Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
unbeschreiblicher Gestank stieg auf, die beiden Menschen schlugen die Hand vor den Mund und kämpften mit der Übelkeit. Doch dieses Gefühl ließ rasch nach. Sophie griff mutig nach dem glitschigen Zeug, das sich dort abgelagert hatte und warf es auf den Boden. Darunter kam Metall zum Vorschein. Münzen, Halsketten, Armreifen, Edelsteine, Pokale.
Erschüttert ließ sie die Hände sinken.
„Das - das glaube ich einfach nicht“, murmelte sie und starrte ungläubig auf die Ansammlung wertvoller Gegenstände. „Sagen Sie, Kapitän, ist wirklich die ganze Kiste voll davon?“
„Ja, sehe ich denn aus, als würde ich halbe Sachen machen?“, kam es pikiert.
„Im Augenblick sehen Sie überhaupt nicht aus“, stellte Marc spöttisch fest. „Im Übrigen sollten Sie vorsichtig sein, wer Sie eventuell hören könnte. Nicht jeder akzeptiert Geister, so wie wir.“
„Lass ihn doch, er hat offensichtlich Langeweile. Und ein bisschen spuken kann nicht schaden. Hier in Clydesdale glaubt ohnehin jeder an den Kapitän, auch wenn ihn meines Wissens nach noch niemand gesehen hat.“
„Spielt jetzt auch keine Rolle. Sophie, wir müssen diese Kiste und ihren Inhalt verschwinden lassen. Hast du einen sicheren Platz dafür, bis du dich entschieden hast, was du damit tun willst?“
Sie überlegte. „Es wird das Beste sein, nicht alles an einem Platz aufzubewahren“, stellte sie sachlich fest.
Leises Lachen klang durch die Luft. „So rasch ändern sich die Ansichten“, meldete sich Spenser noch einmal zu Wort.
„Das ist eine Unverschämtheit“, gab sie patzig zurück.
„Ganz wie du meinst.“
Es zeigte sich, dass die Menge an Gold und Edelsteinen viel zu groß war, als dass Sophie und Marc sie auf einmal hätten in Sicherheit bringen können. Aber der Schuppen war groß, und das kleine Bootshaus, das direkt daran angebaut war, bot ein gutes Versteck. Ein spitzbübisches Lächeln malte sich auf dem Gesicht der jungen Frau, als endlich alles verstaut war.
„Jetzt packen wir das schmierige glitschige Zeug wieder in die Kiste und lassen Sie einfach stehen“, bestimmte sie. „Falls neuerdings neugierige Augen danach forschen, werden sie nichts finden.“
Marc lachte auf. „Aber sicher bist du deswegen noch lange nicht“, stellte er dann noch immer besorgt fest.
„Und du machst dir einfach zu viele Sorgen“, wehrte sie ab. Er küsste sie lange, wandte sich dann zum gehen.
„Am liebsten würde ich ja den ganzen Tag bei dir bleiben, aber das lässt meine Arbeit nun doch nicht zu. Bis später, mein Liebes.“
Sophie blickte ihm hinterher und seufzte.
„Du musst ihn festhalten, Mädchen“, sagte Spenser.
„Sie haben leicht reden. Ich weiß, dass ich ihn liebe, auch wenn ich das vor ein paar Tagen noch für unmöglich gehalten hätte. Aber solange die Polizei ihn für verdächtig hält, werden wir wohl beide keine Ruhe finden. Wenn Sie mir - uns - wirklich helfen wollen, sorgen Sie dafür, dass wir den Mord aufklären und Marcs Unschuld beweisen.“
„Du verlangst da ziemlich viel von mir.“
„Nein, ich glaube nicht. Sie haben die Möglichkeit, auch bei Tage unbemerkt alle möglichen Orte aufzusuchen - zu sehen und zu hören. Gehen Sie, oder schweben Sie meinetwegen und tun Sie genau das.“
„Huch, das Mädchen wird energisch. Ich gehe ja schon. Aber hast du eine Ahnung, bei wem ich anfangen soll?“
Bedauernd zuckte Sophie die Schultern. „Keine Ahnung, nein. Aber falls Sie etwas Logik besitzen, wissen Sie vielleicht schon, bei wem Sie anfangen müssen.“
„Bei deiner Erziehung wurden ein paar dicke Fehler gemacht. Man hat vergessen, dich den Respekt vor dem Alter zu lehren.“
„O nein, den besitze ich schon. Man hat nur vergessen, mich auf Gespenster vorzubereiten. Sonst noch was?“
Er knurrte und war gleich darauf weg. Als Sophie die Tür nach draußen öffnete, stand sie unvermittelt von Francis O’Donnell. Erschreckt wich sie einen Schritt zurück, doch der ältere Mann lächelte gutmütig
„Führen sie Selbstgespräche, Miss Sophie? Das kommt von der Atmosphäre hier. Die meisten von uns tun das, und Sie werden schon noch eine von uns. Wollen Sie wirklich immer noch verkaufen? Ich hatte gehofft, Sie würden sich hier endlich Zuhause fühlen.“
Das war die längste Rede, die Sophie je von diesem wortkargen Mann gehört hatte. Trotzdem fragte sie sich, ob er wohl wusste oder ahnte, dass sie sich gerade mit einem Geist unterhalten hatte. Im ganzen Ort galt die Existenz von Spenser als
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