Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
Vom Netzwerk:
griff über Amy hinweg nach dem Karton. »Manchmal fühlt es sich an, als hätte ich nie existiert.«
    Er kippte den Karton und ließ den Inhalt wieder aufs Bett
fallen. »Das sind die Dinge, die mein Vater bei sich hatte, als er starb. Siehst du hier irgendetwas, das mit mir zu tun hat? Irgendwas?«
    Die verschlissene Brieftasche landete auf Justins Schoß; er nahm sie in die Hand und schüttelte sie, bis ihr Inhalt herausfiel. Ein paar Kreditkarten. Eine Fünf-Dollar-Note. Der fleckige Kassenzettel einer Drogerie für zwei Rasiermesser und eine Dose Rasiercreme. Ein abgelaufener Führerschein. Und schließlich ein kleiner Schnappschuss, der in einem der Seitenfächer gesteckt haben musste.
    Es handelte sich um das verknitterte, verblasste Bild eines hübschen Mädchens. Sie stand an einem Strand, flankiert von zwei Jungen. Der eine war groß und hatte kupferfarbenes Haar. Der andere war blond und hielt ein Surfbrett im Arm. Beide blickten lächelnd in die Kamera. Das Mädchen schaute hinunter zur vierten Person auf dem Bild: zu einem Jungen, der zu ihren Füßen im Sand lag und lachend zu ihr aufblickte.
    Justin drehte das Foto um. Die Rückseite war leer bis auf eine Ziffernfolge, 768884. Die Zahlen waren anscheinend mit dem grünen Buntstift eines Kindes geschrieben und wirkten hastig hingekritzelt.

    Justin und Ari waren gelaufen. Während der vergangenen 45 Minuten hatten sie ihr Tempo ständig erhöht.
    »Willst du umdrehen?«, fragte Ari zwischen keuchenden Atemzügen. »Oder willst du weitermachen und tot umfallen?« Er warf Justin einen provozierenden Blick zu. Dann grinste er.
    Justins Lungen brannten, und seine Beine fühlten sich an wie Gelee. »Ich höre nicht auf, ehe du am Boden liegst.«

    »Bittet, und euch wird gegeben.« Stolpernd kam Ari zum Stehen und setzte sich in den Sand. »Ich bin am Boden, Mann. Dermaßen am Boden.«
    »Ich hab’ gehofft, dass du das sagt.« Justin joggte noch bis zum Ufer und ließ sich dort fallen. Er legte sich auf den Rücken und ließ sich von den Wellen umspülen. Die stechende Kälte des Wassers im Kontrast zur scharfen Hitze seines Körpers brachte Genuss und Schmerz zugleich. Es dauerte lange, bevor Justin die Augen wieder öffnete. Als er es schließlich tat, stand Ari neben ihm und beobachtete ihn.
    »Ich liege in zehn Zentimeter tiefem Wasser«, erklärte Justin. »Da kann kein allzu schlimmer Unfall passieren, oder?« Er stand auf und lief los. Er schaute sich nicht nach Ari um, und sein Ton hatte deutlich gemacht, dass er das Thema nicht weiter vertiefen wollte.
    Ari holte auf, bis er im Gleichschritt neben Justin herlief. »Da ich dich nun schon genervt habe, können wir auch weitermachen und drüber reden.«
    »Es gibt nichts zu reden. Das habe ich Amy gesagt, und jetzt sage ich es dir … Was hier vor zwei Wochen passiert ist, war ein Unfall.« Justin sprintete abermals los. Ari holte ihn erneut ein und sagte: »Könntest du dir vorstellen, dass es so etwas wie Unfälle nicht gibt?«
    »Du klingst wie ein Psychodoktor.«
    »Ich bin ja auch ein Psychodoktor.« Ari zuckte die Schultern. »Aber auch wenn ich bloß ein Freund und Nachbar wäre … was ich zufälligerweise auch bin … würde mir nicht entgehen, dass du meine Frage nicht beantwortet hast.«
    »Ich war schwimmen und hatte keine Kraft mehr, sonst nichts. Ich hab’ den Rückweg nicht mehr geschafft.« Justin wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Ari tat es ihm nach.

    Aus der Ferne betrachtet, hätte man sie für Brüder halten können. Ihre Größe und ihr Teint waren nahezu identisch. Justin trat dicht an Ari heran. »Ich bin an jenem Tag nicht hierhergekommen, um mich umzubringen, verdammt!«, erklärte er warnend.
    »Ich habe dich ins Wasser gehen sehen«, erwiderte Ari. »Und ich konnte deinen Gesichtsausdruck sehen, bevor du hinausgeschwommen bist.Vielleicht war es dir in dem Moment nicht bewusst, aber es ist trotzdem möglich, dass du ins Wasser gegangen bist, um Selbstmord zu begehen. Und wenn das stimmt, dann ist es eine ernste Sache.Wir müssen darüber reden.«
    »Das ist Unsinn.« Justin wandte sich zum Gehen, doch Ari stellte sich direkt vor ihn und versperrte ihm den Weg.
    »Ich war dabei«, sagte Ari. »Ich habe dabei geholfen, deinen Arsch zu retten. Ich habe geholfen, dich aus dem Wasser zu ziehen. Und ich bin tatsächlich ein verdammter Psychodoktor. Ich weiß, was ich gesehen habe. Und jetzt sag mir, was zum Teufel wirklich los war.«
    Justin wandte den Blick ab, dann

Weitere Kostenlose Bücher