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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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gepackt.« Ihre Stimme klang vorsichtig und kontrolliert.
    »Was …? Warum packst du?«
    »Hawaii. MeinVater hat Geburtstag, schon vergessen? Das Flugzeug geht in zwei Stunden. Soll ich dir ein paar Sachen in eine Tasche packen?« Eilig stieg Amy die Treppe hinauf.
    Justin folgte ihr und hielt sie vor der Schlafzimmertür auf. »Aber ich habe es dir doch gesagt. Ich kann es nicht. Ich kann nicht fliegen. Nicht bevor sich alles geklärt hat, bevor ich mit dir reden und es dir erklären kann.«
    Amy hielt seinem Blick stand. »Es ist der Geburtstag meines Vaters. Nichts von dem, was du sagst, wird mich davon überzeugen, dass wir ihm den Tag verderben müssen. Du benimmst dich wie ein Arsch, Justin.« Sie entzog sich seinem Griff. »Am liebsten wäre mir, dass du mit uns kommst. Aber Zack und ich fliegen auf jeden Fall.«
    Sie bewegte sich Richtung Bad, doch Justin versperrte ihr den Weg. »Wir müssen das klären, Amy. Diese Sache mit deinem Vater. Es muss sich ändern.«
    »Justin, entweder du packst jetzt, oder du gehst mir aus dem Weg.« Sie drängte sich an ihm vorbei. Im gleichen Moment klingelte es an der Tür.
    Justin stand in der Schlafzimmertür und sah zu, wie Amy
hinaus auf den Balkon trat und sich über das Geländer beugte. Dann warf sie einen Handkuss hinunter. Er hörte, wie sie in Richtung der wartenden Limousine rief: »Ich bin gleich da, Daddy!«

CAROLINE & ROBERT
    822 Lima Street, 25. Februar 1976
    E s war kurz nach halb zehn am Morgen, und es war schon vorüber. Caroline war zurück im Haus auf der Lima Street.
    Vor nicht einmal anderthalb Stunden waren sie zu sechst in Roberts Toyota aufgebrochen. Unter einem blauen Himmel mit schneeweißen Wolkenfetzen waren sie langsam aus der Einfahrt gerollt. Robert am Steuer, Caroline neben ihm, und Julie und Lissa auf dem Rücksitz, eingezwängt zwischen Roberts Eltern. Jedem, der nur einen flüchtigen Blick auf sie geworfen hätte, wären sie wie eine Familie auf dem Weg zu einem morgendlichen Ausflug vorgekommen - vielleicht zu einem späten Frühstück oder ins Einkaufscenter. Bei näherem Hinsehen allerdings boten die Fishers einen merkwürdigen Anblick.
    Lissa und Julie saßen dicht aneinandergedrängt, und sie waren unnatürlich still, wirkten wie gefangene und verzauberte Kinder in einem düsteren Märchen. Sie hatten die Augen niedergeschlagen; in ihren Wimpern hingen Tränen, die noch nicht über ihre Wangen hatten fließen können.
    Roberts Mutter wirkte aufgelöst, als hätte sie sich in Panik oder Wut angekleidet. Im Kontrast zu den dunklen Trauerfarben ihrer Kleidung war ihr Gesicht weiß wie Pergament. Ihre Augen waren halb geschlossen, angeschwollen und rot
gerändert. Immer wieder schaute sie zu Roberts Vater, und dieser blickte daraufhin auf und hielt ihrem Blick stand, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie sich in seine Richtung wandte - als wäre er drauf und dran, etwas zu sagen. Dann aber schien er den Mut zu verlieren und schaute hinunter auf seine Hände. Sie lagen auf seinen Knien, und die Finger zeichneten enge, zittrige Kreise auf den Stoff seiner Hosenbeine.
    Nach einer Weile schaute er wieder hoch und heftete seinen Blick nach vorn, wo Robert und Caroline saßen.
    Robert hielt das Lenkrad mit merkwürdigerVerbissenheit umklammert. Seine Miene war verschlossen und hart wie Marmor. Carolines Gesicht dagegen war offen wie eine ungeschützte Wunde. Sie wirkte wie jemand, der etwas unvorstellbar Schreckliches mit ansehen muss.
    Als sie ihr Ziel erreichten, brachte Robert den Wagen zum Stehen, stieg aus und ging herum zur Beifahrertür, um sie zu öffnen. Caroline blieb reglos sitzen. Sie ließ ihm keine andere Wahl, als sie aus ihrem Sitz zu heben. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie auf die gleiche Weise über den Schotterparkplatz zu befördern, wie er es mit einer leblosen Schaufensterpuppe getan hätte: indem er seinen Arm um ihre Hüfte legte und sie leicht anhob.
    Roberts Eltern und die Kinder folgten ihnen durch ein scheinbar willkürliches Arrangement niedriger Grabsteine und bescheidener Platten mit Inschriften. Sie kamen nur langsam voran. Auf dem unebenen Boden wechselte Gras mit steinharter Erde ab.
    Als Robert und Caroline schließlich das entfernte Ende des Friedhofs erreichten und Caroline den winzigen Sarg sah, der darauf wartete, in die Erde gelassen zu werden, entfuhr ihr ein kehliger und rauer Klagelaut, der klang wie der
Schrei eines Tieres.Als Roberts Mutter es hörte, schrie auch sie auf und sackte

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