Nur ein einziger Kuss, Mylord?
alles in Ordnung“, murmelte er und küsste ihren Scheitel. Es fühlte sich so gut an, so richtig. Sie passte zu seinem Körper, zu seinem Herzen wie keine andere Frau vor ihr.
Er hätte etwas Beruhigendes sagen sollen. Etwas Tröstliches. Stattdessen hob er ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. Dann senkte er seinen Mund ganz langsam auf ihren.
Ihre Gedanken überschlugen sich, während ihre Lippen weich wurden und den Kuss erwiderten. Ich sollte Nein sagen. Mich zurückziehen. Was ich hier tue, ist Irrsinn .
Sie wollte nicht Nein sagen. Wollte sich nicht aus seiner Umarmung lösen, in der sie sich nicht gefangen fühlte, sondern geborgen. Sie wollte den Kuss nicht unterbrechen, sondern mehr von den zärtlich suchenden Berührungen seiner Lippen an ihren spüren. Ein sehnsuchtsvoller Seufzer entwich ihr, dann fühlte sie, wie seine Zunge in ihren Mund glitt und ihn eroberte, in einem Rhythmus, der ihr wie ein Gleichklang mit dem Rauschen des Blutes in ihren Adern erschien.
Das heftige Krachen einer Tür ließ sie auseinanderfahren.
„Braybrook! Sie verdammter Heuchler! Lassen Sie sofort meine Schwester los!“
Harry Daventrys Stimme drohte sich zu überschlagen. Seine wütend hervorgestoßenen Worte, der Anblick seines verzerrten, fleckigen Gesichts wirkten auf Julian wie ein Schwall kalten, schmutzigen Wassers. Hinter Harry entdeckte er Ned Postleton. Als Christy mit einem leisen, gequälten Laut von ihm zurückweichen wollte, griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest.
„Ach du liebes bisschen!“ Postleton grinste hämisch. „Wir haben doch hoffentlich nichts Entscheidendes unterbrochen?“
Julian biss die Zähne zusammen. „Verschwinden Sie, Postleton“, sagte er mühsam beherrscht und trat einen Schritt vor. „Diese Sache geht Sie nichts an.“
Postleton feixte. „Kommen Sie, Braybrook, machen Sie nicht so einen Wind. Man wird schließlich kaum annehmen können, dass Sie die Reize der Dame zum ersten Mal genießen. Höchstens, dass es heute besonders romantisch ist.“
„ Romantisch? “ Harry machte eine Bewegung, als wolle er sich auf Julian stürzen. „Ich bin nicht gut genug, seiner Schwester auch nur einen Blick zuzuwerfen, aber meine ist ihm gerade mal gut genug für sein Amüsement! Danke für den Hinweis, Postleton!“
„Harry! Hör auf!“
Christy löste sich aus Julians Griff und trat ihrem Bruder entgegen. Zum Teufel, wollte sie ihn etwa verteidigen? Julian packte sie bei den Schultern und schob sie hinter sich. „Seien Sie kein Dummkopf!“, sagte er und drehte sich zu Daventry um.
„Ich stehe Ihnen zur Verfügung, wenn Sie Genugtuung wünschen, Daventry. Aber weder ist dies der passende Ort noch die passende Zeit, um darüber zu reden. Außer Sie wollen den Ruf Ihrer Schwester ruinieren.“
„Als ob es Sie kümmerte, wenn …!“
„Entschuldigung, Mr. Daventry, dass ich Sie unterbreche, aber haben Sie zufällig meinen Bruder gesehen?“ Matthew stand auf der Türschwelle. „Ach, da bist du ja, Julian. Mutter fragte sich schon, wo du abgeblieben …“ Er verstummte, während sich langsames Begreifen auf seinen Zügen malte. „Nun … also …“
„Ich kann Ihnen sagen, wo er abgeblieben ist“, brüllte Harry. „Hier im Gartenzimmer, um meine Schwester zu verführen!“
Eine dunkle Röte kroch in Matthews Wangen. Mit einem hastigen Blick über die Schulter sagte er: „Ähm, George – warum gehst du nicht schon zurück zu den anderen? Ich … äh … ich habe Julian gefunden.“
„Oh. Alles klar, Matthew“, antwortete George Endicott aus dem Korridor. „Wir sehen uns dann später.“
Beim Geräusch der sich rasch entfernenden Schritte stieß Julian eine leise Verwünschung aus. Zweifellos hatte der junge Mann es eilig, die Geschichte in Umlauf zu bringen. Es würde keine halbe Stunde dauern, bis sämtliche Ballgäste sie vernommen hatten, und keine Woche, bis das ganze Land sie kannte.
„Tut mir leid“, sagte Matthew unsicher.
Hinter sich hörte Julian, wie Christy zittrig Atem holte. Er drehte sich zu ihr um. „Wir reden morgen früh …“, begann er.
„Reden?“, fiel Harry Daventry ihm ins Wort. „Was gibt es da zu reden? Sie heiraten meine Schwester, oder Sie werden sich mir gegenüber zu verantworten haben.“
Christiana drehte sich der Kopf. „Harry – bist du verrückt geworden?“, fragte sie fassungslos. „Ich will ihn nicht heiraten!“
Braybrook schoss ihr einen verwunderten Blick zu. Verdammt. Wie hatte er sich einbilden
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