Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
gelernt habt.Aber was ist mit Mitch … wann hat er die Bildfläche betreten?«
Robert schaute zu Caroline hinüber. »Das solltest besser du beantworten, Caroline. Du bist diejenige, die am meisten darüber weiß, wann Mitch aufgetaucht ist und was er getrieben hat.«
»Halt den Mund, Robert.« Sie schleuderte ihm die Worte entgegen wie Messer. Im Zimmer herrschte plötzlich absolute Stille. Dann ergriff Caroline wieder das Wort: »Du möchtest wissen, wer wir alle früher einmal waren, Lily? Nun, Robert war der einfache, herzensgute Surfer aus einer netten Mittelklasse-Familie. Barton war der sensible Intellektuelle, von einem verwitweten Vater aufgezogen, der an einem stinkvornehmen Internat Englisch unterrichtete.
Und ich war ein Nichts, das sich mehr oder weniger selbst großgezogen hatte. Und was Mitch betrifft … er war sexy und ein schlimmer Junge mit reichen und mehrfach geschiedenen Eltern. Ich hatte verrückten Sex mit Mitch und hing an ihm wie an einer Droge. Aber ich dachte, ich sollte lieber Robert lieben, weil er so gesund und nett war, der All-American-Boy.«
»Caroline, es reicht!«, knurrte Robert.
»Oh, wir haben unsere Geschichte doch schon so lange nicht mehr erzählt, Robert. Und inzwischen ist ja noch einiges dazugekommen.« Caroline war abgefüllt mit Wein. Und sie war wütend.
Wieder wandte sie sich an Lily: »Ich habe Barton jede Nacht um seinen Schlaf gebracht und ihm vorgeheult, dass ich mich nicht zwischen Mitch und Robert entscheiden könnte. Dann wurde ich schwanger.Von Robert.« Caroline schnippte mit den Fingern. »Und auf einmal war die Entscheidung gefallen. Ich heiratete. Eine schnelle Fahrt zum Standesamt und ein Korb voller Hamburger auf dem Weg hinaus aus der Stadt. Warum? Weil ich schwanger war, kein Geld hatte, keinen Job hatte, und weil das einzige Mädchen, von dem ich wusste, dass sie abgetrieben hatte, auf dem Heimweg auf dem Fußboden einer Tankstellen-Toilette verblutet war.«
»Caro …« Barton klang besorgt.
Doch sie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen: »Ich habe geheiratet, weil Robert meinte, wir sollten es tun, und weil ich zu schwach und ängstlich war, um zu erkennen, dass ich irgendwelche anderen Optionen hatte.«
»Caro«, sagte Barton wieder. »Tu das nicht. Diese Dinge sind Geschichte. Sie sind nicht mehr wichtig.«
»Seit wann ist die Wahrheit nicht wichtig, Barton?«
»Es ist nicht wichtig, wie es mit Robert und dir angefangen hat. Alles, was zählt, ist, wie weit ihr gekommen seid … Dass ihr euch ein gutes Leben zusammen aufgebaut habt.«
Caroline lachte, schroff und laut.
Robert warf seine Serviette auf den Tisch und verließ das Zimmer.
Caroline konzentrierte sich jetzt auf Barton. Ihre Augen waren weit aufgerissen und funkelten vor Bitterkeit. »Willst du wissen, wie weit Robert und ich gekommen sind …? Nicht besonders weit. Ich tue immer noch Dinge, weil Robert sagt, dass ich sie tun soll. Aber inzwischen sind es nicht mehr bloß unbedachte, sondern unverzeihliche Dinge geworden.«
Robert tauchte in der Esszimmertür auf und beobachtete Caroline aufmerksam.
»Ich habe das Unverzeihliche getan, weil ich schwach und dumm bin.« Carolines Stimme wurde lauter und wuchs zu einem Kreischen an. »Wenn ich stärker und klüger wäre, wäre Justin jetzt nicht fort. Ich hätte es niemals zugelassen, dass Robert ihn mir wegnimmt!«
Aus Roberts Gesicht verschwand jegliche Farbe.
Instinktiv legte Barton eine tröstende Hand auf Carolines Schulter. »Manches liegt außerhalb unserer Kontrolle, Caro. Wir dürfen uns keineVorwürfe machen für die unberechenbaren Dinge, die Kindern zustoßen können.«
Caroline antwortete mit ungezügelter Feindseligkeit. »Es ist leicht, sich unschuldig zu fühlen, wenn man selber keine Kinder hat , für die man verantwortlich ist. Habe ich nicht Recht, Barton?«
»Das ist nicht fair!«, schoss Lily dazwischen.
»Fair? Dann geh doch nach Pomona«, gab Caroline zurück.
Verwirrt schaute Lily erst Caroline, dann Barton an.
»Ich meine die County Fair«, erklärte Caroline. »Außerhalb von Pomona kannst du ›fair‹ vergessen.«
Robert beobachtete, wie Caroline sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und die Augen schloss. Sie wirkte ausgelaugt und müde. Er sah, dass ihr Zorn verpufft war. Und er verließ das Zimmer.
Barton bot Caroline ein Glas Wasser an. Sie schob es beiseite. »Barton, erzähl mir jetzt bloß nichts von Gott und seiner grenzenlosen Liebe zu mir. Die Dinge, die ich getan habe,
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