Nur ein Blick von dir
das denken würde, würde ich gar nicht erst etwas mit jemand anfangen«, seufzte Yvonne. »Aber wenn ihr beide das so wollt . . .«
»Ja«, sagte Silke. »Wollen wir.«
Yvonne gähnte am Telefon. »Ich glaube, ich sollte heute früh ins Bett gehen, wenn ich morgen wieder arbeiten will«, nuschelte sie.
»Ist Klaus nicht bei dir?«, fragte Silke. »Ich dachte, er käme immer nach Feierabend.«
»Ähm, ja«, antwortete Yvonne. »Er ist hier. Er kocht gerade etwas in der Küche.«
»Früh schlafen gehen, so so«, grinste Silke. »Also dann mal viel Spaß beim . . . Essen.«
»Musst du gerade sagen.« Yvonne lachte. »Darin bist du ja wohl auch Spezialistin. Also dann bis morgen.« Sie legte auf.
Silke war froh, dass Yvonne angerufen hatte, vieles war ihr durch das Gespräch mit ihr klarer geworden, aber gleichzeitig ärgerte sie sich auch darüber, dass es nicht Marina gewesen war.
Sollte sie selbst anrufen? Nein, sie hatte schon das letzte Mal angerufen. Das hätte ja ausgesehen, als würde sie Marina vermissen. Als fehlte sie ihr.
Ein Schauer fuhr durch ihren Körper. Nun wurde das Wasser langsam wirklich zu kalt. Sie wollte nicht stundenlang heißes Wasser nachlaufen lassen.
Sie dehnte sich noch einmal im Wasser und ließ die Düfte ihre Nase umschmeicheln. Sie fühlte sich angenehm entspannt. Es ging ihr gut. Wozu brauchte sie da noch eine Frau? Am einfachsten war es, wenn man sich nur um sich selbst kümmern musste.
Und dennoch beneidete sie Yvonne, die sich jetzt ganz sicher von Klaus verwöhnen ließ.
9.
D er nächste Tag verlief nicht sehr viel anders als der vorige, nur dass diesmal keine Blumen auf ihrem Schreibtisch standen und sie die Mittagspause endlich wieder mit Yvonne verbringen konnte.
Yvonne versuchte sie erneut auszufragen, aber Silke drehte den Spieß um und wollte alles über Klaus hören. Zwar kannte sie ihn als Kollegen, aber wie er so als Verehrer ihrer besten Freundin war, das wollte sie nun genau wissen.
Verstohlen blickte sie dabei immer wieder auf die Anzeige ihres Handys, aber es blinkte nicht. Keine SMS. Und es klingelte nicht. Kein Anruf. Hatte Marina sie schon vergessen?
Und wenn es so war, was sollte ihr das ausmachen? Sie wollte doch gar nichts von Marina. Marina wollte etwas von ihr, also sollte sie auch anrufen.
Schon gestern Abend hatte Silke immer wieder aufs Handy geschaut, sie hatte sogar Handy und Festnetztelefon mit ans Bett genommen, damit sie keinen Anruf verpasste. Aber es war kein Anruf gekommen.
Irgendwie hatte sie fest damit gerechnet, dass Marina – vielleicht noch spät – anrufen würde. Aber warum? fragte sie sich. Es gab keinen Grund dafür, jeden Tag zu telefonieren, sie hatten keine Verabredung dazu getroffen. Und von großer Liebe und Sehnsucht war auch nicht die Rede gewesen.
Marinas SMS hatte sie im Überschwang der Gefühle geschrieben, nach dem Telefonsex, der in ihr ein wenig Sehnsucht nach Silke hatte aufkommen lassen. Vielleicht hatte sie da auch gleich die Blumen bestellt. Sobald die Hormone sich wieder beruhigt hatten, hatte sie das offensichtlich alles wieder vergessen.
Silke hatte gewusst, dass Marina so war, Marina hatte es selbst gesagt, warum ärgerte Silke sich jetzt also darüber, dass sie auf einen Anruf wartete, der nicht kam?
Yvonne erzählte von Klaus, und ihre Augen leuchteten. Sie hatte gestern Nacht nicht allein im Bett gelegen. Sie hatte bekommen, was sie sich gewünscht hatte.
Silkes Neid wuchs und gleichzeitig auch ihre Enttäuschung. Marina war eben nicht die Frau ihrer Träume, so wie Klaus Yvonnes Traummann war. Marina war nur eine flüchtige Bekanntschaft. Ihr lag nichts daran, mit Silke zusammen zu sein. Sie würde nicht jeden Tag nach Feierabend zu ihr eilen, wenn Silke krank war.
Silke schluckte. Es hatte sich nichts geändert. Marina war so wenig eine Lösung für ihre Probleme, wie es Gaby gewesen war. Aber sie brauchte auch niemand! Sollten sie doch alle bleiben, wo der Pfeffer wächst!
Abends ging sie nach Hause, ohne diesmal einen Umweg durch irgendwelche Geschäfte zu machen. Sie hatte gestern alles besorgt, was sie brauchte, und nach Badeöl stand ihr heute sowieso nicht der Sinn. Sie würde sich vor dem Fernseher entspannen, wenn denn was in der Kiste lief.
Sie hatte sich etwas Bequemes angezogen, ein Glas Wein geholt und die Beine hochgelegt und war schon fast auf dem Sofa eingeduselt, als es klingelte. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Ihr Nachbar Peter. Der klingelte wirklich
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