Nur ein Blick von dir
wird.«
»Bestimmt gut.« Ich lächelte sie an und unterdrückte meine Enttäuschung. »Dann warte ich, bis du wieder zurück bist. War doch gut mit uns beiden, was, Beesley?« Sein Schwanz zuckte, als ich seinen Namen nannte, doch die Augen blieben geschlossen. Für diesen Tag hatte mein hündischer Versunkenendetektor genug.
Unser Haus kam mir irgendwie weniger düster vor, und ich merkte, dass ich tatsächlich Hunger hatte. Ich lächelte. Für mich war Callum immer noch da. Ich musste mir nur noch eine Möglichkeit überlegen, wie wir uns mit Beesleys Hilfe verständigen konnten. Vielleicht konnte ich Callum dazu bringen, den Hund auf Kommando bellen zu lassen: einmal für ja, zweimal für nein oder so. Ich musste mir nur jede Menge Ja- und Nein-Fragen zurechtlegen.
Während ich in der Küche herumwerkelte, um ein einfaches Nudelgericht zusammenzuschustern, nahm ich mir ein Blatt Papier und einen Stift. Als ich versuchte, konkrete Fragen aufzuschreiben, um wenigstens ein bisschen einzukreisen, womit wir anfangen konnten, stellte sich das als teuflisch schwer heraus. Ich beschloss, dass ich am besten alle die Orte wieder aufsuchen würde, wo ich mit Callum gewesen war, um zu sehen, ob mir da eventuell die richtigen Fragen einfielen. Und wenn ich dann unterwegs war, könnte er vielleicht einen anderen Hund für unsere Kontaktaufnahme auftreiben. Es musste ja nicht Beesley sein.
Zufrieden mit meinem Plan, nahm ich ein heißes Bad und ließ mich dann auf dem Sofa nieder, um mir einen Film anzusehen. Es wurde gerade interessant, als das Telefon klingelte.
»Hi, Alex, ich bin’s. Ist dein Handy immer noch außer Betrieb? Du brauchst wahrscheinlich ein neues.«
»Hi, Grace, wie geht’s?«
»Du klingst viel fröhlicher, als ich erwartet hatte. Das ist gut.«
»Ich bin auch fröhlicher. Der Vormittag war ziemlich grässlich, aber am Nachmittag hab ich, glaube ich, Callum gesehen – na ja, ich hab ihn jedenfalls beinahe gesehen.«
»Oh, Mensch, Alex, wie ist das denn passiert?« Ihre Verwirrung war nicht zu überhören, und mir wurde klar, dass ich ihr am Telefon die Sache mit dem Hund niemals erklären konnte.
»Das ist alles ein bisschen kompliziert, aber ich war mit dem Hund unserer Nachbarin auf der Wiese am Bach, und ich bin mir ganz sicher, dass Callum auch da war, weil Hunde sie sehen können, die Versunkenen …« Ich merkte, wie lächerlich das klang, und brach ab. Da Grace noch nach einer Antwort suchte, blieb es kurz still. »Hör mal, ich weiß, wie verrückt das klingt. Und es ist auch verrückt, doch ich bin mir sicher, dass ich gesehen hab, was ich gesehen habe, und das hat mich richtig aufgemuntert.«
»Dann finde ich das auch gut, ehrlich«, bemerkte Grace hastig. »Und um wie viel Uhr soll ich rüberkommen?«
»Hm, hab ich da was vergessen? Ich hab heute Abend gar nicht mit dir gerechnet.«
»Es ist Samstagabend, und mir gefällt der Gedanke nicht, dass du da ganz alleine rumsitzt. Ich hab Josh versprochen, mich um dich zu kümmern, wenn er heute Abend nicht da ist. Also komm ich rüber.«
»Danke für das Angebot, aber ich hab gerade ein Bad genommen und einen Film eingeschmissen, und dann geh ich früh ins Bett. Ich hab nicht gut geschlafen.«
»Wirklich? Ich hab Jack für heute Abend abgesagt und kann in drei Minuten da sein.« Sie klang, als würde sie mir nicht so ganz glauben.
»Im Ernst, Grace. Mir geht’s gut alleine. Es besteht keine Gefahr mehr, also überrasche lieber Jack, indem du doch bei der Cricketparty auftauchst.«
»Du enttäuschst mich, Alex. Du warst mein wasserdichtes Alibi, nicht bei der unsäglich öden Veranstaltung aufkreuzen zu müssen«, maulte sie gespielt beleidigt. »Bitte, kann ich nicht doch kommen? Ich bring Popcorn mit und kann ganz still auf der Sofakante hocken, während wir deinen ganz bestimmt schrecklich geschmacklosen Film angucken. Wie wär’s damit?«
Mein Widerstand schmolz dahin. Es war doch schön, mit jemandem zusammen den Film anzusehen. »In Ordnung«, stimmte ich zu und wusste, dass ich wieder mal äußerst geschickt von ihr manipuliert worden war. »Aber bitte keine schwierigen Fragen, ja? Versprochen?«
»Versprochen. Bis gleich. Ich bring meinen Schlafanzug mit, nur für den Fall, dass ich über Nacht bleibe.« Ehe ich die Chance hatte zu protestieren, legte sie auf.
Während ich den Film wieder auf Anfang stellte und auf sie wartete, gähnte ich und merkte, wie froh ich war, dass sie herkam und mir für eine Weile
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