Nur ein einziger Kuss, Mylord?
nicht, welches Märchen du Braybrook aufgetischt hast“, begann er, „aber wenn du glaubst, ich ließe dich damit durchkommen, bist du dümmer, als ich dachte.“
Christiana richtete sich kerzengerade auf. „Märchen?“ Sie würde ruhig bleiben. Ihm keine Möglichkeit geben, ihre Selbstbeherrschung ins Wanken zu bringen.
„Ja, Märchen. Was hast du ihm erzählt? Oder hast du ihn in die Falle gelockt? Eine kompromittierende Situation herbeigeführt? Oder hast du deine einzige Trumpfkarte ausgespielt?“ Er musterte sie nachdenklich. „Ich nehme an, Letzteres, nicht wahr? Du hast ihm gestattet, dich zu bespringen.“
Sie erwiderte nichts darauf. Es war ihr gleichgültig, was er von ihr dachte.
„Ich hatte mich entschlossen, die Sache überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen“, ergriff Alcaston wieder das Wort. „Wenn er so dumm ist, eine Frau ohne Vermögen und ohne Verbindungen zu heiraten, ganz zu schweigen von einer, die ihm erlaubt, mit ihr vor der Ehe ins Bett zu gehen, verdient er nichts Besseres.“
„Warum sind Sie dann hier, Sir?“ Es erstaunte Christiana, wie wenig sie für ihn fühlte.
Er lachte rau. „Wie hätte ich ihn gewähren lassen können? Man darf nicht zulassen, dass ein Mann seinen Stammbaum besudelt, wenn man in der Lage ist, es zu verhindern.“
Früher hätten diese Worte sie verletzt. Sie wäre außer sich gewesen. Zutiefst beschämt. Inzwischen fühlte sie nur noch Leere. Sie sah ihn nicht als ihren Vater an. Er hatte sie gezeugt, aber das war alles.
„Und was gedenken Sie zu tun? Bei der Trauung erscheinen und mich bloßstellen?“, fragte sie. „Das entspräche kaum Ihrem Bedürfnis nach Diskretion, nicht wahr?“
Sein Gesicht wurde fleckig. „So weit werde ich nicht gehen müssen. Du wirst ihm sagen, dass du deine Meinung geändert hast. Wenn du das Verlöbnis in aller Stille aufhebst, lasse ich dir etwas Geld zukommen. Andernfalls kläre ich ihn auf, und du erhältst gar nichts.“
Er glaubte, sie habe Braybrook getäuscht. Ihn belogen, indem sie ihm ihre Herkunft verschwiegen hatte.
„Fahren Sie zur Hölle, Sir“, sagte sie leise.
Für einen kurzen Moment wirkte er fassungslos, doch er erholte sich rasch. „Leicht gesagt, Mädchen. Bildest du dir ein, er wird dich noch heiraten wollen, wenn er die Wahrheit kennt?“
„Welche Wahrheit, Euer Gnaden?“
Beim Klang der stählernen Männerstimme hinter ihm drehte Alcaston sich um. Christiana hielt den Atem an. Braybrook stand auf der Türschwelle. Groß, finster, bedrohlich. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt, der Blick seiner blauen Augen fixierte den Duke. Er schlenderte in den Raum. „Sie müssen entschuldigen, Euer Gnaden.“ Sein verbindlicher Ton stand in auffälligem Widerspruch zu der Kälte in seinen Augen. „Aber ich frage mich, warum mein Butler Sie zu Miss Daventry geführt hat anstatt zu mir.“
Eine Pause entstand. Zu Christianas Verblüffung wirkte der Duke verunsichert. Beinahe eingeschüchtert.
„Ich erklärte Ihrem Bediensteten, dass ich … dass ich …“ Er verstummte, seine Kiefer mahlten. „Ach, unwichtig“, knurrte er schließlich.
Braybook sah ihn unverwandt an, und Christiana war hin und her gerissen zwischen Bewunderung und Angst. Alcaston war ein Duke , um Himmels willen. Hatte Braybrook den Verstand verloren?
„Anscheinend haben Sie meine Nachricht doch noch gelesen“, sagte er an Alcaston gewandt. „Ich nehme an, Sie sind gekommen, um Miss Daventry Glück zu wünschen.“
Alcaston hatte sich wieder gefasst. „Ich kenne den Inhalt Ihres Briefs seit drei Wochen. Und Sie können sich verdammt glücklich schätzen, dass ich mich schlussendlich entschieden habe, etwas zu unternehmen!“
Julian hob die Brauen. „Etwas zu unternehmen?“ Er trat neben Christy, nahm ihre Hand und legte sie in seine Armbeuge. „Ich habe die Zahlung einer großzügigen Summe zu Miss Daventrys Gunsten bereits veranlasst“, erklärte er und drückte beruhigend Christys Finger. „Aber vielleicht möchten Sie sich überzeugen, dass die Dokumente …“
„Ihre verdammten Dokumente können mir gestohlen bleiben“, fiel Alcaston ihm ins Wort. „Ich will mich ungestört mit dem Mädchen unterhalten, wenn Sie gestatten, Braybrook.“
„Ich gestatte es nicht“, entgegnete Julian ruhig. „Und ich muss Sie bitten, in Gegenwart von Miss Daventry auf Ihre Ausdrucksweise zu achten, Sir.“
Alcaston starrte ihn an. „Auf meine …“ Sein Blick flog zu Christy, und er verengte die
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