dem Drang, zu Hause zu bleiben, und der Pflicht, wieder in sein altes Leben zurückzukehren. Er war in einem unsichtbaren Kampf verwickelt, den er nur mit sich ausfechten konnte. Jetzt, da endlich eine Entscheidung gefallen war, konnte er wieder ausatmen.
Ja, es würde bestimmt hart für ihn werden, die Navy zu verlassen, aber hier wurde er gebraucht. Und als er ein kleines Ziehen in der Seite spürte, versicherte er sich insgeheim, dass er sowieso darüber nachgedacht hatte aufzuhören, seit er angeschossen worden war. Vielleicht sollte es so sein.
„Was ist mit Margie?“
Hunter konzentrierte sich auf seinen Großvater. „Was soll mit ihr sein?“
„Na ja“, erwiderte Simon, „wenn du bleibst, gibt es für sie eigentlich keinen Grund zu gehen, oder? Ihr seid bereits verheiratet. Und ich habe doch mitgekriegt, wie du sie angesehen hast, Junge. Ich bin alt, aber nicht blind.“
Das wurde Hunter nun doch zu viel. In den letzten paar Minuten hatte er gerade einmal entschieden, die Navy zu verlassen. Auch wenn er schon länger darüber nachdachte. Aber jetzt, wo Simon ihn daran erinnerte, fragte er sich, ob sein Großvater vielleicht doch recht hatte. „Wir sind übereingekommen, dass wir uns scheiden lassen.“
„Warum seid ihr bloß so stur …“
Hunter hatte nicht vor, seine Meinung zu ändern. Er hatte sich sein eigenes Bild von Margie gemacht – ohne gut gemeinten Kommentar. „Simon, lass es gut sein. Was immer zwischen Margie und mir passieren wird, geht nur uns etwas an.“
„Sie macht dich glücklich, Hunter. Ist dir das denn gar nicht
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