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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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Schultern. »Das war . . . ein Unfall«, erwiderte sie leise.
    »Und die blauen Flecke auf deinen Armen? Die geplatzte Lippe? Alles Unfälle?« Yvonne hob zweifelnd die Augenbrauen.
    »Gaby war eben sehr . . . leidenschaftlich«, behauptete Silke.
    »Jemand zu verprügeln ist keine Leidenschaft«, bemerkte Yvonne harsch. »Das ist Misshandlung. Und du hast dir das gefallen lassen.«
    »Ich habe sie rausgeworfen«, erklärte Silke trotzig.
    »Nach dem wievielten Mal, wo sie dich so behandelt hat?«, fragte Yvonne. »Das ging Monate.«
    »Ja, gut, und?« Silkes trotziger Blick wurde noch abwehrender. »Ist doch meine Sache.«
    »Klar«, sagte Yvonne. »Aber das nur zu deiner masochistischen Ader. Und meinst du, es ist schön, das bei seiner besten Freundin mitanzusehen?«
    »Marina hat mich nicht geschlagen«, sagte Silke. »Das war nicht der Grund.«
    »Sie ist über deine Bedürfnisse hinweggegangen, hat nur ihre eigenen gesehen. Was meinst du, worauf das dann wieder hinausläuft, wenn du sie wiedersiehst?« Yvonnes Blick durchbohrte Silke bis auf den Grund.
    »Ja.« Silke wand sich. »Du hast ja recht. Aber was soll ich machen? Ich mag starke Frauen. Und da kann so was eben schon mal vorkommen.«
    »Man muss das aber nicht auch noch herausfordern«, versuchte Yvonne weiter, Silke zu überzeugen. »Indem man einer Frau hinterherläuft, die man glücklicherweise schon losgeworden ist, bevor etwas passieren konnte.«
    »Ich glaube nicht, dass Marina –« Silke biss sich auf die Lippe. »Sie ist sehr zärtlich«, flüsterte sie dann. »Das war Gaby nie.«
    »Oh mein Gott, Silke . . .« Yvonne legte ihre Hand auf Silkes. »Es tut mir so leid, dass du nie das bekommst, was du dir wünschst. Aber gib die Hoffnung nicht auf. Ich dachte ja auch, bevor Klaus kam . . .« Sie konnte nicht verhindern, dass ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht überzog.
    »Klaus ist nicht Marina«, sagte Silke düster. »Und das nicht nur, weil er ein Mann und sie eine Frau ist. Marina ist . . . ich weiß auch nicht . . . sie hat so etwas . . . Bestimmendes. Eine Art, als ob alle Entscheidungen von ihr abhängen würden. So ist Klaus nicht.«
    »Nein, so ist Klaus nicht.« Yvonne lächelte immer noch. »Er ist eher froh, wenn ich die Entscheidungen übernehme.«
    »Ich glaube, dann würde Marina ausrasten«, erwiderte Silke. »Auch wenn ich sie nicht kenne, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich irgendjemand unterordnet.«
    Yvonne schmunzelte. »Du bewunderst sie. Das kann ich verstehen. Ich habe ja gesehen, wie sie aussieht. Aber lass dich dadurch nicht darüber hinwegtäuschen, wie sie wirklich ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie du darauf kommst, dass ich sie bewundere«, erwiderte Silke bockbeinig. »Das stimmt doch überhaupt nicht. Ich wollte nur sagen, dass ich denke, dass sie wahrscheinlich ziemlich dominant ist. Und davon hatte ich eigentlich genug.«
    »Eigentlich.« Yvonne seufzte. »Du denkst schon wieder darüber nach. Wirst du denn nie klug?«
    »Ich denke nicht darüber nach!« Silke schüttelte ärgerlich den Kopf. »Worüber überhaupt?«
    »Pass nur auf, dass du nicht mal wieder gegen eine Tür läufst.« Yvonne atmete tief durch. »Manchmal ist es wirklich nicht leicht, deine beste Freundin zu sein.« Sie schaute auf ihre Uhr. »Mittagspause ist vorbei. Lass uns gehen.«

11.
    A ls Silke abends nach Hause kam, fühlte sie sich so erschöpft, als hätte sie tagelang durchgearbeitet. Ihr Kopf brummte, ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Und dabei hatte sie den Hauptteil des Tages nur gesessen. Ja, wenn sie stundenlang gewalkt wäre –
    Warum musste sie jetzt daran denken? Das drückte ihre Stimmung noch mehr. Sie hatte das Gefühl, sie würde nie wieder walken gehen können, denn sobald sie auch nur an den Wald dachte, fiel ihr Marina ein.
    Ich könnte ja in der Stadt walken oder irgendwo anders, nicht im Wald, dachte sie, aber im gleichen Moment wurde ihr klar, dass es nicht der Ort war, um den es ging. Sie atmete tief durch und wollte gerade ihre Wohnung aufschließen, als auf der anderen Seite des Ganges die Tür aufgerissen wurde.
    »Hast du heute Abend schon was vor?«, fragte Peter übergangslos und ohne Begrüßung.
    »Ähm, nein.« Silke war überrumpelt. »Aber ich bin ziemlich müde. Ich möchte nur noch ein heißes Bad und die Beine hochlegen.«
    »Hm.« Peter schien aus dem Konzept gebracht. »Schade.«
    »Wieso?«, fragte Silke mit gerunzelter Stirn.
    Peter

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