Nur dieses eine Mal
Auserwählten. In meiner Welt ist alles ein bisschen ... altmodischer und traditioneller.“
„Klingt langweilig“, entgegnete er leise, trat nah an sie heran und stützte sich mit beiden Händen neben ihrem Kopf gegen die Hängeschränke. Cady starrte ihn einen Augenblick lang an, seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt. Es war so verlockend auf dieses unmissverständliche Angebot einzugehen. Sich zu einem Lächeln zwingend, ignorierte sie die Hitze, die durch ihre Adern pumpte.
„Ich mag mein langweiliges Leben“, erwiderte sie und sah ihm gerade in die Augen. „Ich brauche keine Komplikationen.“
„Bist du sicher?“
Sie schluckte, als er sie mit brennendem Blick betrachtete.
„Ganz sicher.“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang es nicht ganz ehrlich. Ein Lächeln zuckte über seine Lippen. Sie starrte ihn an und die Zeit schien still zu stehen, während die Luft um sie herum zu knistern begann.
Cady schluckte. Wenn er sie jetzt küssen würde, wäre es vorbei mit ihren guten Vorsätzen. Fünf Zentimeter ... sie musste ihm nur ein Stück entgegen kommen.
Wie würden seine Lippen sich anfühlen, seine Hände auf ihrer Haut?
Sie war schon so lang allein.
„Na gut.“ Er grinste frech, richtete sich auf und wandte sich ab. „Dann geh ich ins Bett. Gute Nacht.“ Mit einem Winken verschwand er durch die Tür zur Eingangshalle und Cady blieb rastlos zurück.
DREI
Erschöpft schlug sie die Augen auf und starrte einen Moment orientierungslos an die Decke über sich. Die Nacht war durchwachsen gewesen und viel Schlaf hatte sie nicht bekommen. Seufzend drehte sie sich auf die Seite und sah zum Fenster hinüber. Durch die halbgeschlossenen Vorhänge konnte sie das erste zarte Grau des Tages erkennen.
Das kurze Intermezzo mit Aléjandro, so harmlos es auch war, hatte ihr eine unruhige Nacht beschert. Sehr unruhig. Sie war sich darüber klar geworden, dass sie sich von diesem Mann angezogen fühlte und diese Tatsache gefiel ihr gar nicht. Sie liebte ihre Unabhängigkeit, ihr selbstbestimmtes Leben. Als sie ihm gesagt hatte, dass sie keine Komplikationen brauche, war das ihr Ernst gewesen.
Trotzdem war der Gedanke daran, in sein Schlafzimmer zu schleichen, ausgesprochen verlockend. Zweimal war sie unruhig aus dem Bett gestiegen, zweimal war sie wieder mit hochroten Wangen zwischen die Laken gekrochen. Mit einem weiteren Seufzer drehte sie sich auf den Rücken. Sie schloss die Augen und versuchte das Kribbeln zu ignorieren, aber es half nichts.Warum musste dieser Kerl so gut aussehen und so verführerisch riechen?
„Ich hätte meinen Vibrator mitnehmen sollen.“
Mit düsterem Blick starrte sie an die Decke über sich.
Zum ersten Mal seit Jahren war sie sexuell frustriert.
Eigentlich war sie nicht der Typ Frau, der einen Kerl verführte. Trotz ihrer großen Klappe war sie eher befangen, wenn es um Männer ging. Ihre letzte Beziehung lag eine gefühlte Ewigkeit zurück und der einzige Typ, mit dem sie vor gut fünf Jahren im Bett landete, war ihr Ex-Freund, der auf ein Treffen drängte.
Cady war durchaus bewusst gewesen, aus welchem Grund er sich plötzlich meldete. Sie hatte sich darauf eingelassen, weil sie auf ein wenig Ablenkung hoffte. Sie hatte wissen wollen, ob es noch so gut war wie früher oder ob ihre Verliebtheit sie blind machte.
Es blieb ein kurzes, ernüchterndes Zwischenspiel, das ihr lediglich Augen führte, warum sie es bevorzugte allein zu leben. Ihr Liebesleben mit einem Spielzeug war definitiv erfüllender, als Lewis’ stümperhafte Versuche sie zum Höhepunkt zu bringen.
Vielleicht lag es auch an ihr.
Cady schluckte an dem galligen Geschmack in ihrem Hals, der plötzlich mit den Erinnerungen in ihr hochkroch. Nein, sie wollte nicht über alte Zeiten nachdenken. Ihr früheres Leben lag seit einer Ewigkeit hinter ihr.
Sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie offenbar nur Idioten anzog. Idioten, die glaubten, dass die Darbietung in einem schlechten Porno die ultimative Anleitung sei, um eine Frau zu befriedigen. Eine Anleitung, die sie eins zu eins in ihr eigenes Sexualleben übertrugen. Die Lust an solchen Kapriolen war ihr eindeutig vergangen, da blieb sie lieber allein. Trotz diverser Abstriche war sie in den letzten Jahren ganz gut damit gefahren.
Aléjandro hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt, das war alles. Mit den Sehnsüchten, die er in ihr weckte, kamen gleichzeitig Zweifel auf. Zweifel daran, ob der Weg den sie für sich gewählt hatte, der
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