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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Aussichtsfenster entfernt, daher hatte ich erwartet, dass Callum deutlich mehr verfestigt wäre.
    »Hi«, schnaufte ich und schnappte nach Luft. »Das ist gemogelt. Du musst mich erst wieder zu Atem kommen lassen, bevor ich ganz nach oben komme, und mir nicht hier auflauern. So kriegst du ja mit, dass ich nicht wirklich fit bin.«
    Mit ausgestrecktem Arm kam er auf mich zu, und das Amulett glänzte schwach in dem düsteren Licht. Sein Gesicht war von der schweren Kapuze beschattet. »Ist alles in Ordnung, Callum?«, fragte ich und streckte mein Handgelenk aus. Es sah ihm gar nicht ähnlich, die Kapuze überzuziehen, wenn ich in der Nähe war.
    Das Prickeln in meinem Arm wurde von einem plötzlichen grässlichen, dröhnenden Geräusch begleitet, und als ich vor Schreck zusammenzuckte, schob die Gestalt vor mir mit der freien Hand die Kapuze zurück. Sie war es, die das Geräusch ausstieß. Die Gestalt brüllte mich an, offenbar ohne dafür irgendwie Luft zu brauchen. Mein Kopf fing an zu pochen. Mit weit aufgerissenem Mund beugte sie sich noch weiter zu mir vor, und ihre schulterlangen, fettigen schwarzen Haare wischten mir durchs Gesicht. Das Brüllen wurde noch lauter.
    »Wer zum Teufel bist du?«, schrie ich, doch meine Stimme wurde von dem Dröhnen in meinem Kopf übertönt. Ich versuchte, mein Amulett wegzuziehen, doch mein Gegenüber war zu schnell. Jede meiner Bewegungen schien es vorauszuahnen und konnte so sein Amulett in meinem halten. Wie konnte jemand nur ein solches Organ haben? Ich konnte nicht mehr klar denken und versuchte nur, Abstand zu gewinnen. Doch allzu schnell merkte ich, dass ich an der Kante der letzten Stufe stand. Unter mir würde es im freien Fall hinein in die undurchdringliche Dunkelheit gehen. Ich konnte nicht weiter zurück, und die Gestalt blockierte mir den Weg nach vorne. Eine eigenartige Düsterkeit machte sich in meinem Kopf breit, als das Dröhnen weiterging, und meine Knie wurden schwach. Als ich stürzte, schaffte ich es, mich nach vorne auf den Absatz zu werfen, für den Bruchteil einer Sekunde hörte das Dröhnen auf, und ich konnte eine ferne Stimme hören.
    »Nimm es ab, Alex. Das ist deine einzige Chance. Nimm das Amulett ab, dann kannst du ihn nicht mehr hören …«
    Ich griff nach dem Armreif an meinem Handgelenk, als es wieder losging. Die Stimme hatte recht. Ohne das Amulett würde ich nichts davon hören. Ich hatte die Finger unter das Silber geschoben und zog, als mir klarwurde, was ich da tat. Ich konnte – ich durfte – das Amulett einfach nicht abnehmen!
    »Callum!«, schrie ich so laut es mir irgend möglich war. »Hilf mir! Ich werde angegriffen!«
    Es gab eine verschwommen wirbelnde Bewegung, und das Dröhnen hörte so plötzlich auf, als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden. Die Stille war schockierend, und ich fiel seitlich gegen das eiserne Geländer. Die Gestalt, der schwarzhaarige Versunkene, zog sich über den Treppenabsatz zurück, während Callum ihm nachsetzte. Dann, schneller als ich sehen konnte, ging mit wirbelnden Umhängen der Kampf los. Ich drückte mich so weit wie möglich in die Ecke, und es war mir unmöglich zu erkennen, wer überlegen war. Einen ganz kurzen Moment hielten sie inne, und ich sah Callums blondes Haar und das Gesicht des anderen Versunkenen, in dem die schiere Wut stand. Ich konnte nicht anders, als das eiserne Geländer noch fester zu packen, und mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, was alles passieren konnte. Plötzlich packte Callum den Arm des anderen, riss ihn hinter seinem Rücken nach oben und warf die Gestalt über das Geländer. Ehe ich reagieren konnte, sprang er ihm in den leeren Raum hinterher. Entsetzt stürzte ich zur anderen Seite. Unter mir konnte ich sehen, wie sie auf der gewölbten Innenseite der Kuppel miteinander rangen, sich immer wieder überschlugen – auf die Schatten der Tiefe zu.
    Ich zuckte zusammen, als plötzlich ein anderes fremdes Prickeln in meinem Arm war. Ich schaute mich um und sah Olivia, deren Gesicht kaltes Grausen überzog, als sie den Kampf unter uns sah.
    »Wer ist das?«, fragte ich, als der Kampf immer heftiger wurde. Aber ehe Olivia antworten konnte, schwärmte eine Menge nebelhafter Gestalten in Umhängen von allen Seiten herbei und stürzte sich ins Getümmel. Es war gespenstisch, diesem grimmigen Kampf zuzusehen, bei dem absolut nichts zu hören war, und da alle die gleichen Umhänge trugen, war niemand zu erkennen. Plötzlich kam alles zur Ruhe, und

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