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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Hilfsangeboten Gebrauch! Wenn es hart auf hart kommt, können wir Ihnen auch Morphin verabreichen. Im Moment gibt es dafür allerdings noch keinen Anlass.“ Danach widmete er sich Cara. „Wenn Sie sich bestmöglich um Ihre Mutter kümmern wollen, müssen Sie sich fragen, welche Behandlungen Sie selbst zu Hause durchführen können und für welche Sie Unterstützung benötigen. Es wäre das Beste, wenn sich ein komplettes Team finden würde, das Ihnen unter die Arme greift. Wohnt Miss Sooner noch bei Ihnen?“
    „Ja. Sie ist uns eine große Hilfe.“
    „Gut. Aber ihre Niederkunft steht kurz bevor, nicht wahr?“
    „Der voraussichtliche Geburtstermin ist der 15. September.“
    „Aha.“
    „Cara wird das schon schaffen“, versicherte Lovie. „Wissen Sie, meine Tochter ist eine sehr kompetente Frau.“
    Der Stolz in Lovies Stimme entging Cara nicht.
    „Gut!“ wiederholte Dr. Pittman emphatisch. „Aber laden Sie sich bitte nicht alles auf die eigenen Schultern! Zu oft begegne ich einer tatkräftigen Tochter oder Ehefrau, die fest davon überzeugt ist, dass sie es schafft, und am Ende doch ausgebrannt aufgibt. Das muss nicht sein. Eine gute Pflegerin gibt Acht, dass sie sich nicht übernimmt. Bedenken Sie bitte, die Pflege an sich muss auf zwei Säulen ruhen. Die erste ist die medizinische Versorgung. Ambulante Pflege, Sozialarbeiterinnen, Hospiz: All das können wir für Sie beantragen. Die zweite Säule sind Sie selbst. Um diese Aufgabe zu leisten, benötigen Sie Menschen, die sich um Sie kümmern, sowohl um Ihre Mutter als auch um Sie selbst. Die Leute, die Sie brauchen, müssen gut zuhören können und zuverlässig zur Stelle sein, wenn Not am Mann ist.“
    Cara und Lovie wechselten einen Blick. Die Antwort kam wie aus einem Munde: „Die Schildkrötenmuttis!“
    Sobald die Kunde von Lovies Gesundheitszustand die Runde gemacht hatte, stand das Telefon nicht mehr still. Die Aktivistinnen aus der Schildkröteninitiative meldeten sich mit zahlreichen Hilfsangeboten und offerierten jede Menge Speisen: Kasserollengerichte, Suppen, alles Mögliche. Brett übernahm das Rasenmähen. Emmi klopfte jedes Mal, wenn sie eine Besorgung machte, bei Lovie an, um zu fragen, ob nicht etwas mitzubringen oder zu erledigen sei. Miranda kam zu Besuch, saß an Lovies Bett und leistete ihr vor dem Fernseher Gesellschaft. Zweimal pro Tag kam Flo energiegeladen hereinmarschiert, gab sich besonders laut und unbekümmert und brachte interessante oder spaßige Lektüre mit, die sie zuvor sorgfältig ausgesucht hatte. „Damit sie bei Laune bleibt“, sagte sie immer und warf Cara einen bedeutungsvollen Blick zu, um dann wieder nach Hause zu gehen.
    Wie viele kleine Dinge rund um das Thema „Schildkröte“, verbunden mit besten Genesungswünschen, tagtäglich für Lovie abgegeben wurden, wusste Cara schon längst nicht mehr. Sie besaßen jetzt ein unübersichtliches Schildkröten-Sammelsurium: Schmuck, Hemden, Kerzen, Windspiele, Mützen, Tassen, Wimpel, Schlüsselringe und anderes mehr. Wo trieben die Leute all das bloß auf! Dankbar berührt, war Lovie bemüht, sich für jedermann Zeit zu nehmen und mit allen zu reden, die ihr Grüße übermittelten, sei es durch persönlichen Besuch oder Anruf. Es kam auch vor, dass eine Besucherin in Tränen ausbrach und Lovie dann ihrerseits Trost spenden musste. Noch vor Ablauf der Woche sah Cara sich gezwungen, die Besuche, die sichtlich Lovies Kräfte überstiegen, einzuschränken. Umgehend erfolgte die Benachrichtigung aller Betroffenen, dass Lovie ihre Ruhe brauche, worauf sich die Situation im Haus am Meer allmählich wieder normalisierte.
    Lovies Schlafzimmer nahm indes mehr und mehr das Aussehen eines Krankenzimmers an. Es ging nicht anders. Das Sauerstoffgerät beanspruchte reichlich Platz neben ihrem Bett; ein Wasserglas, mehrere Pillenfläschchen und eine Schachtel mit Papiertüchern standen auf dem Nachttischchen. Weiterhin hatte man einen Fernseher und ein Bücherregal im Zimmer aufgestellt. Cara überlegte auch, ihrer Mutter ein Krankenhausbett zu besorgen, doch Lovie wies die Idee entsetzt zurück. Sie wollte in ihrem eigenen Bett liegen, in dem bereits ihre Mutter und davor deren Mutter geschlafen hatten. In dieser Hinsicht ließ sie sich auf keinerlei Diskussionen ein.
    Somit erfolgte innerhalb kürzester Zeit eine erhebliche Umstellung im Strandhaus. Lovie hielt sich die meiste Zeit über in ihrem Zimmer auf, verbrachte den Tag mit Lesen, Ruhen, Fernsehen oder der Arbeit an

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