Nur dein Leben
haben, als sie einfach nur rückwärts sprachen und jeden vierten Buchstaben wegließen. Das, was wir hier haben, hat keiner von uns je gesehen. Mit den heutigen Techniken sind diese Texte nicht dechiffrierbar. Das soll nicht heißen, dass es nicht eines Tages möglich wäre, aber es könnte einen Monat, mehrere Monate oder sogar länger dauern. Ohne Schlüssel können wir kurzfristig nichts ausrichten.«
Pelham lehnte sich nach vorn. »Hier spricht Detective Inspector Pelham, Professor.«
»Ja, hallo.«
»Sind Sie bereit, es weiter zu versuchen?«
»Natürlich, aber ich kann augenblicklich nichts versprechen – bitte denken Sie daran.«
»Wir danken Ihnen für Ihre Offenheit, Professor.«
»Mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne Kopien der Festplatten an einen meiner früheren Kollegen beim militärischen Abschirmdienst in Cheltenham schicken. Er wäre bereit, seine Leute daranzusetzen.«
Pelham sah John und Naomi fragend an und sagte dann: »Sie haben unser volles Einverständnis, jeden Weg zu beschreiten, der Ihnen sinnvoll erscheint.«
»Okay. Viel mehr kann ich im Augenblick nicht tun.«
»Wir sind Ihnen sehr dankbar«, sagte Pelham.
»Danke, Reggie«, sagte John.
»Vielleicht kann ich Ihnen und Ihrer Frau einen kleinen Trost spenden. Wenn Ihre Kinder klug genug sind, in diesem Code zu kommunizieren, müssen sie wirklich außergewöhnlich intelligent sein.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte John.
»Nun, nichts weiter. Außer, dass ihre Überlebensfähigkeit dann möglicherweise ebenso ausgeprägt ist.«
Naomi erwiderte: »Schon möglich, Professor, aber trotzdem sind sie erst drei Jahre alt.«
»Stimmt, aber sie sind schon jetzt den meisten Erwachsenen weit überlegen.«
Nach einem langen Schweigen sagte John: »Danke für Ihre aufmunternden Worte, Reggie. Wir danken Ihnen und Ihrem Team für alles, was Sie tun.«
»Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Alle bedankten sich bei ihm, dann beendete Pelham den Anruf.
»Wir sollten jetzt besser eine Pause einlegen«, schlug er vor. »Ich glaube, wir müssen alle ein bisschen verschnaufen.«
113
DIE NACHT WAR EINFACH IDEAL. Mit etwas weniger Glück hätten sie womöglich Wochen, wenn nicht sogar Monate auf diese Wetterbedingungen warten müssen. Kein Mond, eine dichte Wolkendecke, leichter Wellengang. Sie schalteten den Motor aus und ließen sich treiben, und da die Uhren synchronisiert waren, verstummten binnen Sekunden auch die Außenborder der übrigen neunzehn Schlauchboote der Flotte.
Plötzlich herrschte Stille. Man hörte nur noch das Schwappen des tintenschwarzen Meeres, das leise Plätschern der Riemen, das Quietschen der Dollen, nervöses Atmen und das Rascheln robuster Kleiderstoffe.
Die Lichter der Schiffe zwölf Meilen weiter südlich waren nun nicht mehr sichtbar. Dort draußen in der Dunkelheit, am Rande des Horizonts, hatten zwei Flugzeugträger beigedreht, einer von der griechischen, einer von der US -amerikanischen Marine. Sie waren in Alarmbereitschaft versetzt, und auf den Decks warteten bemannte Helikopter.
Nachdem alle elektronischen Geräte ausgeschaltet worden waren und kein Wort mehr gesprochen werden durfte, legte die Mannschaft der Landungsflotte die letzten drei Meilen in vollkommener Stille zurück.
Morgens um halb zwei kniete Harald Gatward neben seinem Bett, das Gesicht in den Händen verborgen, und kommunizierte mit dem Herrn in der intensivsten Vigil seit Monaten.
Er hatte das Gefühl, mit seiner Anbetung an einem toten Punkt angelangt zu sein, ähnlich wie ein Marathonläufer nach den ersten Kilometern. Diesen Punkt, an dem einen die Schmerzen und die Verzweiflung zu überwältigen drohten, musste man überwinden, denn wenn man einmal seine Reserven mobilisiert und sich zum Weiterlaufen gezwungen hatte, floss bald die Energie wieder, und alles wurde leichter.
Satan hatte ihn an diesen Punkt gebracht, und nur mit Gottes Hilfe kam er über ihn hinweg.
Der Abt, Pater Yanni, hatte ihn gestern Abend in seiner Zelle besucht und ihn mit seiner weisen, schwermütigen Stimme darauf hingewiesen, den anderen Mönchen sei aufgefallen, dass er in letzter Zeit nicht mehr so inbrünstig bete wie sonst, besonders in den vergangenen Tagen. Pater Yanni fragte sich, ob ihm eine Krankheit in den Gliedern stecke oder er zweifle?
»Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas isst, der ist gerichtet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde«, erwiderte Harald
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