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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Wall
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vergewaltigt?« Yvonne riss entsetzt die Augen auf.
    »Nein.« Silke schüttelte den Kopf. »Ich wollte es so. Wir hatten beide unseren Spaß. Aber mehr war es eben auch nicht.«
    Yvonne überlegte eine Weile mit gerunzelter Stirn. »Bevor du mit ihr nach Holland gefahren bist, war es mehr.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Silke. »Das hast du dir vielleicht eingebildet.«
    Yvonne schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das habe ich mir auf keinen Fall eingebildet. Du warst völlig hin und weg, nachdem du sie wiedergefunden hattest. Du bist die ganze Zeit im Krankenhaus mit einem geradezu radioaktiven Strahlen auf dem Gesicht herumgelaufen. Einen anderen Gesichtsausdruck habe ich gar nicht mehr an dir gesehen. Und ganz sicher hast du dich nicht so über meinen gebrochenen Fuß gefreut.«
    Silke schloss die Augen. Sie hatte sich mit einem dicken Mantel aus Watte umgeben, aber langsam boxte Yvonne sich durch die Watte durch. »Yvonne . . .«, flüsterte sie. »Bitte, lass mich . . .«
    »Ja, wen sehe ich denn da? Frau Engelbrecht . . .« Silkes und Yvonnes Chef kam auf sie zu. »Retten Sie meinen Tag und sagen Sie mir, dass Sie zum Arbeiten hier sind.«
    Yvonne schmunzelte. »Sieht das so aus?« Sie wies auf ihren eingegipsten Fuß. »Nein, ich bin noch krankgeschrieben. Ich wollte nur mal vorbeischauen und Guten Tag sagen, weil ich heute aus dem Krankenhaus entlassen worden bin.«
    »Und was sagen die Ärzte?«
    »Wann ich wieder arbeiten kann?« Yvonne grinste. »Dazu haben sie noch nichts gesagt. Das wird sich erst nächste Woche herausstellen.«
    »Das heißt, nächste Woche kommen Sie auch noch nicht?« Ihr Chef schien entsetzt.
    »Scheint so«, sagte Yvonne. »Aber seien Sie unbesorgt, ich werde Sie nicht im Stich lassen. Irgendwann komme ich schon wieder.«
    »Irgendwann . . .« Ihr Chef wirkte missmutig. »Die Arbeit macht sich doch nicht von allein.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Yvonne liebenswürdig. »Ich arbeite hier schon ein paar Jahre. Es ist schön zu merken, wie sehr Sie mich schätzen. Das ist ja sonst nicht so offensichtlich.«
    Ihr Chef wirkte irritiert. Für Ironie hatte er keinen Sinn. »Gern geschehen«, sagte er. »Und gute Besserung.« Er ging in sein Büro zurück.
    Yvonne lachte. »Der alte Griesgram!« Sie wandte sich immer noch lachend Silke zu, aber im selben Moment, als sie sie wieder ansah, erstarb ihr Lachen. »Du siehst aus wie der wandelnde Tod«, stellte sie fest. »Schieb mal deine Ärmel hoch. Ich will sehen, ob du wirklich keine blauen Flecken hast.«
    Die sieht man nicht, dachte Silke, aber um Yvonne zu beruhigen, zeigte sie ihr ihre Arme. »Glaubst du’s mir jetzt?«
    Yvonne schürzte die Lippen. »Am liebsten würde ich dich nackt ausziehen. Vielleicht ist sie geschickter als Gaby.«
    »Nackt ausziehen«, sagte Silke. »Das wollte sie auch immer. Vielleicht solltet ihr euch mal treffen, um euch auszutauschen. Wenn ihr dieselben Bedürfnisse habt.«
    »Du bist ja wohl mehr als nur neben der Spur«, bemerkte Yvonne und musterte Silke besorgt. »Ich dachte mir zwar schon, dass sie nicht gut für dich ist, aber dass sie dich so schlimm zurichtet . . .«
    In diesem Moment kam ein Kunde herein, und Silke winkte ihm, zu ihr zu kommen. »Entschuldige«, sagte sie zu Yvonne. »Ich muss arbeiten.«
    Yvonne stand auf. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen«, drohte sie. »So leicht entkommst du mir nicht. Ich will wissen, was passiert ist. Und wenn ich dich schütteln muss.«
    Silke verzog leicht das Gesicht. »Tu dir keinen Zwang an.« Sie wandte sich an den Kunden: »Was kann ich für Sie tun?«
    Während Yvonne sich noch mit einigen anderen Kollegen unterhielt, schaute sie immer wieder zu Silke herüber und wirkte äußerst nachdenklich. Endlich ging sie.
    Silke atmete fast erleichtert aus. Yvonne, ihre beste Freundin, und sie sah sie lieber gehen als kommen. Wo sie sich sonst über jede gemeinsam verbrachte Minute gefreut hatte. Marina hatte ihr mehr als nur die Aussicht auf Liebe genommen.

31.
    A ls sie am Abend nach Hause kam, öffnete sich Peters Tür im selben Moment, als Silke ihren Schlüssel ins Schloss stecken wollte.
    »Da bist du ja! Ich habe schon die ganze Zeit auf dich gewartet. Dieser neue Auftrag, den du an Land gezogen hast, du weißt schon, von der Tante auf der Konferenz –«
    Silke hob die Hand und unterbrach ihn. »Das geht mich nichts an, Peter. Das ist dein Geschäft. Du und Franz, ihr müsst euch darum kümmern.«
    Peter starrte sie an.

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