Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
besichtigen, die er besichtigen will, und ihm zuzuhören, wie er über seinen monströsen Cashflow schwadroniert, den er wie einen großen, fetten, baumelnden Schwanz vor sich her trägt, vor dem der Rest der Welt anbetungsvoll in die Knie gehen soll.«
Amy krächzte vor Wut. »Du bist ein riesengroßes Arschloch, Justin.Alles, was mein Vater will, ist, dass wir als Familie zusammen Zeit an einem Ort verbringen, an den wir später großartige Erinnerungen haben werden. Diese Reise ist genauso sehr für uns und für Zack wie für ihn.« Unter mühsam zurückgehaltenen Tränen fügte sie hinzu: »Er versucht doch bloß, uns ein Geschenk zu machen.«
Ihre nahenden Tränen, echt oder nicht, irritierten Justin - er hatte kein Interesse daran, ihr abzukaufen, was sie ihm anzubieten versuchte. Zu oft schon hatte er sich selbst verkauft. Ohne sie anzusehen, ging er zurück ins Wohnzimmer: zurück zum betäubenden Trost des Halbdunkels und des Fernsehers.
Als er nach der Fernbedienung griff, erschien Amy in der Tür. Sie wirkte jetzt zerknirscht. Sie atmete tief und erwartungsvoll
ein, als mache sie sich zum Sprung ins tiefe Ende eines Swimmingpools bereit. »Als ich oben unter der Dusche war«, sagte sie, »habe ich nachgedacht … über all diesen Wahnsinn.«
Justin wandte den Blick nicht vom Fernseher ab. »Den Wahnsinn, der sich überall in der Welt abspielt, oder den in meinem Kopf?«
»Beides, glaube ich.« Amy gab ihren Platz im Türrahmen auf und setzte sich neben ihn. »Aber was dich betrifft, habe ich entschieden, dass du nicht wahnsinniger sein musst, als du es sein willst … dass es eigentlich völlig egal ist, an wen oder was auch immer dich diese rothaarige Frau erinnert. Es liegt schließlich in der Vergangenheit … sie und diese Person T. J.Vielleicht hatten sie irgendwann einmal mit dir zu tun, aber jetzt sind sie weg.«
Sie rückte dichter an ihn heran. Ihre Lippen berührten seine Schultern, als sie fortfuhr: »Kannst du dich nicht einfach entschließen, sie fortzuschieben, sie wieder zurück an den Platz zu packen, an dem sie all die Jahre waren? Kannst du nicht einfach wieder mein Justin sein? Ein Kerl, der bereit ist, eine Woche in Maui zu verbringen, um seine Frau richtig glücklich zu machen?«
Nichts lag Justin mehr am Herzen als Amys Glück. Doch an dem Tag, als er in die Lima Street zurückgekehrt war, hatte sich etwas in ihm verändert, und es machte ihn zunehmend intolerant gegenüber dem silbernen Löffel, den Don Heitmann ihm in den Rachen gerammt hatte.
»Tut mir leid, Ames«, erklärte er. »Ich fliege nicht. Kein Maui.«
»Warum?« Amy wirkte ehrlich verwirrt. »Warum stellt die Großzügigkeit meines Vaters ein solches Problem für dich dar?«
Hätte ein Sitznachbar im Sportstadion oder am Flughafen Justin dieselbe Frage gestellt, dann hätte er ohne zu zögern geantwortet: »Ich habe einen reichen Schwiegervater, der mich, meine Frau und mein Kind so behandelt, als wären wir seine hundertprozentige Tochtergesellschaft. Ich habe mitgemacht, weil ich meine Frau glücklich sehen wollte. Aber aus irgendeinem Grund kann ich es jetzt nicht mehr. Ich muss meinen eigenen Platz in der Welt finden. Und dazu werde ich nicht in der Lage sein, solange ich mich ständig von einem anderen kaufen lasse.«
Das war die simple Wahrheit, die er jedem Fremden hätte mitteilen können. Gegenüber Amy aber brachte er sie nicht hinaus, weil er jeden Zentimeter von ihr kannte, jede Kurve, jede weiche Fläche, jede geheime Stelle, an der seidige blonde Härchen sprossen.Weil sie ein gemeinsames Kind hatten; weil sie ihr Heim und ihr Bett teilten.Weil sie seine Geliebte war.Weil sie die Liebe seines Lebens war.
Sagte er Amy die Wahrheit, dann ginge er damit das Risiko ein, sie zu verlieren. Und das würde Justin nicht überleben. Also zog er sie dichter an sich heran und sagte: »Wir sind vom Thema abgekommen. Erzähl mir, was du dir unter der Dusche überlegt hast, welche Verbindung du zwischen dem Wahnsinn in der Welt siehst und dem, was mit deinem wahnsinnigen Mann los ist.«
Anders als sonst schmiegte Amy sich nicht an ihn; sie blieb aufrecht sitzen und ließ eine gewisse Distanz zwischen ihnen. »Ich dachte bloß nach«, sagte sie. »Über die schlimmen Dinge im Leben, weißt du. Und mir wurde klar, dass es von Anfang an eine Art Plan gab. Angefangen von der Bibel, vom Alten Testament. Es gab die Sintflut, aber auch Noah und den Regenbogen. Und die ganze Christus-Geschichte … die Kreuzigung
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