Nur ein Blick von dir
einer Spur von Erleichterung. »Komm schon, du musst dich bewegen. Du fällst auf.« Ich hob den Kopf und schaute mich um. Einige Leute starrten mich an, und auf der anderen Straßenseite stand eine Frau bei einem Polizisten und deutete in meine Richtung. Ich hievte mich auf die Beine und murmelte den Umstehenden zu: »Mir geht’s gut, mir war nur ein bisschen schwindlig.« Dann holte ich tief Luft, ging los und bog direkt Richtung Fluss ab. Callum war sofort bei mir.
»Bist du in Ordnung?«
»Mir geht’s gut. Also, nein, nicht gut, glaub ich. Das ist so gemein!« Ich konnte diesen Ausbruch nicht länger zurückhalten, ebenso wenig wie die Tränen, die plötzlich hervorquollen. Ich ging so schnell ich konnte und rempelte gegen Touristen, die den Gehweg verstopften. Dann bog ich in den Hof des
Somerset House
ab, auf der Suche nach einer Ecke, wo ich für mich sein konnte. Doch alles war voll mit Familien, die ihren Spaß an den Springbrunnen hatten. Ich wusste, dass ich, wenn ich durch das Gebäude ginge, auf der anderen Seite zur Flussterrasse käme.
Ich traute mir selbst nicht zu, vernünftig reden zu können, und Callum wartete offensichtlich, bis ich aufhörte herumzurennen. Er blieb aber neben mir, und ich spürte das tröstliche Prickeln im Arm. Ich rannte geradezu durch die kühle Marmoreingangshalle und hinten durch die Tür ins helle Sonnenlicht.
Auf der Flussterrasse herrschte reger Betrieb, und die meisten Tische waren von Touristen besetzt, die ein Sandwich aßen und Stadtpläne und Reiseführer studierten. Doch der östliche Teil war praktisch leer. Dort standen keine Tische, und es tobten lediglich ein paar Kinder herum. Ich ging bis zum Ende, von wo ich die
St. Paul’s Cathedral
sehen konnte, die die Bürogebäude überragte.
Dann aber kamen mir die Tränen richtig und strömten nur so übers Gesicht. Als ich zur steinernen Balustrade kam, ließ ich mich in die Ecke sinken und zog die Knie eng an, überwältigt von all meinen Problemen. Callum war da und streichelte mir über die Haare, so tröstend, wie er nur konnte.
Dann wurde mir klar, wie ungerecht ich war. Er lebte in einer Welt von Elend und Kummer, und doch versuchte er, mich zu trösten. Ich zog laut die Nase hoch und suchte vergeblich in meinen Taschen nach einem Papiertuch. »Tut mir leid, Callum, ich wollte nicht so ausrasten.« Meine Hand stieß auf den Spiegel, den ich so auf mein eines Knie abstützte, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Seine normalerweise funkelnden blauen Augen waren von Mitgefühl überschattet, und eine tiefe Falte zerfurchte seine Stirn, während der sanfte Wind seine Haare verwuschelte. Ich lächelte schwach. »Wir sind schon so ein Paar, was?«
»Alex, mach jetzt keine Witze. Da gibt es irgendjemanden, der es echt auf dich abgesehen hat. Was ist, wenn der nun genauso gefährlich wie kriminell ist?«
»Ist ja gut«, schniefte ich. »Komm, wir müssen irgendwie schlau draus werden. Tut mir leid, ich wollte nicht heulen. Das war nur der Schock.« Ich versuchte, ruhig zu sprechen, auch wenn mir Panik und Angst wieder durch den Bauch krochen. Mein Atem kam stoßweise, ungleichmäßig. Ich musste mich beruhigen.
Ich blickte Callum in die Augen, und als ich die Sorge in seinem Gesicht sah, kehrte meine Entschlossenheit zurück. Ich sah, dass er wusste, was ich dachte, und dann legte er seine Wange an meine.
»Bist du sicher, dass es dir wieder gutgeht, Alex?«
Ich konnte noch den Nachklang der Berührung spüren, wo sein Gesicht kurz gegen meines gedrückt war, und die Liebe machte mich stark. Ich wischte die Tränen weg.
»Unbedingt. Wir müssen herausfinden, wer das alles macht, und ihn aufhalten. Ich verspreche, nicht zusammenzubrechen, wenn du versprichst, mir zu helfen. Abgemacht?«
Seine Stimme klang etwas bedenklich, aber ich spürte, wie er sich zusammennahm. »Also gut. Abgemacht. Wir kämpfen. Aber einen kleinen Plan brauchen wir schon.« Nun holte er tief Luft. »Also, was wissen wir? Was ist bisher alles passiert? Vielleicht können wir daraus schließen, was als Nächstes kommt.«
Ich nickte. Das klang vernünftig. Ich hob die freie Hand und zählte an den Fingern die Dinge auf. »Als Erstes kam der Golfball, dann die E-Mail mit den ganzen persönlichen Informationen über Abbi und dann die Sache mit Graham. Und jetzt – jetzt hat der das ganze Geld von meinem Konto gestohlen.«
»Gut. Das eingeworfene Fenster war der einfachste Angriff. Dafür war es nicht nötig, etwas Spezielles zu
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