Nur dieses eine Mal
in den letzten Tagen in das Haus zurückkehren konnten. Bislang war die Situation hier ausgesprochen entspannt gewesen. Cady hatte sich wohl gefühlt, weil alles so
normal
schien. Dass was sie nun erwartete, war eine völlig neue Erfahrung.
Sie war endgültig in Aléjandros Welt angekommen.
„Ist es wahr, was der „Informant“ schreibt? Habt ihr euch mehr oder weniger wegen mir getrennt?“
Sie saß im Schneidersitz mitten auf dem Bett und sah ihm entgegen, als er aus dem Badezimmer trat. Aléjandro blieb, mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, im Türrahmen stehen. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie seine Überraschung für den flüchtigen Ausdruck von Reue gehalten.
Nachdem sie die Tiere versorgt und zu Abend gegessen hatten, war Aléjandro in sein Büro verschwunden, um wieder einmal ein Telefonat mit seinem Anwalt zu führen. Die beiden waren seit Tagen in ständigem Kontakt und sie wusste nicht warum. Cady hatte nicht gefragt und Aléjandro nichts erzählt, dennoch konnte sie eine latente Enttäuschung nicht leugnen.
Sie war hinaufgegangen, hatte geduscht und den Tag Revue passieren lassen. Die Dreharbeiten waren erstaunlich gut gelaufen, sie hatten sich ausgiebig geliebt und waren selbst den Paparazzi relativ unbehelligt entkommen.
Als sie bereits fertig war, trudelte Aléjandro ein und äußerte seinen Unmut darüber, dass sie nicht auf ihn gewartet hatte. Lachend hatte sie ihn ins Bad geschoben und sich umgezogen.
Während die Hunde es sich auf den Decken vor dem Bett bequem machten, hüpfte Caramel wie selbstverständlich auf den Sessel, der am Fenster stand. Die Katze hatte rasch begriffen, dass sie erst ins Bett schlüpfen konnte, wenn Aléjandro schlief. Cady hatte sich eingecremt und über den Artikel in der Zeitung gegrübelt.
Was war dran an diesem Gerücht?
Sie erinnerte sich, dass Aléjandro ihr erzählt hatte, Sienna habe sich mit dem unberechtigten Vorwurf getrennt, er würde sie betrügen. Und er hatte gemeint, sie habe ihm eine Affäre mit jemandem vorgehalten, den er bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal kannte. Das konnte alles kein Zufall sein und Cady wollte Klarheit.
Als er das Bad verließ, hatte ihre Frage ihn überrascht und er war wie angewurzelt stehen geblieben. Nun kam er zu ihr herüber, setzte sich auf seine Seite des Bettes und betrachtete sie einen Moment lang.
„Ja, in gewisser Weise schon.“ Er zuckte unwillig mit den Schultern. „Sienna hat dein Buch gelesen und mir danach eine Affäre mit dir vorgeworfen.“
„Aber wieso?“
„Sie war davon überzeugt, dass du
mich
in deinem Buch beschreibst. Jedes Detail von Domènico verwies in meine Richtung. Ob es sein Charakter war, sein Aussehen oder seine Familie.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe dein Buch erst danach gelesen. Es gibt viele Parallelen, die auch mich irritieren. Eine Menge Gemeinsamkeiten, die ich seltsam finde. Das muss dir doch selbst aufgefallen sein.“
Ihr war elend zumute. Das war noch schlimmer, als sie erwartet hatte. Die Vorwürfe, die man ihr in dem Zeitungsartikel unterschwellig machte, waren also wahr.
„Ja, ich weiß.“ Sie seufzte. „Spätestens, als du mir von deiner Familie erzählt hast, wurde mir klar, dass du und Domènico mehr gemeinsam habt, als ich dachte. Aber ich kann es mir nicht erklären.“ Kopfschüttelnd strich sie sich das feuchte Haar aus der Stirn. „Domènico ist nur eine Kunstfigur für mich, jemand den ich erschaffen habe. Natürlich habe ich mir hier und dort Inspiration geholt. Jeden Hinweis darauf, dass es einen Schauspieler gäbe, der meinem Protagonisten überaus ähnlich sei, habe ich trotzdem immer von mir gewiesen. Bis zu dem Tag, als ich hier angekommen bin, habe ich nicht einmal gewusst, wie du aussiehst.“ Cady schloss die Augen und presste ihre Finger an die Schläfen. „Das allein fand ich schon schockierend. Jetzt wo sich die Puzzleteile zusammenfügen, wird es irgendwie gruselig und ich verstehe nicht, wieso ich einen Mann erschaffen habe, der nicht nur aussieht wie du, sondern dessen Lebenslauf fast vollständig mit deinem übereinstimmt.“
Bedauernd sah sie ihn an. Ein unangenehmer Schmerz bohrte sich unterhalb des Rippenbogens in ihre linke Brust.
„Dass mit Sienna tut mir leid.“
Er schnaubte und winkte ab.
„Ich bin darüber hinweg und sie ebenfalls. Sie hat sich schon nach ein paar Tagen getröstet.“
Einen Moment lang betrachtete sie ihre Finger. Ihr Kopf schwirrte von den vielen Fragen, die
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