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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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Klaus, dass etwas nicht in Ordnung war. »Ist irgendwas passiert?«, fragte er. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Was soll denn passiert sein?« Erneut schüttelte Silke den Kopf. »Alles bestens. Ich bin nur ein bisschen müde. Das Wochenende war anstrengend.« Sie versuchte ihrer Aussage mit einem anzüglichen Blick die richtige Note zu geben, aber selbst das misslang.
    »Ich werd’s Yvonne sagen«, versprach Klaus, »aber glaub bloß nicht, dass sie dich in Ruhe lässt. Sie will alles hören, jede noch so winzige Kleinigkeit, hat sie gesagt.«
    »Morgen«, sagte Silke. »Oder übermorgen. Heute geht’s nicht.«
    »Hm.« Klaus nickte. Frauenbeziehungen waren ihm ein Rätsel. Entweder sie küssten oder sie schlugen sich, das war so sein Eindruck. Ohne dass ein Mann sich erklären konnte, warum. Deshalb hakte er da lieber nicht weiter nach. »Ist gut. Dann gehe ich allein.«
    »Schöne Grüße«, sagte Silke. »Sag Yvonne, es tut mir leid. Aber ich komme bestimmt noch mal.«
    »So viel Gelegenheit dazu hast du nicht mehr«, bemerkte Klaus. »Sie wird auf jeden Fall noch diese Woche entlassen. Nur der Tag steht noch nicht fest.«
    »Schön«, sagte Silke. »Dann könnt ihr ja wieder walken gehen.« Aber sie verzog keine Miene dabei.
    Klaus lachte. »Ich glaube, darauf werden wir eine Weile verzichten müssen. Yvonne hat den Fuß noch in Gips.«
    »Es findet sich immer ein Weg«, bemerkte Silke tonlos. »Keine Sorge.«
    Sie spulte die Antworten ab wie ihre Standardberuhigungen für Kunden. Irgendwie war es ja auch dasselbe. Sie musste etwas sagen, also tat sie es, aber sie dachte nicht darüber nach, und es berührte sie nicht. Nie wieder würde sie irgendetwas berühren. Die Andockpunkte waren verloren gegangen. In Zukunft würde alles nur noch an ihr vorbeirauschen. Andere konnten sich damit herumschlagen, sie nicht mehr.
    »Ruf sie an«, sagte Klaus und verabschiedete sich. »Sonst platzt sie noch vor lauter Neugier. Und ich brauche sie noch.« Er lachte.
    Silke nickte, aber schon als Klaus sich umdrehte, wusste sie nichts mehr von dem, was sie gesprochen hatten. Es war alles so belanglos. Was hatte es schon für eine Bedeutung, was man sprach, was man wollte, was man tat? Gar keine.
    Drei Tage später tauchte Yvonne plötzlich mit Gipsfuß auf der Arbeit auf. Alle Kollegen begrüßten sie freudig und machten sich über ihr Missgeschick lustig, und Yvonne ließ es sich nicht nehmen, genauso zurückzuschießen.
    »Ach, wie habe ich das vermisst«, seufzte sie, während sie auf Silke zuhumpelte. »Im Krankenhaus musste ich mich immer so gut benehmen.« Sie warf einen tadelnden Blick auf Silke. »Warum hast du mich nicht angerufen? Und auch keinen meiner Anrufe angenommen? Klaus sagte, er hätte mit dir gesprochen.«
    Silke schaute sie an, als sähe sie keinen Menschen, sondern nur eine transparente Glasscheibe vor sich, durch die sie hindurchblicken konnte. »Ja, ich glaube, das hat er«, erwiderte sie.
    Yvonne war sofort alarmiert. »Also doch«, sagte sie. »Hab ich’s mir doch gedacht.« Sie setzte sich auf den Stuhl vor Silkes Schreibtisch, der eigentlich für Kunden vorgesehen war. »Erzähl.«
    »Es gibt nichts zu erzählen.« Silke warf einen Blick über Yvonnes Schulter, ob nicht ein Kunde kam, der diesem Gespräch ein Ende machen würde.
    Yvonne musterte Silkes Gesichtsausdruck. »Was hat sie dir angetan?«, fragte sie ernst. »Du warst so glücklich, bevor du nach Holland gefahren bist.«
    »Wirklich?«, fragte Silke. »Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.« Und sie sagte die Wahrheit.
    »Oh mein Gott.« Yvonne starrte sie ein paar Sekunden lang stumm an. »Hat sie dich geschlagen? Hat sie endlich ihr wahres Gesicht gezeigt?«
    »Geschlagen?« Silke hob erstaunt die Augenbrauen. »Nein. Warum sollte sie?«
    »Warum sollte Gaby?«, fragte Yvonne zurück. »Für so etwas gibt es keinen Grund. Aber deshalb kann es trotzdem passieren. Es ist dir passiert.«
    »Mit Gaby, ja«, entgegnete Silke ruhig. Das alles berührte sie nicht. Es war, als sprächen sie über eine andere Person. »Aber nicht mit –« Sie brach ab.
    »Du kannst nicht einmal mehr ihren Namen aussprechen?« Yvonne atmete tief durch. »Was zum Teufel hat sie mit dir gemacht?«
    »Sie hat mich gefickt«, sagte Silke mit einer Stimme, die genauso gut von einer Tonbandansage hätte stammen können. »Sie hat mich das ganze Wochenende über von vorn bis hinten durchgefickt. Und jetzt ist es eben vorbei. Das ist alles.«
    »Sie hat dich

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