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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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dünne, langgliedrige Kletterrose, die mühsam zum Licht strebte. Lovie lachte hell und herzlich auf. „Na so was! Wenn ich’s nicht mit eigenen Augen sähe – ich würde es nicht für möglich halten! Ein einsamer Nachzügler! Wie hast du den denn gefunden?“
    „Wer suchet, der findet!“ Cara wartete, bis ihre Mutter etwas zurückgetreten war, und ließ dann den Zweig los, der mit lautem Geraschel zurückschnellte. „Mir fiel ein, dass du hier Rosen gezogen hast, ehe die Oleander so hoch geworden sind. Also hab ich mich einfach intensiv umgeschaut. Als ich schließlich auf dies Überbleibsel stieß, konnte ich mein Glück kaum fassen. Hinter dem Busch bekommt die Pflanze weder Luft noch Sonne. Und da musste ich an die Pergola denken. Die zog sich damals um die ganze Veranda und war von Rosen berankt.“ Sie schirmte ihre Augen mit der Hand ab, betrachtete die Hauswand und versuchte, sich zu erinnern, wie alles früher ausgesehen hatte. „Die Pergola fand ich immer so schön. Was ist damit passiert?“
    „Hurrikan Hugo hat kurzen Prozess mit ihr gemacht. Und mit einem Teil der Veranda ebenfalls, wie du festgestellt haben wirst. Mit dem Geld von der Versicherung konnte ich zwar die Fliegengitter und das Dach herrichten lassen, aber zu mehr reichte die Deckungssumme leider nicht. Dein Vater hielt das Häuschen hier immer nur für einen Klotz am Bein; er drehte jeden Cent, den ich in das Cottage stecken wollte, zweimal um. Es war nicht hoch genug versichert. Ich habe auch nur die Vordertreppe erneuern lassen. Mehr konnte ich mir nicht leisten.“
    „Ein Glück, dass der Wirbelsturm nicht das ganze Haus mitgerissen hat.“
    Lovie nickte zustimmend. „Den größten Schaden haben die Tornados angerichtet. Mein Haus kam mit knapper Not davon und das von Flo ebenfalls. Aber schau dir die Straßenzeile weiter unten an – die meisten Häuschen sind verschwunden! Allerdings hat uns die Flutwelle übel mitgespielt. Alles total durchgeweicht. Ein großes Boot ist frontal in Bill Wilsons Haustür gekracht.“ Die Erinnerung brachte sie jetzt noch zum Lachen, obschon der Anblick seinerzeit alles andere als amüsant gewesen sein musste. „Trotzdem, du hast ganz Recht. Wir konnten noch von Glück sagen. Eine göttliche Fügung, will mir scheinen. Zuweilen bedeutet ein Haus einem Menschen weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es ist eben … na ja, es ist wie ein Sinnbild. Wäre das Strandhaus dem Unwetter zum Opfer gefallen, dann hätte Stratton mir nie erlaubt, es wieder aufzubauen. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, hätte mir nicht all die Jahre dieses Haus Zuflucht gewährt.“ Sie starrte aufs Meer hinaus. „Ich weiß es beim besten Willen nicht.“
    „Genau deshalb müssen wir es in Schuss bringen. Nicht nur dir bedeutet dies Cottage etwas, Mama, sondern es ist auch mir ans Herz gewachsen. Und Toy. Und Palmer, selbst wenn er es nicht zugibt. Und eines Tages wird es auch für Linnea und Cooper wichtig sein. Davon bin ich überzeugt.“
    „Meinst du?“ erwiderte Lovie ungläubig, ehrlich überrascht über Caras Worte. Und in ganz anderem Ton, in dem Staunen und tiefe Befriedigung mitschwangen, erkundigte sie sich noch einmal: „Meinst du wirklich?“
    „Wirklich!“
    „Du ahnst ja gar nicht, wie wichtig es mir ist, das aus deinem Mund zu hören.“ Lovie guckte ihr Strandhaus an. Ihre Augen strahlten, als sie munter fragte: „Also? Womit fangen wir an?“
    Am folgenden Morgen saß Toy an der Nähmaschine und war gerade dabei, das Garn einzufädeln, als das Telefon läutete. Da Cara und Lovie in Sachen Loggerheads unterwegs waren, eilte Toy zum Apparat. Unterwegs schaute sie auf die Wanduhr im Korridor: neun Uhr, eigentlich etwas spät für eine Spurenmeldung.
    „Hallo?“
    Keine Antwort.
    „Hallo?“
    „Schön, deine Stimme zu hören.“
    Toy stockte der Atem. „Darryl! Ich habe dich doch gebeten, hier nicht anzurufen!“
    „Was regst du dich gleich so auf? Willst du nicht, dass ich mich ab und zu melde und mich erkundige, wie’s dir geht? Du bist doch sonst diejenige, die mir immer predigt, dass wir ein Baby bekommen!“
    „Das Baby ist dir doch schnurzegal! Und ich auch!“
    „Ach, Toy, sag doch so was nicht! Du weißt doch, du bist meine große Liebe!“
    „Diesem Weibsstück erzählst du wahrscheinlich dasselbe, was?“
    „Was hast du eigentlich erwartet? Haust einfach ab, ohne mir die geringste Chance zu geben! Bist vier Monate von der Bildfläche verschwunden, und ich hab keinen

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