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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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auf ihrer vorausberechneten Laufbahn gewähnt, und dann, plötzlich: der große Knall! Nun war sie wie betäubt, ausgelaugt, fühlte nichts mehr, nur Furcht. Hätten die Mitarbeiter in der Agentur sie jetzt sehen können, sie hätten sich ins Fäustchen gelacht! Miss Rutledge, die knallharte Powerfrau, im Sommerhaus ihrer Mutter, zusammengerollt wie ein Fötus!
    Cara zog sich das Laken bis unters Kinn, kuschelte sich in die nach Meer duftenden Kissen und warf einen letzten Blick zum Fenster. Ein Windstoß fuhr durch das Zimmer und ließ die Rollos flattern. Regen lag in der Luft.
    Ein Schauer – der wäre jetzt angenehm, überlegte Cara schläfrig. Dann schloss sie wieder die Augen.
    Als sie erwachte und die Augen aufschlug, stellte sie verblüfft fest, dass das Zimmer in schummrigem Halbdunkel lag. Ein Geräusch hatte sie aufgeweckt, ein Pochen, als klopfe jemand auf Holz. Im matten Schein der Flurbeleuchtung sah sie ihre Mutter am Fenster, schmächtig, bekleidet mit einem dünnen Sommerpullover, eine Küchenschürze um die Hüften. Mit dem Handballen schlug Lovie gegen den schlecht schließenden Fensterflügel, dessen verzogener Holzrahmen offensichtlich klemmte. Ein Sturm schien sich anzukündigen. Ein wütender Windstoß bauschte bereits das Moskitonetz; erste dicke Regentropfen klatschten gegen die Fensterscheibe. Schließlich knallte das Fenster zu, mit lautem Rumms zwar, doch dicht und solide.
    „Wie spät ist es?“ krächzte Cara heiser und stützte sich auf die Ellbogen. Sogleich meldete sich der hämmernde Kopfschmerz wieder, weshalb sie sich leise stöhnend zurück in die Kissen sinken ließ.
    „Entschuldige, dass ich dich geweckt habe.“ Lovie verriegelte das Fenster und ließ das Rollo herab. „Meine Güte, es gießt ja in wahren Sintfluten!“ Sie wandte sich zu Cara um, fixierte sie mit prüfendem Mutterblick und kam zögernd näher. „Was macht das Kopfweh?“
    „Nicht mehr ganz so schlimm wie heute Morgen.“
    „Aber abgeklungen ist es noch nicht?“
    „Nein“, murmelte Cara. „Wie lange habe ich geschlafen? Wie viel Uhr ist es denn?“ Sie wiederholte die Frage von vorhin und fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen.
    „Fast vier. Den ganzen Tag nieselt es schon, mit kleinen Unterbrechungen. Man hat den Eindruck, als wolle das Wetter uns ärgern. Aber jetzt rollt ein richtiger Sturm vom Festland heran. Dem Himmel sei Dank. Der Regen tut dringend Not.“ Lovie schob ihrer Tochter eine Strähne aus der Stirn und prüfte, ob Cara eventuell Fieber hatte. Die sanfte Berührung der Fingerspitzen linderte den Schmerz, Cara fielen die Augen zu. „Du brauchst wirklich Schlaf, mein Schatz“, fuhr Lovie fort und zog ihre Hand fort. „Doch du musst auch etwas essen. Wir wäre es mit einer Kleinigkeit? Ich habe dir Suppe gekocht.“
    Cara lächelte dankbar, wenngleich kläglich. „Mir war doch gleich so, als dufte es hier appetitlich. Und könnte ich bitte auch ein Glas Wasser haben?“
    „Aber sicher! Bin schon unterwegs!“
    Erneut stemmte Cara sich mühsam hoch und verzog schmerzhaft das Gesicht. Das unbarmherzige Pochen hinter den Schläfen wollte nicht nachlassen. Immerhin gelang es ihr, in dem abgedunkelten Raum die Augen zu öffnen. Auch die Übelkeit hatte nachgelassen. Draußen vor dem Fenster heulte der Wind. Ein naher, grollender Donnerschlag ließ das Haus vibrieren, aber offenbar hielt das Unwetter sich nicht lange. Cara rechnete damit, dass der Sturm bald abziehen würde, hinaus aufs Meer. Auf unsicheren Beinen wankte sie ins Bad und rieb sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Als sie ins Zimmer zurückkam, wartete ihre Mutter bereits mit einem Tablett, auf dem ein Teller und ein Glas standen. An eine Vase mit frischen Blumen hatte Lovie ebenfalls gedacht.
    „So, bitte sehr! Leckere Hühnersuppe mit Brot, Eiswasser und, nicht zu vergessen, Aspirin!“
    Cara bewegte sich wie in Zeitlupe. Jede unbedachte Bewegung löste eine Kettenreaktion von Kopfschmerzen aus. Sie zog sich ins Bett zurück und lehnte den Rücken gegen das dicke Polster aus Kopfkissen, die ihre Mutter für sie aufgestapelt hatte. „Ich komme mir vor wie im Krankenhaus!“
    „Aber du bist einfach nur daheim. Leidest du denn öfter unter diesen Anfällen?“
    „Von Zeit zu Zeit. Sie stellen sich beispielsweise ein, wenn ich spät abends noch arbeite, zu lange schlafe oder dergleichen. Schokolade verschafft etwas Linderung, gelegentlich auch Koffein. Von beiden konsumiere ich in jüngster Zeit mehr als

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