Nur dieser eine Sommer
hole dich jetzt da raus …“
„Nein, nicht! Ich rufe dich später an! Versprochen! Tschüss!“ Sie legte auf, und im selben Moment schwang die Tür auf.
Als Erste trat Cara ein, eine Schachtel Creme-Doughnuts und eine Großpackung Milch auf dem Arm. Hinter ihr schabte Lovie sich den Sand von den Sohlen. Beide trugen einheitlich grüne T-Shirts mit „Turtle Team“-Schriftzug und Khakishorts.
„Hi!“ grüßte Cara, als sie Toy erblickte, und hob die Schachtel hoch. „Ich hab gesündigt, aber als ich die hier ich an der Tankstelle entdeckte, konnte ich nicht widerstehen. Lecker! Die mag ich ganz besonders, und sie sind ganz frisch. Hier, probier mal!“ Sie hielt ihrer Mutter die Tür auf, machte dann hinter ihr zu und musterte Toy forschend. „Was ist? Geht’s dir nicht gut?“
Wenn Toy während der vergangenen Monate eins von Miss Lovie gelernt hatte, dann dies: Wurden die Zeiten schlecht, dann machte man besonders gute Miene zum bösen Spiel. Und Toy lag viel daran, Miss Lovie nachzueifern. Sie verdrängte alle sorgenvollen Gedanken an Darryl in die hinterste Ecke ihrer Seele und trat lächelnd ins Wohnzimmer. „Ach, ich fühl mich prima! Ganz prima!“
Drei Tage waren seit dem Ausflug zum Hammock vergangen, und noch immer hatte Brett sich nicht gemeldet. Cara hatte im Garten wie ein Irrwisch gewirbelt, weil sie ganz versessen darauf gewesen war, sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Sie hatte das Gefühl, als habe sie sich an jenem Abend mit Brett wie eine mannstolle Amazone aufgeführt. Besonders ärgerte es sie, dass ihr nicht gleichgültig war, was er nun wohl von ihr denken würde. Erneut schnappte sie sich die angerostete Spitzhacke, die sie doch vom Sperrmüll gerettet hatte, wogegen auch Lovie keinerlei Einwände vorbrachte, und ließ ihren ganzen Frust am Wurzelwerk aus.
Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel. Caras Muskeln zitterten, und ganze Bäche von Schweiß rannen ihr nach kurzer Zeit in Strömen den Rücken hinunter. Gerade schlug sie die letzte Schlacht mit den Oleanderbüschen, als sie das Knirschen von Kies in der Einfahrt hörte. Sie lugte um das Astgewirr herum, um zu sehen, wer da gekommen war.
Die Fahrertür eines weißen Pickups öffnete sich; eine grüne Baseballkappe, verziert mit dem Schriftzug „Coastal Eco-Tours“, tauchte auf. Der Mützenträger hatte den Schirm der Kappe tief in die Stirn gezogen, doch die breiten Schultern, die nun sichtbar wurden, waren unverkennbar. Na großartig, schoss es Cara durch den Kopf, und sie richtete sich langsam auf. Jeder Quadratzentimeter ihres Rückens tat weh. Hätte der Kerl denn nicht eine Stunde später eintrudeln können? Bis dahin wäre sie wenigstens frisch geduscht gewesen, hätte angenehm geduftet und ihm nicht in diesem verdreckten, verschwitzten, abgerissenen Zustand gegenübertreten müssen! Sie schob sich eine Strähne aus der Stirn, wodurch sie sich das Gesicht nur noch mehr verschmierte.
Er entdeckte sie, kam langsam auf sie zu und ließ – etwas verlegen – die Hände in die Gesäßtaschen gleiten. „Na, wie schaut’s aus?“ grüßte er.
„Hallo“, erwiderte sie so hoheitsvoll wie möglich, was bei ihrer verdreckten Erscheinung gar nicht so einfach war.
Er blieb auf der anderen Seite des Oleanderbusches stehen, packte einen Zweig und beäugte ihn, als wäre er dem Geheimnis des Universums auf der Spur. „Du wirst mir sicher nicht glauben, wenn ich dir sage, dass der Motor des Ausflugboots schlappgemacht hat, was? Ich musste Tag und Nacht dran herumbasteln, damit er für die heutige Tour wieder lief.“ Er sah Cara mit Dackelblick an.
„Warum sollte ich dir das nicht abnehmen?“ Mit ruckartigen Bewegungen zog sie sich Kiefernnadeln und Dornen aus den Handschuhen.
„Aber du denkst sicherlich, ich hätte trotzdem mal anrufen können.“
„Brett, du hast keine Ahnung, was ich denke.“
Sein Lächeln erstarb. Offenbar überlegte er angestrengt, ob man eine Spur von Humor aus der Bemerkung heraushören konnte. „Hast Recht. Keine Ausreden! Tut mir Leid!“
Genau die Antwort hatte sie erwartet. Also gab sie die abweisende Haltung auf, erlaubte sich ein leichtes Grinsen und nickte. „Entschuldigung akzeptiert.“
„Hast du Hunger? Ich hatte gehofft, du ließest dich vielleicht von mir zum Dinner einladen.“
„Ich vermute, dass ich die Energie zu einem weiteren Hammock-Abenteuer heute nicht mehr aufbringe“, erwiderte sie. „Nicht, dass es kein originelles Rendezvous gewesen wäre … fürs
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