Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
›einfach passieren‹?!« Als sein Vater mit der Faust auf die Tischplatte hieb, fielen ihm winzige Reste der Nelke aus der Hand. »Warum hast du nicht auf ihn aufgepasst? Und warum um Himmels willen hast du ihn nicht in ein Krankenhaus gebracht?«
»Ich hab es euch gesagt . Hört ihr eigentlich niemals zu?«, fuhr Robert auf. »Wir waren in einer gottverlassenen Gegend. Bis wir ein Krankenhaus gefunden hatten, war es schon zu spät.«
Seine Mutter legte ihre Arme um ihn und flüsterte: »Oh, mein armer Robert.« Ihre süßliche Nähe drohte ihn zu ersticken.
»Was redest du da, … ›armer Robert‹?!«, bellte der alte Mann. »Hätte der arme Robert nicht von A bis Z alles vermasselt, dann wäre dein Enkel jetzt noch am Leben.«
»Ganz genau«, gab Robert zurück. »Ich bin der Grund, dass er nicht mehr da ist. Ich. Alles meine Schuld.«
»Robert, nein. Es ist nicht deine Schuld. Es war ein Unfall.« Seine Mutter wollte wieder nach ihm greifen. Er stieß sie auf einen Stuhl; dann beugte er sich tief zu ihr hinunter.
»Sei still«, flüsterte er wütend. »Du hast nicht die geringste Ahnung, wovon du redest.«
Robert verließ den Raum, kam aber noch einmal zurück und streichelte seiner Mutter mit einer unbeholfenen Geste die Schulter.
Es gab nichts, was er noch erklären konnte.
Justin war die Verkörperung von Carolines Untreue gewesen, und auch der lebende Beweis für Roberts Unfähigkeit, sie davon abzuhalten.
Robert glaubte, keine andere Wahl gehabt zu haben. Er hätte sich nicht vorstellen können, weiterhin zusammen mit Justin in diesem Haus zu leben; ebenso unmöglich wäre es gewesen, aus der Lima Street fortzugehen und seine Töchter zu verlieren.Vor allem aber konnte es für ihn keinen Gedanken daran geben, Caroline zu verlassen. Niemals!
AMY
Maui, Februar 2006
R um mit Cola in schlanken Gläsern. Eine Champagnerflöte gefüllt mit frischer Limonade. Eine glänzende Holzschüssel voller Macadamianüsse. Eine Auswahl französischer Käsesorten, serviert auf einer kobaltblauen Platte. Dies war in den letzten vier Wochen zur festen Gewohnheit geworden; zu einem Ritual, bei dem Amy und ihre Eltern jeden Abend den Sonnenuntergang beobachteten.
Amy brachte das Tablett hinaus auf den Balkon; ihr Vater griff bereits nach seinem Rum mit Cola. »Die Inseln bekommen dir gut, Kindchen. Du wirkst entspannt.«
»Das hier ist Maui, Daddy.Wie sollte es anders sein?« Amy stellte ihre Limonade auf der Balkonbrüstung ab. Die abendliche Brise war warm, und ein süßer Duft von Ingwer und Jasmin lag in der Luft. Für Amy verströmte dieser Duft eine tiefe Sinnlichkeit. Er weckte in ihr die Sehnsucht, am Strand herumzulaufen, berührt zu werden. Er weckte die Sehnsucht nach Justin.
Sie war nach Hawaii gekommen mit dem Vorsatz, nach einer Woche wieder abzureisen. Jetzt war sie bereits einen Monat hier. Anfangs war sie so wütend gewesen, dass sie nicht einmal mit Justin hatte sprechen wollen; dass sie sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, nie wieder mit ihm zu sprechen. Doch inzwischen vermisste sie ihn. Sie wollte
in ihr gemeinsames Leben zurückkehren. Doch sie war so lange fort gewesen, dass sie sich von Justin getrennt fühlte, in jedem Sinne des Wortes.
»Hey, mein Kürbis«, sagte ihr Vater. »Ich habe eine Idee, über die ich mit dir reden muss.«
Amy trank einen Schluck von ihrer Limonade. »Eine Idee, Daddy? Oder ein fertiges Konzept?« Sie hatte schlechte Laune und hoffte, dass diese Reise bald zu Ende wäre, so dass sie einen guten Vorwand hätte, Justin anzurufen und ihm zu sagen, dass sie nach Hause kommen würde.
»Ich möchte mit dir darüber reden, ehe deine Mutter herauskommt. Sei ein braves Mädchen. Setz dich hin.« Ihr Vater zog einen leeren Sessel neben seinen eigenen.Als Amy sich nicht rührte, zog er die Augenbrauen zusammen und legte eine Hand über die Augen. »Du benimmst dich wie eine Göre, wenn du mich ohne Grund in die Sonne starren lässt.« Die schwindenden Sonnenstrahlen waren sanft wie ein Bad in Milch. Amy wusste, dass sie ihren Vater keineswegs quälten. Und sie begriff, was er von ihr erwartete - nämlich das zu tun, was er ihr aufgetragen hatte.
Nach einer irritierten Pause sagte ihr Vater: »Ich habe hier ein Haus für deine Mutter gekauft. Es soll eine Überraschung werden, und ich will, dass du bei der Einrichtung und den Möbeln hilfst und all dem Chichi, den Frauen so brauchen, wenn sie in ein neues Zuhause kommen.«
»Du hast ein Haus auf Maui gekauft?
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