Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
den Telefondienst zuständig war und dessen Gestalt verschwommen hinter der Glasscheibe in der Tür auszumachen war.
Alle Blicke richteten sich auf den leicht genierten Lundin, als er den Kopf zur Tür hineinsteckte.
»Telefon für Conny Sjöberg. Es kann nicht warten«, fügte er entschuldigend hinzu.
»Leg es hier rein«, sagte Sjöberg und öffnete seinen Spiralblock.
Sandén schob Sjöberg das Telefon über den Tisch zu, der entschlossen die Mine des Kugelschreibers herausdrückte, während er hastig zwei Schluck Kaffee trank.
Das Gespräch dauerte länger als erwartet, und als er fertig war, legte er den Hörer mit einem Seufzer auf die Gabel.
»Heute kommt anscheinend alles zusammen«, stellte er resigniert fest.
»Man hat ein sechzehnjähriges Mädchen gefunden, erwürgt auf einer Toilette an Bord einer Fähre der Viking Line. Sie ist im Laufe der Nacht in schwedischen Hoheitsgewässern ermordet worden und war wohnhaft in der Götgatan, oben in Ringen. Damit landet der Fall auf unserem Tisch. Bis jetzt hat die finnische Polizei ermittelt, und auch in Zukunft werden wir alle Unterstützung von ihr bekommen, die wir brauchen. Aber bei uns werden alle Fäden zusammenlaufen.«
»Verdammt. Zwei Kinder an einem Tag.«
Sandén fasste zusammen, was alle dachten.
»Ich werde mich um diesen Fall kümmern«, fuhr Sjöberg fort. »Jamal arbeitet mit mir zusammen. Petra übernimmt den Vitabergspark. Du machst das schon. Jens ist auch dabei. Und Einar arbeitet an beiden Fällen mit. Wenn es nicht reicht, müssen wir Verstärkung anfordern, aber zunächst versuchen wir es mal so.«
Petra Westman war noch nie zuvor für einen Fall verantwortlich gewesen. Sie war stolz und gleichzeitig auch ein bisschen nervös. Nervös gegenüber dem älteren und bedeutend erfahreneren Sandén, der aber klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und zwinkerte ihr kurz zu. Sandén legte keinen Wert auf Karriere. Während all der Jahre, die er in Sjöbergs Schatten gearbeitet hatte, war er nie durch Neid oder Missgunst aufgefallen, was wiederum auch ein Zeichen für einen anderen seiner Charakterzüge war: Genügsamkeit. Er nahm die Dinge, wie sie kamen, machte sich keine unnötigen Sorgen und ließ sich von nichts und niemandem den Schneid abkaufen.
»Dann könnt ihr schon mal loslegen.«
Sjöberg hatte sich an Westman und Sandén gewandt.
»Ihr wisst ja, wo ihr mich findet«, ergänzte er sicherheitshalber und lächelte Westman zu. »Wir anderen fangen von vorne an.«
»Und ich?«, fragte Einar Eriksson mit einem Gesicht, als fühlte er sich in irgendeiner Weise ungerecht behandelt.
»Du solltest auf jeden Fall so schnell wie möglich mit dem Vitabergspark loslegen«, fuhr Sjöberg unbeschwert fort, »aber es wäre nicht schlecht, wenn du dir zunächst fünf Minuten nimmst, um dich auch mit dieser Schiffsgeschichte vertraut zu machen. Auch wenn die Fähre nicht vor morgen früh in Stockholm einlaufen wird.«
Eriksson ließ ein gedehntes Seufzen vernehmen. Westman und Sandén verließen den Besprechungsraum, und Sjöberg wiederholte, was er während des Telefongesprächs erfahren hatte.
»Und der Leichnam?«, wollte Hansson wissen, nachdem Sjöberg geendet hatte. »Was passiert mit dem?«
»Er bleibt zunächst in Åbo. Wie lange, kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß nicht, wie das in solchen Situationen gehandhabt wird. Vielleicht kannst du das herausfinden, Bella? Es gab keine offensichtlichen Anzeichen für eine Vergewaltigung – die Kleidung war intakt – aber nach Aussage des finnischen Rechtsmediziners ist sie während ihrer letzten Stunden sexuell aktiv gewesen. Das ist das Einzige, was man bisher herausgefunden hat. Sprich mit Kaj Zetterström von der Rechtsmedizin, dann könnt ihr alle Maßnahmen ergreifen, die die Situation erfordert. Vielleicht müsst ihr hinfahren.«
Sjöberg trank den letzten Tropfen aus seiner Kaffeetasse und schob sie zur Seite. Einar Eriksson schaute auf seine Uhr, stand auf und verließ den Raum.
»Und damit sind die fünf Minuten rum«, bemerkte Sjöberg mit einem resignierten Gesichtsausdruck, als die Tür zum Besprechungsraum wieder ins Schloss gefallen war.
»Tja, das wird eine ziemliche Herausforderung«, stellte Hadar Rosén fest. »Verdammt viele Menschen, die befragt werden müssen, und die Hälfte davon noch in Finnland. Ist die Familie des Mädchens informiert worden?«
»Nein, das ist wohl das Erste, was wir in Angriff nehmen müssen«, seufzte Sjöberg. »Ich übernehme
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