Nur ein einziges Wort
Sinn.
Dass ein gewisser Fabian und seine kleine süße und so unschuldig wirkende Tochter in diese Verwirrung verwickelt oder gar die Anstifter sind, dessen ist sie sich inzwischen vollkommen sicher.
Die Zeit drängt jetzt. Als sie durch die Garagentüre ins Haus eintritt, richten sich aller Augenpaare, besonders der ihrer Mutter wie magisch auf sie. Selbst die kleine Stefanie scheint auf eine Erklärung zu hoffen. Doch Tatjana bleibt stumm. Nur ihre rotgeränderten Augen lassen den Betrachter einen seelischen Zusammenhang ahnen.
Pünktlich um 9.45 Uhr verlässt der gesamte ‚König Clan‘ das Haus im Stanley Park um rechtzeitig um 10 Uhr im großen Saal unter der Pfarrkirche ‚St. Mary’s‘ dem großen Weihnachtskonzert beizuwohnen. Der Chor der ‚St. Mary’s‘ Kirchengemeinde als auch der Ebenthaler Kirchenchor werden zum ersten Mal gemeinsam singen um danach den Festgottesdienst ebenfalls zusammen mit ihrem Gesang verschönern.
Doch der Höhepunkt dieses Geschehens ist eigentlich nur zwei Personen bekannt, während ein dritter Mitwi sser nur eine gewisse Vorahnung hat.
Der äußerst geräumige Saal der sogenannten ‚Unterkirche‘ ist bis zur Grenze seiner Aufnahmefähigkeit besetzt, als Elisabeth König mit ihrer Familie den Raum betritt. Nahe der linken Saal Wand, jedoch noch ziemlich im Mittelpunkt des Geschehens, ist bereits für die Eintretenden ein Tisch für etwa zwölf Personen reserviert, an dem genügend Platz für jedes Familienmitglied vorhanden ist.
Nur zwei Minuten nach dem angekündigten Konzertbeginn, also um 10.02 Uhr, hebt der Dirigent Waldemar Schreiber den Taktstock, um das erste Weihnachtslied zu dirigieren. Obwohl man für das gesamte Konzert aus Zeitmangel an diesem Weihnachtsmorgen nur eine Stunde vorgesehen hat, wird es ein voller Erfolg, wie man dem Beifall seiner Zuhörer entnehmen kann. Beide Chöre, der ‚ Ebenthaler Kirchenchor‘ als auch der ‚St. Mary’s Chor‘ geben heute natürlich ihr Bestes und versuchen sich gegenseitig zu überbieten. Schließlich haben sie alle Lieder monatelang vorher vielmals geprobt. Dabei sind manche Schweißperlen, nicht nur von den Dirigenten, sondern auch von den Sängern und Sängerinnen geflossen.
Abwechselnd präsentieren sie nun ihre schönsten Weihnachtslieder um mit großer Freude und Genugtuung den Beifall der andächtig zuhörenden Gäste und Besucher in sich aufzunehmen. Nach rund fünfundvierzig M inuten ist dann auch der größte Teil des Repertoires abgesungen. Es folgt eine fünfminütige Verschnaufpause, in der sich die Mitglieder der beiden Chöre mehr oder weniger miteinander vermischen. Denn was die Zuhörerschaft nun erwartet, ist ein Höhepunkt, der in die Geschichte der ‚St. Mary’s Pfarrgemeinde‘ aufgenommen und über kommende Jahre hinweg von denen, die ihn miterleben durften, immer wieder an ihre Nachfahren weitergegeben wird.
Während beide Chorgemeinschaften sich noch damit beschäftigen, die richtigen Aufstellungen und Positionen für die verschiedenen Stimmen zusammenzustellen, hat sich die kleine Stefanie unbemerkt von den Familie nangehörigen der Königs davongeschlichen. Jetzt steht sie auf der Bühne, geradezu vor den Sängern und Sängerinnen, die sich im Halbkreis um sie scharen.
Tatjana ist sichtlich erschrocken, als sie das achtjährige Mädchen im Mittelpunkt des Geschehens erspäht. Sie hat doch immer aufgepasst, ja meistens hat sie sogar eine kleine Patschhand Stefanies in der ihren gehalten. Soll oder muss sie sich jetzt Vorwürfe machen? Nein, aber von diesem Moment an wird sie jeden Schritt und jede Bewegung des Kindes verfolgen und im Auge behalten.
Bevor es ihr jedoch gelingt in dem Menschengedränge auf die Bühne zuzuschreiten, wird es still in dem großen Saal. Dann plötzlich, wie von einer Stimmgabel vorgegeben, setzen die ersten Klaviertöne ein und unter der Leitung des Ebenthaler Dirigenten, Professor Johannes Wagner, stimmen die Chorsänger und Sängerinnen gemeinsam das „Ave Maria…..wenn ich ein Glöcklein wär….“ an.
Doch vor ihnen steht ein kleines Mädchen in einem Dirndl-Kleid. Ihr hübsches Gesicht auf die Menschen vor ihr gerichtet, während sie ihre langen blonden Locken lose über ihre Schultern fallen lässt. Ihre kleinen Hände hat sie ehrfürchtig gefaltet wobei ihre Finger himmelwärts zeigen. Als sie dann den Einlagetext des ‚Ave Maria‘ mit ihrer reinen, klaren Stimme singt, ist sicherlich nicht eine einzige Person, nicht Mal die Abgebrühteste,
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