Nur dein Leben
wurde von Freude und Angst zugleich erfüllt. Erinnerungen an Halleys Geburt gingen ihm durch den Kopf. Dieser Stolz, diese Hoffnungen, die er gehegt hatte!
Ich hoffe so sehr, dass du gesund bist, Phoebe! Bestimmt bist du das. Oh Gott ja, das bist du!
Der Frauenarzt hielt Phoebe hoch, eine weitere vermummte Gestalt klammerte die Nabelschnur an zwei Stellen und eine dritte Gestalt schnitt sie in der Mitte durch.
Dr. Holbein legte das Baby mit der Nabelschnur in ein grünes, steriles Tuch, das die Hebamme bereithielt, wickelte Phoebe ein und brachte sie Naomi.
»Eine hübsche Tochter haben Sie!«
Phoebe schrie aus Leibeskräften.
»Hören Sie mal!«, sagte Holbein. »So schreit ein gesundes Kind.«
Johns Augen schwammen vor Tränen. »Gut gemacht, Schatz«, flüsterte er Naomi zu. Doch sie starrte ihre Tochter mit einer so erschöpften Faszination an, dass sie ihn gar nicht hörte.
Dann reichte der Arzt Phoebe an die Hebamme weiter, die sie wiederum dem Kinderarzt brachte. Er wartete an den beiden Wiederbelebungstrolleys, zwei kleinen fahrbaren Tischen mit großen flachen Lampen darüber. »Und jetzt das nächste Kind«, sagte er.
Als der Chirurg sich wieder dem Abdomen zuwandte, sagte er: »Das zweite Baby liegt weiter hinten oben – das wird gar nicht so einfach. Steißlage, der Kopf steckt in einer Ecke der Gebärmutter.«
John, der noch immer Naomis Kopf hielt, sah, wie sich der Gynäkologe konzentrierte. Er bewegte die Hände in Naomis Bauch, aber John erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
Die Atmosphäre im Raum schien sich zu verändern. Alle Augenpaare blickten jetzt angespannt. Der Gynäkologe tastete noch immer in Naomis Bauch herum. Er sagte etwas zur OP -Schwester, aber so leise, dass John es nicht verstehen konnte.
Ein Schweißtropfen fiel von der Stirn des Gynäkologen auf ein Brillenglas.
Plötzlich sagte der Anästhesist zu John: »Wir haben ein kleines Problem, ich glaube, Sie sollten jetzt besser hinausgehen.«
Holbein nickte. »Ja, das wäre vernünftig.«
»Was ist denn los?«, fragte John mit einem ängstlichen Blick auf Naomi, aus deren Gesicht die letzte Farbe gewichen war.
Der Frauenarzt sagte: »Jetzt wird es wirklich schwierig. Die Herzfrequenz des Babys ist erheblich gesunken. Es wäre besser, Sie würden draußen im Wartezimmer Platz nehmen.«
»Ich möchte lieber hierbleiben«, entgegnete John.
Der Anästhesist und der Gynäkologe wechselten einen Blick. Ängstlich sah John Dr. Holbein an. War das Leben des Babys in Gefahr?
Der Anästhesist befestigte wieder den grünen Sichtschutz. John küsste seine Frau. »Keine Sorge, Schatz, alles wird gut.«
Sie drückte seine Hand. Dann stand er auf. Des Holbein trat noch einmal zu Naomi. »Tut mir leid, Naomi. Wir haben versucht, den Schnitt auf die sogenannte Bikinilinie zu beschränken, aber jetzt muss ich doch vertikal schneiden.«
Naomi nickte schwach.
»Die Epiduralanästhesie liegt nicht hoch genug«, warnte der Narkosearzt. Dann rief sein Assistent plötzlich alarmiert: »Sechzig!«
Panik machte sich breit.
»Ich kann nicht warten!«, sagte der Chirurg.
Der Anästhesist schrie fast: »Erst muss ich sie narkotisieren! Geben Sie mir eine Minute!«
John sah die beiden Männer entsetzt an, als der Gynäkologe befehlend sagte: »Verdammt! Das Kind hat jetzt schon Sauerstoffmangel!«
Der Anästhesist kämpfte mit einer Kanüle in einem Fläschchen.
»Wenn wir das Baby retten wollen, muss ich anfangen!«, rief Holbein verzweifelt.
»Warten Sie, um Gottes willen, ich muss sie erst intubieren und ruhigstellen!«
Der Gynäkologe, inzwischen schweißnass, hob die grünen Tücher an und legte Naomis ganzen Bauch frei. »Wie lange brauchen Sie?«
»Ein paar Minuten.«
»So lange haben wir nicht!« Er kehrte zu Naomi zurück. »Wenn wir das Baby retten wollen, wird es etwas wehtun. Sind Sie bereit dafür?«
»Tun Sie Naomi nicht weh!«, flehte John. »Bitte! Das … ist viel wichtiger … als …«
»Alles in Ordnung«, sagte Naomi. »Bitte tun Sie, was notwendig ist, um das Baby zu retten. Ich schaff das schon.«
»Ich will nicht, dass Sie ihr wehtun!«, sträubte sich John.
»Ich glaube, Sie sollten jetzt wirklich besser rausgehen«, erwiderte der Gynäkologe.
Der Anästhesist spritzte Flüssigkeit aus der Nadel, desinfizierte Naomis Arm und injizierte das Narkosemittel.
Entsetzt und mit starrem Blick sah John zu, wie der Gynäkologe
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