Nur dein Leben
begrüßte sie mit einem sympathischen Lächeln. Pelham wirkte angespannt.
Sie setzten sich an den runden Tisch.
»Wir wollen Sie rasch auf den neuesten Stand bringen, Mr. und Mrs. Klaesson«, begann der DI kurz und bündig. »Es hat eine Reihe neuer Entwicklungen gegeben. Heute Nachmittag um vierzehn Uhr dreißig hat eine als Krankenschwester verkleidete Frau im Sussex County Hospital das Zimmer von Bruce Preston betreten und ihm ein tödliches Gift injiziert. Die Ärzte konnten ihn nicht wiederbeleben.«
John starrte ihn schweigend an und versuchte, die Tragweite dieser Nachricht zu erfassen. Naomi saß vor Schreck wie angewurzelt da, die Augen weit aufgerissen.
Humboldt fuhr fort: »Sie hat mit der Spritze auf eine Krankenschwester eingestochen, ohne sie allerdings tödlich zu verletzen, hat den Polizeibeamten, der Preston bewachte, mit dem Auto angefahren und schwer verletzt und wurde anschließend bei einem Frontalaufprall gegen einen Lkw selbst getötet. Ersten Angaben zufolge fuhr sie auf der falschen Straßenseite.«
»War es Selbstmord?«, fragte Naomi, die Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern.
»Wer – wer – was- diese Frau – was …?«, fragte John mit ersterbender Stimme.
»Sie gleicht der Frau auf dem Foto, das wir in Prestons Portemonnaie gefunden und Ihnen gezeigt haben.«
»Dann muss sie Lara sein, die Frau, deren Namen er ständig wiederholt hat, nachdem er angeschossen worden war«, sagte John.
»Wir wissen nichts darüber, wer sie war oder in welchem Verhältnis sie zu ihm gestanden hat«, erwiderte Humboldt.
»Sie reiste mit einem amerikanischen Pass«, sagte Pelham, »unter dem Namen Charlotte Feynman. Das FBI hat uns soeben mitgeteilt, dass die Passnummer mit der einer siebenundzwanzigjährigen Frau übereinstimmt, die vor achtzehn Monaten in einem Krankenhaus in Columbus, Ohio, an Hirnhautentzündung gestorben ist.«
Er hielt inne, um ihnen Zeit zu lassen, die Information zu verarbeiten, und fuhr dann fort. »Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist absolut vertraulich. Sie dürfen weder mit Journalisten noch mit sonst irgendjemandem darüber reden. Ist das klar?«
John und Naomi nickten.
»Wir haben interessante Gegenstände in ihrem Rucksack hinten im Kofferraum gefunden. Den Boardingcard-Abschnitt eines Fluges von Athen nach London heute Vormittag, eine Quittung – sieht wie eine Restaurantrechnung aus – von einem bisher nicht identifizierten griechischen Lokal mit dem Datum von gestern, und, vielleicht das Nützlichste von allem, eine Quittung für ein Schließfach am Flughafen von Athen von Viertel nach sechs heute Morgen. Ich habe eine Kopie an das Athener Polizeipräsidium faxen lassen mit der Bitte, es zu öffnen und uns über den Inhalt zu informieren. Bei der griechischen Polizei ist aber immer eine Menge Papierkrieg zu bewältigen. Falls man nicht sofort kooperiert, wird noch heute Nacht ein Kollege mit dem Originalbeleg runterfliegen.«
»Sie hat ihn umgebracht?«, fragte Naomi. »Sie ist in sein Zimmer eingedrungen und hat ihn umgebracht?«
»Wir können es erst mit Sicherheit sagen, wenn die Ergebnisse der Autopsie vorliegen, aber bislang sieht es so aus.«
»Wurde er nicht bewacht?«
»Doch, von dem Kollegen, der schwer verletzt wurde.« Pelham zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Aber um zu den Fortschritten zu kommen: Die Kollegen von der Spurensicherung haben die Suche rund um Ihr Haus abgeschlossen.«
»Was haben sie gefunden?«, fragte John.
»Bisher nur sehr wenig, womit wir etwas anfangen können. Fußspuren. Eine Zigarettenkippe auf dem Schulparkplatz, die derzeit auf DNS -Spuren untersucht wird. Was das Privatflugzeug angeht, eine Gulfstream, haben unsere französischen Kollegen sämtliche nationalen und internationalen Flughäfen innerhalb ihrer Reichweite überprüft, aber die Maschine ist nicht gesichtet worden. Sie versuchen, den Besitzer zu ermitteln, aber offenbar ist eine ganze Kette von Firmen daran beteiligt, angefangen mit einem halben Dutzend in Panama. Da hat jemand alles Erdenkliche unternommen, um den Besitzer zu verschleiern.«
»Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber glauben Sie, es ist ein Pädophilenring?«, fragte Naomi und sah abwechselnd Pelham und Humboldt an. Keine ihrer Mienen verriet etwas.
»Momentan ermitteln wir in alle Richtungen, Mrs. Klaesson«, antwortete Pelham. »Aber trösten Sie sich: Derart raffinierte Maßnahmen wie den Einsatz des Flugzeugs und eine solch akribische Planung haben wir
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