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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sei.
    John stand noch immer in regelmäßigem Kontakt zu seinem Freund Kalle Almtorp. Das FBI hatte noch immer keinerlei Hinweise darauf, wer Dettore ermordet hatte, und die
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war bisher nicht wieder gesichtet worden. Möglicherweise, äußerte er John gegenüber, hätten die Apostel des Dritten Jahrtausends sie zum gleichen Zeitpunkt versenkt, wie sie Dettore in die Luft gesprengt hätten – wobei in diesem Fall vermutlich die gesamte Besatzung ums Leben gekommen sei. Auch bei den Ermittlungen im Mordfall Marty und Elaine Borowitz tappe man im Dunkeln, trotz der anfänglichen Behauptungen, es sei ebenfalls das Werk der Apostel des Dritten Jahrtausends. So still und leise, wie sie aufgetaucht waren, schienen diese seltsamen Fanatiker auch wieder in der Versenkung verschwunden zu sein.
    Das FBI und Interpol konnten sich keinen Reim darauf machen. Kalle riet John und Naomi eindringlich, sich unauffällig im Hintergrund zu halten, die Öffentlichkeit tunlichst zu meiden, anonym und stets wachsam zu bleiben. Ihre Entscheidung, die USA zu verlassen und nach England zu gehen, hielt er für vernünftig.
    John und Naomi hatten beschlossen, in England niemandem außer Naomis Mutter und Schwester davon zu erzählen, dass sie in der Dettore Klinik gewesen waren. Einige von Johns ehemaligen Kollegen und Naomis Freunden hatten aus der Presse davon erfahren, als die Nachricht um die ganze Welt ging, doch John und Naomi hatten Fragen erfolgreich abgeschmettert, indem sie behaupteten, da habe wieder mal eine Journalistin etwas falsch verstanden und die Sensationspresse hätte aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.
    Ab der achtzehnten Woche hatte sich die Schwangerschaftsübelkeit noch verschlimmert, anstatt abzuklingen, wie zu erwarten gewesen wäre. Naomi musste die ganze Zeit erbrechen und konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten, obwohl sie ständig Appetit auf gefrorene Erbsen und Marmite-Brote hatte. Sie war zwischenzeitlich so schwer dehydriert und ihr Elektrolythaushalt dermaßen aus dem Gleichgewicht, dass sie in den folgenden zwei Monaten viermal ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
    In der dreißigsten Woche hatte man bei Naomi eine Gestose mit gefährlich hohem Blutdruck diagnostiziert. Sie hatte Eiweiß im Urin und litt unter unangenehmen Schwellungen an Händen und Knöchel, so stark, dass sie irgendwann nicht mehr in ihre Schuhe hineinkam.
    Als Dr. Holbein nach sechsunddreißigeinhalb Wochen einen geplanten Kaiserschnitt vorschlug, weil er befürchtete, die Funktion der Plazenta könne beeinträchtigt sein und die Babys in Lebensgefahr schweben, oder es könne eine Blutung hinter der Plazenta eintreten, musste er weder Naomi noch John lange dazu überreden.
    Die Gespräche im OP verstummten plötzlich, und die Mediziner in ihren grünen Kitteln umringten Naomi. John setzte sich und nahm ihre Hand. Sein Mund war ausgetrocknet. Zitternd sagte er: »Jetzt geht’s los.«
    Er hörte das Klappern von Instrumenten und sah, wie sich die Ärzte über den OP -Tisch beugten, die Mienen über den Masken ernst und angespannt. Er reckte den Hals um das grüne Tuch herum und sah, wie Dr. Holbein mit einem Skalpell unten um Naomis riesigen Bauch fuhr. Ängstlich wandte er den Blick ab.
    »Was siehst du?«, fragte Naomi.
    Plötzlich blickte der Gynäkologe um den Schirm.
    »Möchten Sie sehen, wie die Babys zur Welt gebracht werden?«, fragte er fröhlich.
    John blickte Naomi an, aufgemuntert von Holbeins zuversichtlichem Ton. »Was sagst du dazu, Liebling?«
    »Was meinst du?«, fragte sie zurück. »Würdest du es gerne sehen?«
    »Ja – ja, das würde ich gerne«, sagte er.
    »Ich auch.«
    Gleich darauf löste der Anästhesist die Klammern und ließ den grünen Vorhang herunter.
    »Sie können ihren Kopf hochhalten, damit sie besser sehen kann«, sagte Holbein zu John.
    Vorsichtig gehorchte John. Sie blickten auf ein Meer von faltigen grünen Tüchern und die behandschuhten Arme des Chirurgen.
    Nur wenige Augenblicke später wurde die winzige Phoebe Anna Klaesson, gehüllt in schleimige Käseschmiere und Blut, die Nabelschnur vom Bauch hängend, fest im Griff der Chirurgenhand, aus der Wärme und dem Rumoren des Mutterbauchs gezogen und hinaus in die vergleichsweise eisige Kälte und unheimliche Stille des Operationssaals gehoben.
    Unmittelbar vor Johns Augen verwandelte sie sich von Bläulich-Rosa in Knallrosa.
    Dieses Schreien. Dieses süße Geräusch des Lebens, ihres Babys, ihres Geschöpfs! Er

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