Nur ein Blick von dir
war danach sogar Küchenmeister.«
»Warum bist du nicht dabei geblieben?«, fragte Silke. »Du kochst doch gern. Was ich da in letzter Zeit schon alles probiert habe . . .« Sie machte ein genießerisches Gesicht.
»Ja . . . na ja, wie das so ist. In jungen Jahren bildet man sich einiges ein«, sagte Peter. »Mein Bruder und ich wollten unbedingt ein eigenes Restaurant, und das haben wir dann auch gemacht. Aber leider waren wir schon ein paar Monate später pleite. Konkurs.«
Silke schaute ihn mitfühlend an. »Es ist sicher schwierig, sich selbständig zu machen.«
»Ja.« Peter atmete tief durch. »Aber jetzt sind wir ja älter, und da dachten wir . . .« Er zögerte und musterte unsicher Silkes Gesicht. »Wir dachten, wir könnten es doch noch einmal wagen.«
»Ein Restaurant?«, fragte Silke.
»Nein, einen Cateringservice«, sagte Peter. »Und was du in den letzten Wochen probiert hast, wird auf der Speisekarte stehen.«
»Dann wird es bestimmt ein Erfolg«, sagte Silke überzeugt. »Jedes dieser Gerichte ist ein Gedicht.«
»Ja, hier zu Hause ist das einfach – oder als ich noch eine feste Küche hatte. Aber Catering ist schon etwas anderes.« Peter schien auf einmal unsicher. »Das Kochen ist die leichteste Übung dabei.«
»Aber die wichtigste«, sagte Silke. »Du wirst die Leute hinwegfegen mit deinen Kochkünsten.«
Peter wirkte nicht so überzeugt. »Heutzutage muss man mehr können als das«, sagte er.
Langsam begriff Silke, was Peter meinte. »Soll ich bei irgendwas helfen?«, fragte sie.
Sofort überzog ein erleichtertes Lächeln Peters Gesicht. »Oh ja. Würdest du? Ich habe mich gar nicht getraut, dich zu fragen.«
»Aber klar.« Silke schmunzelte. »Wenn du Hilfe brauchst, musst du es nur sagen.«
»Du kannst doch ganz gut mit einem Computer umgehen.« Peter beugte sich enthusiastisch vor. »Wir müssten die Speisekarte erstellen, Kalkulationstabellen, Terminpläne, Adressenlisten, Rechnungen . . .«
Silke grinste. »Leichte Übung. Sag nur, was du brauchst.«
»Oh Mann, fällt mir ein Stein vom Herzen«, grinste Peter.
»Sehe ich.« Silke lächelte, aber sie merkte, dass es ihr immer schwerer fiel. Ihre Augenlider fühlten sich an, als hätten sie einen automatischen Schließmechanismus. »Sei mir nicht böse, Peter«, sagte sie, »aber ich muss mich hinlegen. Ich bin schon die ganze Zeit so furchtbar müde.«
Peter nickte. »Kein Problem. Ich bin dir ja so dankbar, das glaubst du gar nicht. Schlaf dich erst mal richtig aus.«
Silke stand auf. »Also dann. Meld dich, wenn du meine Computerkünste brauchst.«
Sie ging in ihre Wohnung und fiel erschöpft ins Bett.
12.
A m nächsten Morgen, als sie erwachte, fühlte sie sich, als wäre der Stein von Peters Herzen direkt auf ihren Kopf gefallen. Sie konnte kaum die Augen öffnen, ihre Kehle fühlte sich heiß, rau und trocken an, und sobald sie eine Bewegung machte, schossen schmerzhafte Blitze durch ihre Schläfen.
Was ist da denn passiert? Ich hab doch noch nicht mal ein ganzes Glas Wein getrunken.
Wahrscheinlich hatte sie selbst das bisschen Alkohol so schlecht vertragen, weil sie so wenig gegessen hatte. Sie musste erst einmal Kaffee trinken, dann würde sich ihr Kopf schon wieder beruhigen.
Doch als sie versuchte, die Beine aus dem Bett zu schwingen, fiel sie sofort wieder zurück und stöhnte laut auf. Die schmerzhaften Blitze hatten sich in Folterqualen verwandelt, und außerdem wurde ihr schwarz vor Augen, sie hatte das Gefühl, die ganze Welt drehte sich um sie.
»Oh Gott!«, wollte sie gequält hervorstoßen, aber selbst das ging nicht. Ihre Kehle war wie zugeschweißt.
Eine Weile lag sie auf dem Bett und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ und die Welt zum Stillstand kam. Dann versuchte sie noch einmal aufzustehen, diesmal sehr vorsichtig und langsam. Unter Stöhnen schob sie sich auf die Bettkante – ein Wasserbett war keine große Unterstützung, wenn man nicht ganz fit war beim Aufstehen – und endlich schaffte sie es, sich auf ihre zwei Beine zu stellen. Schöner Mist, dachte sie. Sie hatte es eigentlich laut sagen wollen, aber das ging nicht. Dann hätte sie das Gefühl gehabt, jemand stieße ihr ein Messer in den Rachen.
Mittlerweile war sie zu der Überzeugung gekommen, dass das hier nichts mit Alkohol zu tun hatte. Sie war krank. Vermutlich hatte sie sich bei ihren Kollegen angesteckt.
Sie ging ins Bad und stellte mit dem Fieberthermometer fest, dass sie recht hatte. Fast
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