Nur ein Blick von dir
öfter mit so etwas in Berührung.«
Silke starrte sie an. »Bin ich nur ein Fall für dich?«
Sie wollte aufspringen, aber Marina hielt sie fest. »Nein«, sagte sie, während sie Silke tief in die Augen blickte. »Bist du nicht und warst du nie.« Sie ließ Silke los. »Entschuldige, ich wollte dich nicht zwingen zu bleiben.«
Silke setzte sich wieder. »Ich bin heute wohl etwas empfindlich. Die Begegnung mit Gaby –«
»Ja.« Marina nickte. »Aber ich bin nicht Gaby. Auch wenn sie etwas anderes angedeutet hat.«
»Sie war eifersüchtig auf dich«, stellte Silke etwas überrascht fest. »Das war ein neues Gefühl für sie. Sonst war ich immer nur eifersüchtig auf sie.«
»Sie hat dich betrogen?«
»Ja.« Silke seufzte. »Vermutlich von Anfang an. Ich dumme Kuh habe es nur erst nach einer Weile gemerkt.«
»Wenn man verliebt ist, merkt man so etwas nicht gleich.« Marina zerschnitt ihre Pizza in kleine Stücke.
»Verliebt?« Silke starrte in die Luft. »Ich glaube, das war ich nie. Sie hat mich so bedrängt, und ich dachte . . . ich dachte, sie liebt mich. Weil es ihr so wichtig zu sein schien, mit mir zusammen zu sein. Und ich . . . sehnte mich so nach Zärtlichkeit.« Ihre Stimme wurde ganz leise zum Schluss.
Marina betrachtete sie mitfühlend. »Das hast du aber wohl kaum von ihr bekommen.«
Silke nickte. »Als ich das begriff, war es aber irgendwie schon zu spät. Am Anfang dachte ich, es wäre ihre Leidenschaft für mich, aber –«
»Aber es war nur ihre Leidenschaft für die Gewalt, für das Beherrschen«, beendete Marina den Satz. »Das habe ich schon oft gesehen.«
»Es muss schrecklich sein, jeden Tag damit zu tun zu haben«, sagte Silke.
»Man gewöhnt sich nie daran.« Marina legte ihr Besteck hin und verschränkte die Hände vor dem Kinn. »Besonders, wenn es Kinder betrifft.« Sie schaute Silke sanft lächelnd an. »Ich möchte jetzt aber nicht mehr darüber reden. Ich möchte es einfach nur genießen, mit dir hier zusammen zu sein.«
»Ich . . .« Silke schluckte. »Ich wollte mich nie mehr auf so was einlassen.«
Marina lachte leise auf. »Du hast dich ja auch mit Händen und Füßen gewehrt – oder sagen wir besser: mit Blumen und Vasen.« Sie legte leicht den Kopf schief. »Ich wollte dich nicht bedrängen. Ich dachte, du wolltest es auch, und wir wären uns einig. Wenn ich gewusst hätte, was für Erfahrungen du gemacht hast, wäre ich es vorsichtiger angegangen.«
»Ich habe mich benommen wie ein Teenager.« Silke lehnte sich zurück und fuhr sich durch die Haare. »Einmal Hü, einmal Hott.«
»Manchmal produziert Angst sehr ambivalente Reaktionen, die man selbst nicht steuern kann.« Marina betrachtete Silke gefühlvoll. »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich verkrafte das schon.« Sie grinste leicht.
Silke spürte, wie plötzlich Tränen in ihre Augen schossen. »Ich kann das nicht«, flüsterte sie. »Ich kann das einfach nicht!«, sprang auf und lief aus dem Lokal.
Kaum hatte sie sich ein paar Meter vom Restaurant entfernt, war Marina neben ihr. »Was ist los? Diesmal bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dich nicht bedrängt habe.«
Silke ging mit großen Schritten weiter. Sie wollte so schnell wie möglich nach Hause. »Nein, hast du nicht. Tut mir leid. Es ist meine Schuld. Geh lieber zurück. Deine Pizza wird kalt.«
»Und du denkst, das ist mir wichtig?« Marina griff an ihre Schulter und hinderte sie daran weiterzugehen. »Du sagst mir jetzt, was los ist.«
»Und was sonst?« Silke verzog abschätzig die Mundwinkel. »Willst du mich dann schlagen? Wie Gaby?«
»Du weißt, dass das Unsinn ist.« Marina musterte eingehend Silkes Gesicht. »Ich würde dich nie schlagen. Das ist das Letzte, was ich tun würde. Ich hasse Leute, die so etwas tun. Ich –« Sie brach ab. »Bitte, sag mir, warum du weggelaufen bist«, fuhr sie in einem anderen Tonfall fort. »Was ist so schlimm daran, mit mir essen zu gehen?« Sie grinste schief.
»Ach, Marina. Lass mich doch.« Silke schaute sie traurig an. »Ich glaube, das mit uns war keine so gute Idee.«
Marinas Mundwinkel zuckten. »Den Eindruck hatte ich am Wochenende nicht.«
»Das war Sex«, erwiderte Silke knapp. »Du weißt selbst, dass das nichts bedeutet. Du am allerbesten.« Sie ging weiter in Richtung ihrer Wohnung.
»Ich am allerbesten? Was soll das heißen?« Marina ging neben ihr her und runzelte die Stirn.
»Du kamst zu mir, hast nicht bekommen, was du wolltest, und bist zu einer anderen Frau
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