Nur Der Tod Kann Dich Retten
es nicht gern, wenn ich Kaffee trinke.«
Delilah fragte sich, ob das Koffein ihre diversen Ängste schlimmer machte.
»Er mag es nicht, wenn mein Atem nach Kaffee riecht«, erklärte Fiona unaufgefordert.
Delilah nickte verständnisvoll, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht begreifen konnte. Sie hatte die Leute schon über eine »Kaffee-Fahne« sprechen hören, den Geruch persönlich jedoch nie anstößig gefunden. Außerdem war Cal nicht zu Hause. Er würde erst in ein paar Stunden zurückkommen. Bis dahin war der Geruch in ihrem Atem doch bestimmt verflogen. »Dann vielleicht einen Tee?«
Wieder schüttelte Fiona den Kopf.
»Und wie wär’s mit einem Dove-Riegel?«
Selbst in dem schwachen Licht konnte Delilah Fionas Augen aufleuchten sehen. »Ein Dove-Riegel?«
Delilah öffnete schwungvoll die Gefrierschranktür und nahm einen Riegel aus der obersten Schachtel.
»Oh nein. Das sind Cals«, warnte Fiona sie, und ihre blaugrünen Augen verdunkelten sich wieder, als hätte jemand an einem Dimmer gedreht.
»Ich bin sicher, er hat nichts dagegen -«
»Nein, das kann ich nicht machen.«
»Klar, können Sie das. Ich sag Ihnen was, wir essen beide einen.« Delilah nahm einen zweiten Riegel aus der Packung und gab den ersten Fiona. »Los. Ich erzähl ihm, dass sie so lecker waren, dass ich zwei gegessen habe.«
»Das glaubt er dir bestimmt nicht.«
Delilah hätte beinahe gelacht. »Soll das ein Witz sein?« War die Frau nicht nur mit Phobien, sondern auch mit Blindheit geschlagen? Delilah riss die Verpackung von ihrem Riegel ab und biss ein Stück üppig-cremiges, dunkles Schokoladeneis ab. »Hmmm. Köstlich. Los, kommen Sie, beißen Sie zu.«
Fiona starrte den Eisriegel in ihrer Hand an, ohne sich zu rühren.
»Warum lassen wir dazu nicht ein bisschen Licht rein?« Bevor Fiona widersprechen konnte, war Delilah ans Fenster getreten. »Draußen ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint. Es ist warm.« Sie zog die Jalousie über der Spüle hoch. »So ist es doch viel besser.« Sie drehte sich um, und das Lächeln in ihrem Gesicht gefror, als sie im Licht der hellen Sonne die dunklen Blutergüsse an Fionas Armen und ihrem Hals sah. »Mein Gott. Was ist denn mit Ihnen passiert?«
Fiona ließ den Riegel fallen, der auf ihre nackten Füße fiel und unter den Tisch kullerte. »Oh Gott, ich sollte gar nicht hier sein.«
»Wovon reden Sie? Sie wohnen hier.«
»Ich sollte im Bett sein.«
»Warum, Mrs. Hamilton? Sind Sie krank?«
»Ich sollte nicht mit dir reden.«
»Warum nicht?«
»Er mag es nicht, wenn ich mit Fremden rede.«
»Ich bin ja wohl kaum eine Fremde, Mrs. Hamilton. Ich bin...« Was war sie eigentlich? Eine Nachbarin? Der Babysitter? Und wovor genau hatte diese Frau solche Angst? »Ich bin eine Freundin.«
»Er wird sehr wütend sein, wenn er erfährt, dass ich hier unten war.«
»Wie sollte er es erfahren? Ich werde es ihm nicht erzählen.«
»Er bekommt es trotzdem heraus.«
»Wie denn?« Delilah sah sich nach versteckten Kameras um.
»Ich werde es ihm sagen.«
»Was?«
»Bei der Untersuchung. Er wird mich befragen, und ich muss es ihm sagen.«
»Nein, das müssen Sie nicht. Sie müssen ihm gar nichts sagen. Und was meinen Sie überhaupt mit ›Untersuchung‹?« Wovon redete Fiona?
Fiona Hamilton starrte Delilah an, als würde sie in einer fremden Sprache sprechen.
»Mrs. Hamilton«, begann Delilah behutsam und mit einem Nicken auf die Blutergüsse der Frau. »Hat Ihr Mann Ihnen das angetan?«
»Was? Nein. Natürlich nicht.«
»Denn wenn dem so wäre, müssen Sie nicht bei ihm bleiben. Wir können den Sheriff rufen. Sie können ihn verhaften lassen.«
»Nein, das könnte ich nie tun.«
»Aber -«
Es klingelte, direkt gefolgt von einem lauten Klopfen an der Haustür.
»Oh Gott, er ist schon zurück.«
War das möglich, fragte Delilah sich. Hatte Cal Hamilton den Wagen auf der Straße geparkt und sich zurückgeschlichen? Und warum sollte er das tun?
»Er wird so wütend«, jammerte Fiona. »Ich werde die Untersuchung nie bestehen.«
»Wovon reden Sie? Welche Untersuchung?«
»Oh Gott. Oh Gott.«
»Delilah!«, rief eine Stimme vor dem Haus.
»Es ist meine Mutter«, sagte Delilah mit einem erleichterten Seufzer, tätschelte im Vorbeigehen vorsichtig Fionas geschwollene Schulter und spürte, wie die Frau vor ihrer Berührung zurückwich. Sie ging eilig durchs Wohnzimmer zur Haustür, öffnete sie und sah sich ihrer Mutter gegenüber, die ihr ein Glas entgegenstreckte.
»Ich
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