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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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fröhlich, sie an seine Schwestern zu verteilen.
    Es war halb sechs Uhr nachmittags. Dezember. Die Welt draußen lag bereits im Dunkeln. Die Küche war von warmem, buttergelbem Licht erfüllt. Während Caroline ihren vor Glück strahlenden Sohn betrachtete, geriet sie ins Träumen. Sie erinnerte sich, wie sie nach einem Mittagessen im Baldwin Hotel nach Hause gefahren war und gespürt hatte, dass sie schwanger war. Sie erinnerte sich, dass sie - noch ehe sie den Freeway erreicht hatte, der sie zurück zur Lima Street brachte - entschieden hatte, dass sie das Kind, falls es ein Junge würde, nach dem wunderschönen friedlichen Ort benennen würde, an dem sie früher an diesem Tag wahrer Reinheit begegnet war. Sie würde ihn Justin nennen.

    Als Caroline ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen in der Küche zuwandte, durchströmte sie ein unbeschreiblich süßes Glücksgefühl. Sie beobachtete Julie und Lissa, die eifrig Roberts Torte dekorierten; Justin, der ihnen auf Schritt und Tritt folgte und ihnen neue Kerzen entgegenstreckte; und den Hund, der seine Kreise durch die Küche drehte und dabei mit dem Schwanz sanft gegen Stuhlbeine und Schranktüren schlug. Momente wie dieser waren der Beweis, dass es ihr gelungen war, ihren Kindern die herrlichen Geschenke von Sicherheit und einem Zuhause zu geben. Geschenke, die sie in ihrer eigenen Kindheit nie erhalten hatte.
    Als Caroline aufgewachsen war, hatte es nur sie selbst und ihre Mutter gegeben. Jedes Mal, wenn Caroline nach ihrem Vater fragte, hatte ihre Mutter dieselbe Antwort gegeben: »Du hast keinen.« Nach einem verächtlichen Lachen hatte sie stets hinzugefügt: »Er ist abgehauen.«
    Dass er niemals da gewesen war, hatte es Caroline erlaubt, ihn mit einer Art mythischer Bedeutung aufzuladen; von ganzem Herzen zu glauben, dass es nichts Stärkeres gab als die magische Kraft, die einem verliehen wurde, wenn man nicht als vaterloses Kind aufwuchs.
    Es war die Abwesenheit eines Vaters, der die junge Caroline das armselige Leben zuschrieb, das sie und ihre Mutter führten.
    Er war nicht da. Und sie zogen um.Von einem Ort zum anderen. Oft mitten in der Nacht. Manchmal waren sie nur knapp einem Schuldeneintreiber oder einem lüsternen Vermieter entronnen. Niemals in Sicherheit. Niemals zu Hause.
    Einmal, Caroline hatte Schulkleidung gebraucht, stand sie neben ihrer Mutter in einem Kaufhaus und sah zu, wie ein Antrag auf Kredit in einem Papierkorb landete. Kreditkonten,
sagte die Verkäuferin, würden für geschiedene Frauen nicht eingerichtet. In Carolines Ohren hatte das Wort »geschieden« scheußlich geklungen, wie ein Schmutzfleck.
    Es gab keinen Vater, und Caroline wuchs auf, indem sie allein in öden Küchen aß, während ihre Mutter in trostlosen Schlafzimmern auf und ab lief und mit jedem Wechsel der Adresse bitterer und distanzierter wurde. Jahr für Jahr.
     
    Im Augenblick sah Caroline zu, wie Lissa und Julie die letzten Kerzen in Roberts Kuchen steckten, und dachte, wie viel sicherer sich ihre Kinder fühlen durften, im Vergleich zu ihr selbst während ihrer eigenen Kindheit. Sie erinnerte sich an das Erdbeben, das sich ereignet hatte, während sie mit Justin schwanger war. In den frühen Morgenstunden hatte es Fenster zum Zerbersten gebracht und Ziegel in den Kamin regnen lassen. Caroline hatte furchtbare Angst gehabt.
    Ein paar Tage danach hatten die Mädchen mit einer Freundin im Garten gespielt. Caroline hatte gehört, wie das andere Mädchen Lissa und Julie gefragt hatte, ob sie sich gefürchtet hätten. »Nein«, hatten sie geantwortet. »Wir wussten, dass unser Daddy uns beschützt.« In diesem Moment hatte Caroline eine überwältigende Freude verspürt. Ihre Töchter waren nicht wie sie früher, sie waren nicht verletzt und bedürftig. Sie waren zuversichtlich. Sie hatten keinen Schaden genommen.Waren unbelastet.
    »Daddy ist da!« Alle drei Kinder schoben sich an Caroline vorbei und liefen ins Wohnzimmer.
    Als sie ihnen gerade folgen wollte, bemerkte sie den Hund. Seine Nase lag auf dem Rand des Küchentischs; und die Aufmerksamkeit des Tiers galt Roberts Torte. Es war ein großer Hund mit einer an Besessenheit grenzenden Liebe zum Fressen. Caroline scheuchte ihn fort. Er zog sich in die
Nähe der Hintertür zurück, ließ jedoch die phantastische Torte nicht aus den Augen.
    Caroline hörte im Wohnzimmer die ersten Töne von »California Girls« von den Beach Boys erklingen, und Lissa rief: »Mommy! Mommy! Komm, tanz mit uns!«
    »Hey,

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