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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Wir alle starrten angespannt auf den Bildschirm, und als die Zahlen über die halbe Stunde weitertickten, beugten wir uns unbewusst etwas weiter vor. Der Winkel der Kamera war ziemlich steil, und bevor eine Person direkt vor den Schalter trat, war nichts von ihr zu sehen – außer ihren Füßen. Doch die Füße hinter dem unbekannten Mann waren eindeutig weiblich. Ich spürte mein Herz in der Brust hämmern, und meine Hände waren um die Armlehnen des Stuhls geklammert, auf dem ich saß. Endlich war der Mann mit seinen Geschäften fertig und ging, und die Füße kamen näher.
    Das Mädchen blickte den Kassierer an und dann, langsam und selbstbewusst, direkt durch die Linse der Kamera, sah sie mich an. Bisher hatte ich keine Ahnung gehabt, über welches Maß an Selbstkontrolle ich verfügte, jedenfalls blieb ich auf meinem Stuhl sitzen und ließ mir nichts anmerken, während der Kripobeamte auf meine Reaktion wartete. Und als wüsste sie, dass ich sie beobachtete, zuckte auf dem Bildschirm ein kurzes selbstgefälliges Lächeln über Catherines Gesicht.

5. Erkenntnis
    In dieser Nacht bekam ich nicht viel Schlaf. Meine Gedanken rasten durcheinander, und ich hätte so schrecklich gerne mit Callum gesprochen. Catherine lebte! Die Folgen und Möglichkeiten schwirrten mir durch den Kopf, und eine große Hoffnung stieg in mir auf. Catherine hatte es auf meine Seite geschafft, und das bedeutete, dass Callum das auch konnte.
    Doch bevor ich weiter darüber nachdachte, musste ich die Polizei und meinen Dad vollends davon überzeugen, dass ich Catherine nicht kannte und ihnen keinen Namen liefern konnte. Es war echt schwer gewesen, nicht zu zeigen, wie ungeheuer aufgeregt ich plötzlich war. Es gab eine Lösung! Nach allem, was wir durchgemacht hatten, war hier die Perspektive für uns. Ich wurde lange befragt, doch es war nicht so schwer, bei meiner Story zu bleiben, da ich ja tatsächlich nichts von ihr wusste, geschweige denn, wo sie vielleicht sein konnte.
    Dad und ich kamen schließlich in den frühen Morgenstunden des Sonntags nach Hause, und ich hatte endlich etwas Zeit, um mir auf all das einen Reim zu machen. Aber inzwischen war mein Verstand wie ausgetrocknet. Es war ein langer und ereignisreicher Tag gewesen. In
St. Paul’s
wäre ich fast umgekommen, dann war mein Geld verschwunden und zum Schluss noch ein weiterer Gang zur Polizei. Und ständig war Catherine mit all meinen Gedanken verflochten.
     
    Früh am nächsten Morgen wurde ich davon geweckt, dass das Prickeln in meinem Unterarm immer wieder kam und ging. Sobald ich mühsam etwas zu Bewusstsein kam, war Callum in meinem Kopf.
    »Bist du in Ordnung? Was ist passiert?« Seine Stimme war laut und drängend.
    »Puh, mir geht’s gut, wirklich. Es ist nichts passiert. Lass mir einen Moment Zeit«, murmelte ich verschlafen und versuchte, meinen Verstand wieder zum Laufen zu bringen.
    »Ich bin so früh wie möglich hergekommen«, fuhr er fort, »und da hab ich gehört, wie sich deine Eltern darüber unterhalten haben, dass du wieder bei der Polizei warst und dich ein wenig seltsam benommen hast. Was ist passiert?«
    »Mir geht’s gut, ehrlich, und es gibt auch eine Neuigkeit, aber ich fände es besser, wenn wir richtig darüber reden könnten, statt immer nur zu flüstern. Ich zieh mich an, und dann gehen wir zusammen irgendwohin.«
    »Sicher, wenn dir das lieber ist. Solange es dir nur gutgeht. Ich hab mir die ganze Nacht Gedanken gemacht und dann deine Eltern gehört. Ich bin ein bisschen in Panik geraten. Tut mir leid.«
    Inzwischen hatte ich es geschafft, den Spiegel aufzuklappen und ihn so zu halten, dass ich sein Gesicht mit dem kleinlauten Lächeln sehen konnte, das die Sorgenfalten wieder glättete. Jene neue Hoffnung wuchs und wurde stärker, und ich musste ihn einfach anstrahlen. Etwas erschrocken setzte er sich zurück.
    »Bist du sicher, dass es dir gutgeht?«
    »Ja, mir geht es wirklich gut, und ich freue mich so, dich zu sehen! Und jetzt verzieh dich mal und häng woanders rum, während ich mich anziehe.« Ich konnte es kaum erwarten, mit ihm nach draußen zu gehen und richtig zu reden.
    Es war noch ziemlich früh, und so saßen meine Eltern noch mit ihrem Frühstückskaffee im Bett. Sie wirkten überrascht, mich nach einem so langen Abend so früh und schon angezogen zu sehen, schienen aber die Erklärung zu akzeptieren, dass ich nicht schlafen konnte. Ich bot ihnen an, zum Laden zu gehen und die Zeitungen zu holen, da ich dadurch eine tolle

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