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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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noch gar nicht klargemacht, was das bedeutete. »Könnte das denn wirklich sein?«, fragte ich und versuchte, nicht allzu entsetzt zu klingen.
    »Jedenfalls hat sie dir alles genommen, und deshalb denke ich, dass sie es auch noch hat.«
    »Das ist so peinlich! Jeder einzelne Gedanke von mir, wirklich, das ist nichts, was ich anderen unbedingt mitteilen muss – besonders nicht Catherine.« Ich machte eine kleine Pause. »Doch ich wette, dass sie ein paar Sachen ziemlich eklig finden wird, schließlich hat sie für dich nicht dieselben Gefühle wie ich!«
    »Da bin ich sicher.« Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen, als er darüber nachdachte, doch dann wurde sein Gesicht plötzlich wieder total düster.
    »Was ist?«
    »Wir werden mich so schnell nicht zu dir rüberbekommen. Da muss erst ein Riesenproblem gelöst werden.«
    »Welches Problem denn? Wir haben doch schon jede Menge Probleme gelöst.«
    »Ich könnte vielleicht entkommen, doch dazu brauche ich die kompletten Erinnerungen von jemandem. Ich muss jemanden töten.«
    Wieso hatte ich mir das nicht überlegt? Ich fühlte mich erschöpft. Meine ganze Aufgeregtheit war plötzlich wie weggeblasen. Catherine hatte nur deshalb Erfolg gehabt, weil sie bereit war, mich in den Tod zu schicken, und mir war klar, dass Callum niemandem so etwas antun würde.
    »Aber können wir nicht eine Kopie ziehen, wie du es schon einmal gemacht hast? Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie das funktionieren könnte?«
    »Nicht ohne einen anderen Versunkenen mit einzubeziehen. Und mir fallen nicht gerade besonders viele ein, die bereit wären, ihren eigenen Vorrat an Erinnerungen für deine Sicherheit zu opfern.«
    Ich wusste von den Qualen, die er noch tagtäglich erlitt wegen dem, was er getan hatte, um mein Leben zu retten. Doch ich war mir auch ziemlich sicher, dass ich das wahre Ausmaß seiner Schmerzen gar nicht kannte. Er liebte mich zu sehr, um mich die Wahrheit wissen zu lassen. Es gab niemand anderen, der das für uns machen würde. Wir saßen eine Weile schweigend da. Er starrte ins Leere, ich musterte die zerschrammten Geräte auf dem Spielplatz. Mir schwirrte der Kopf.
    »Callum, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du weißt, dass ich helfen werde, wo ich nur kann. Kann ich dir nicht ein paar von meinen Erinnerungen geben? Könnte das nicht funktionieren?«
    Er sah mich an, als ob ich verrückt wäre. »Was? Mach dich nicht lächerlich!«
    »Ich mache mich nicht lächerlich, ich versuche bloß, alle Möglichkeiten abzuklären.«
    Er drückte mit den Fingern seiner freien Hand die Nasenwurzel zusammen und schloss kurz die Augen. »Hör mal, ich weiß, was du alles tust, und ich liebe dich dafür. Aber es gibt keine Möglichkeiten. Verstehst du denn nicht? Entweder ich bringe jemanden um, oder ich bleibe, wo ich bin.«
    Wie betäubt schwieg ich. Was in aller Welt war denn los mit ihm? Er stierte auf den Boden und schüttelte ab und zu den Kopf. Schließlich lenkte ich ein. »Callum, geht’s dir nicht gut? Heute Morgen bist du so anders.«
    »Natürlich bin ich …«, schnauzte er, dann verschluckte er den Rest. »Der Morgen, das ist das Problem. Ich hab heute Morgen noch nicht genug gesammelt. Ich bin heute Morgen direkt hergekommen, um mich zu vergewissern, dass du in Sicherheit bist. Ich kann nicht klar denken.«
    Innerlich stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. Er hatte mir schon früher erzählt, dass als Erstes immer das Amulett aufgefüllt werden musste, weil die Erinnerungen über Nacht verblassten, und so früh am Morgen hatte ich ihn noch nie getroffen. Normalerweise musste er morgens nicht so viel sammeln, weil er nicht so unglücklich war wie die anderen. Aber weil er es vorzog, nur unwichtige Gedanken und Erinnerungen zu sammeln, verlangsamte sich dieser Prozess. Ich wusste, dass er morgens zu den Bahnhöfen ging, wo die Menschen in den noch stehenden Zügen ihre Bücher lasen, was ihn versorgte, bis die Kinos aufmachten. »Also, da wir jetzt die Ursache für das Ganze kennen, kann ich gut selbst auf mich aufpassen, während du jetzt erst mal losgehst, um zu frühstücken.« Ich schenkte ihm das frechste Lachen, das ich hinbekommen konnte.
    Er warf mir einen dankbaren Blick zu. »Vielleicht mach ich das auch. Aber vorerst müssen wir sehr vorsichtig sein, wem wir davon erzählen.«
    »Da ist was dran«, stimmte ich zu und stellte mir vor, wie schwierig es wäre, wenn alle Versunkenen wüssten, dass eine Möglichkeit bestand, ihr Leben

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