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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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auf Carolines Wange gefallen. Als sie sie fortwischte, wurde ihr klar, dass es nicht ihre eigene war.

    Der herrliche innere Frieden, den Caroline mit Barton gefunden hatte, verflog in den wenigen Minuten, die Caroline brauchte, um die Kirche zu verlassen, die Straße zu überqueren und Mitch auf den Stufen vor seinem Hotel stehen zu sehen.
    Sein Anblick war wie ein Schock. Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Seine Augen hatten noch immer das Blau eines Sees in Alaska. Sein Haar war, genau wie ihr eigenes, schokoladenbraun. Seine Kleidung war makellos und sein Körper durchtrainiert. Und er lächelte. Es war das Lächeln eines Mannes, der immer ein zu Dummheiten aufgelegter Junge bleiben würde.
    Als Caroline auf ihn zu trat, zitterte sie. »Ich hatte meine Meinung geändert. Ich wollte dich nicht treffen«, sagte sie. »Ich bin nur wegen meines Wagens zurückgekommen.«

    »Aaah, natürlich bist du meinetwegen gekommen. Weil es Viertel vor zwei ist und ich seit halb eins hier stehe und darauf warte, dass du auftauchst.« Er nahm sie in den Arm und hob sie hoch. »Mein Gott, wie gut du dich anfühlst.«
    Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und flüsterte: »Willst du dich ausziehen?«
    »Nein.«
    Er entließ sie aus seiner Umklammerung. »Gut. Dann lass uns essen. Ich sterbe vor Hunger.«
    »Ich kann nicht. Ich muss nach Hause«, sagte Caroline. Doch noch während sie sprach, lenkte Mitch sie schon Richtung Hoteleingang. Das gravierte Glas der Tür schimmerte in der Nachmittagssonne wie eine Säule aus Diamanten.

    Als Caroline wieder in ihrem Auto saß und aus der Hotelauffahrt biegen wollte, war der Berufsverkehr bereits zum Stillstand gekommen.
    Caroline wusste, dass sie nach ihrer Rückkehr Mrs. Marston gegenübertreten musste, einer großmütterlichen alten Dame, die im Nachbarhaus wohnte. Sie würde neugierig sein, warum ihre Hilfe als Babysitter diesmal so lange in Anspruch genommen worden war. Und die Mädchen würden sich Sorgen machen, ob noch genug Zeit bliebe, um im Halloweenkostüm durch die Nachbarschaft zu ziehen. Natürlich würde Mrs. Marston registrieren, dass Caroline mit leeren Händen zurückkam, ohne einen einzigen Karton oder eine Tüte, um ihre Geschichte zu untermauern, sie hätte den Tag mit einer Shopping-Tour verbracht.
    Sie legte die Hand oben aufs Lenkrad; sie schämte sich. Sie malte sich aus, wie Mrs. Marston die Wahrheit durchschauen
würde, sobald sie das Haus betrat. Die alte Dame würde sehen, dass Caroline im Verlauf eines einzigen Nachmittags zu einem Klischee geworden war: eine Hausfrau, die ihre Kinder mit einem Babysitter zurückließ, während sie eine vorübergehende Flucht aus ihrer Einsamkeit suchte.
    Mit einem Mal wünschte Caroline sich verzweifelt, nach Hause zu kommen, doch tat sich im vorbeirollenden Verkehr einfach keine Lücke auf. Sie hämmerte auf die Hupe und hörte ein schrilles, heiseres Lachen; eine Gruppe in Halloweenkostümen ging an ihrem Wagen vorbei. Ein als Vampir verkleideter Mann machte einen Satz auf sie zu und warf ihr durch seine lächerliche Maske lüsterne Blicke zu. Caroline schrie auf. Beinahe im selben Moment klopfte jemand gegen ihr Fenster.
    Caroline brauchte einen Moment, um den Mann vom Einparkservice des Hotels zu erkennen, der sie anlächelte und sagte: »Der Kerl ist ein Spinner. Keine Angst, es ist alles in Ordnung.« Er machte sie darauf aufmerksam, dass gerade eine Limousine in die Hotelauffahrt bog und sich dadurch eine Lücke im Verkehr auftat, in die sie schlüpfen konnte.
    Caroline musste mehrere Blocks weit fahren, ehe sie den Weg zum Freeway fand. Als sie abbog, zog sich etwas in ihr zusammen. Sie hatte eine plötzliche Ahnung von den überwältigenden Konsequenzen dessen, was sie in einem einzigen, erstaunlichen Moment in Gang gesetzt hatte - und welch schwindelerregenden Preis sie möglicherweise dafür würde zahlen müssen.

JUSTIN
    Santa Monica, Spätherbst 2005
    D er Sand unter Justins Füßen war warm, die Luft vergleichsweise kühl und frisch. Ihn umgab ein blassgelbes Sonnenlicht, das schimmerte wie gehämmertes Gold.
    Justin tauchte in die Brandung ein und begann zu schwimmen. Langsam und gleichmäßig. Er konzentrierte sich ausschließlich auf das Gefühl des Wassers um ihn herum und auf die beruhigende Stille.
    Es war ein Moment des Friedens und der Schönheit.
    Doch von einem Moment auf den anderen - bloß einen Herzschlag entfernt - verschwanden Friede und Schönheit, und Justin wurde - mit jedem Zug

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