Nur ein einziges Wort
Vorkommnisse anzeigt, steht dem Flugpersonal als auch den Passagieren ein eigentlich recht angenehmer Flug bevor. Doch ein fast dreizehnstündiger ‚Non- Stopp‘ Flug hinterlässt seine Stressspuren und das nicht nur beim Flugpersonal, sondern auch bei den Passagieren.
Während der ersten Hälfte des Fluges verläuft zwar in den Kabinen der ‚Business‘- als auch in der ‚Economy-Class‘ alles angenehm und ruhig. Viele der Passagiere haben sich in den Lesestoff ihrer mitgebrachten Lektüre oder den von den Flugbegleitern ausgeteilten Magazinen und Zeitschriften vertieft. Der Großteil der Passagiere versucht mit Ausruhen oder sogar mit Schlafen einen Teil der langen Flugzeit zu überbrücken.
Stunde um Stunde nähert sich die Boeing 777, in ihren Tragflächen über 100.000 Liter Treibstoff und den darunter hängenden zwei mächtigen Rolls & Royce Triebwerken mit je 76.000 Pounds Schubkraft, dem südamerikanischen Kontinent.
Die Reisegeschwindigkeit beträgt auf der bisher abgeflogenen Strecke rund 850km per Stunde, ein guter Durchschnittswert, der auf jeden Fall auch den außergewöhnlich günstigen Wetterbedingungen zuzuschreiben ist. Schließlich können auf dieser Route und besonders zu dieser Jahreszeit aufkommende Stürme Piloten und Flugzeugen alles abverlangen.
Walter Schmidt, ein großer, kräftiger Mann in den vierziger Jahren, schaut aufgeregt von seinem Fensterplatz in die über 10.000 Meter unter ihm liegende Dunkelheit. Als wenn er es geahnt hätte, erspäht er plötzlich unter sich Licht. Das bedeutet, dass der Airliner die Atlantiküberquerung hinter sich hat und wie er an den Lichtern unter sich erkennen kann, die Küste Venezuelas überfliegt. Wie von einem bösen Traum erlöst, atmet er erleichtert auf.
Obwohl er bereits zwei Kurse in Bezug auf Flugangst in den letzten drei Jahren, den letzten sogar erfolgreich, absolviert hat, kann er seine Emotionen diesbezüglich noch immer nicht total unter Kontrolle bekommen. So auch heute, wo er sich doch auf dem Weg nach Lima befindet um dort seine bereits vor zehn Jahren vom ihm geschiedene Frau, eine gebürtige Peruanerin und seine beiden Kinder zu besuchen.
Sein Sohn Jonathan ist inzwischen fünfzehn Jahre alt und seine Tochter Natascha hat auch erst vor kurzem ihr zwölftes Lebensjahr vollendet. In den ersten fünf Jahren nach der Scheidung hatte man ihm nicht mal das Recht gewährt, seine Kinder zu sehen. Doch die Zeit heilt viele Wunden und so hat sich sein Verhältnis zu seiner Exfrau Magdalena und den beiden Kindern zusehends gebessert. Deshalb sitzt er momentan hier in diesem Flieger, zwar immer noch mit einer gewissen Flugangst, aber er wird in wenigen Stunden mit seiner Exfrau und den beiden Kindern zum ersten Mal nach zehn harten und einsamen Jahren gemeinsam das Weihnachtsfest feiern.
Etwa ein Dutzend Reihen vor ihm sitzt ein randalierender Fluggast, wie er ebenfalls in mittlerem Alter, der dem ihm anscheinend zu oft angebotenen Alkohol zu viel zugesprochen hat. Jetzt gerade lamentiert er lautstark mit einem männlichen Flugbegleiter, den die Stewardess zu ihrer Verstärkung herbeigerufen hat. Er will wissen, warum man immer noch nicht Lima erreicht habe und wenn der Flieger weiterhin so langsam vorwärts käme, müsste man sich wohl darauf einrichten, womöglich die gesamte kommende Nacht im Flugzeug zu verbringen.
Wie Recht er damit behalten sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt aber weder er noch irgendeine andere sich im Flugzeug befindliche Person auch nur ahnen.
Vorne in der ‚Economy-Class‘ und zwar direkt hinter dem ‚Bulk-Head‘ bemüht sich eine junge Frau, eine so b equem wie mögliche Sitzposition einzunehmen. Immerhin ist sie hochschwanger und ihr Hausarzt in Deutschland hatte ihr unbedingt von der Reise in ihr Heimatland Peru abgeraten. Doch ihr Wunsch, dass ihr Kind wie sie in Peru geboren würde, war einfach zu überwältigend, obwohl sie die weite und für sie auch äußerst beschwerliche Reise ohne ihren Ehemann unternehmen musste. Dieser war nämlich erst vor wenigen Tagen an einem komplizierten Beinbruch operiert worden und steht erst am Anfang seiner Genesungsperiode.
Inzwischen hat die ‚ Empress of Scotland‘ Venezuela als auch Kolumbien überflogen und befindet sich bereits im peruanischen Lufthoheitsgebiet. Die noch verbleibende Flugzeit ist inzwischen unter eine Stunde gesunken. Flugkapitän Martin Becker, der schon vor einiger Zeit seinen Kollegen Hans-Peter Moser abgelöst hat, beginnt bereits den
Weitere Kostenlose Bücher