Nur ein Blick von dir
aber ich möchte dich immer nur anschauen.«
Marina erwiderte ihren Blick zärtlich. »Gleichfalls«, sagte sie. »Aber –«, sie drehte sich um und erhob sich aus dem Bett, »wir sind erwachsen und müssen vernünftig sein.«
Silke grinste. »Müssen wir das? Ich fühle mich im Moment gar nicht erwachsen. Eher wie ein Kind, das einen neuen Spielplatz entdeckt hat.«
»Sagen wir mal so«, Marina legte eine Hand in die Hüfte, »wir müssen unsere Energie auftanken«, sie beugte sich zu Silke hinunter und knabberte sehnsuchtsvoll an ihren Lippen, »bevor wir weitermachen.«
»Mhmm . . .« Silke seufzte auf, als Marinas weiche Lippen sie berührten. »Können wir nicht gleich weitermachen?«
Marina richtete sich auf. »Jetzt bin ich mal wirklich erwachsen und bestehe auf ein paar Eiern zum Frühstück, bevor wir das tun.«
»Ein paar Eier?« Silke hob neckisch die Augenbrauen.
»Na ja.« Marina zuckte die Schultern. »Oder vielleicht sogar ein paar Austern. Du laugst mich ziemlich aus.« Sie grinste.
»Warte, du!« Silke sprang auf, aber Marina war schon lachend in der Dusche verschwunden.
Viel Zeit nahmen sie sich jedoch dann nicht fürs Frühstück, sie kehrten schnell ins Wohnmobil zurück und widmeten sich wieder anderen Dingen.
Als der Tag schon halb rum war, seufzte Silke entsagungsvoll auf, während sie erschöpft in Marinas Arm lag. »So ein Sonntag geht einfach viel zu schnell zu Ende. Morgen ist Montag, und ich muss wieder arbeiten.«
»Und wir müssen heute noch zurückfahren«, setzte Marina bedauernd hinzu.
»Ja.« Silke betrachtete Marinas Gesicht. »Das müssen wir wohl.«
»Du kannst dir nicht einfach spontan ein paar Tage freinehmen, oder?«, fragte Marina hoffnungsvoll.
Silke lachte. »Du kennst meinen Chef nicht! Der würde durchdrehen. Ich meine, ich könnte natürlich behaupten, ich wäre krank, dann kann er nichts machen, aber ich lüge nicht gern.«
»Ein netter Zug von dir.« Marina streichelte lächelnd über Silkes Wange.
»Tja.« Silke zuckte die Schultern. »So bin ich eben.«
»Dann lass uns doch noch mal einen Strandspaziergang machen«, schlug Marina vor. »Sonst kommen wir zurück, und alle fragen uns: Na, wie war der Strand? Und wir sagen: Wie, da war ein Strand?« Sie lachte.
Silke musste schmunzeln. »Ja, manchmal vergesse ich wirklich, wo wir sind. Das hier hätten wir natürlich auch zu Hause tun können.«
»Aber nicht mit dem Geruch von Salzwasser in der Nase. Steh auf, Traumtänzerin.« Marina glitt von der Matratze und reichte Silke die Hand. »Jeder Traum geht einmal zu Ende, aber das Schöne ist«, ihre Augen blitzten vergnügt, »dann kann man sich auf den nächsten freuen.«
»Ich werd’s versuchen«, lachte Silke. »Wenn nicht gleich wieder dein Schwarzenegger-Freund vor der Tür steht und mich aus allen Träumen reißt.«
»Was?« Marina starrte sie an und schien plötzlich gar nicht mehr vergnügt.
Silke hätte sich die Zunge abbeißen können, aber nun war es zu spät. Sie hatte die ganze Zeit nicht daran gedacht, sie hatte das Thema nicht mit Absicht vermieden, sondern es einfach vergessen, aber bei dem Gedanken, in ihre Wohnung zurückzukehren, war es ihr auf einmal wieder in den Sinn gekommen. »Ach, das ist bestimmt längst vorbei«, versuchte sie abzuwiegeln.
»Was ist vorbei?« Marinas Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen. Es war, als hätte sie sich plötzlich in einen anderen Menschen verwandelt. »War jemand bei dir, als ich im Krankenhaus war?«
Silke wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte nicht darüber sprechen, sie wollte den Traum hier in Holland nicht zerstören, aber sie hatte das Gefühl, das war er schon. »Ja«, gab sie zu, »aber das ist schon eine Weile her. Das war kurz nachdem du verschwunden warst. Es ist bestimmt nicht mehr wichtig.«
»Ein großer, bulliger Kerl?«, fragte Marina scharf. »Hat er dich bedroht?«
»Na ja . . . irgendwie . . .« Silke wollte nicht daran denken. Gleich bekam sie wieder dieses ängstliche Kribbeln im Magen. »Du kannst das doch sicher mit ihm regeln, oder? Du gibst ihnen einfach die Sachen, die sie haben wollen –«
»Was hat er dir erzählt?« Marina packte sie hart am Arm.
»Au! Du tust mir weh.« Silke erkannte Marina nicht mehr wieder. Eben war sie noch so zärtlich gewesen, so liebevoll, so fürsorglich, und jetzt?
»Tut mir leid.« Marina ließ sie los, starrte sie aber weiterhin mit einem nicht sehr freundlichen Blick an. »Warum hast du mir das nicht
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