Nur ein galantes Abenteuer?
Füchse gehören dir, mein lieber Freund. Die Wettbedingung ist erfüllt …“
„Du hattest unter diesen Umständen keine andere Wahl“, bemerkte George. „Eigentlich ging es bei der Wette ums Heiraten. Du hast noch bis Weihnachten Zeit …“
„Falls die paar Monate reichen“, erwiderte Freddie nachdenklich. „Ich bin unsicher, ob sie mich haben will.“
Caroline starrte aus ihrem Schlafzimmerfenster. Es war ein regnerischer Tag und die Straßen von London wirkten unfreundlich. Ihre Gedanken wanderten in eine Richtung, die ihr nicht behagte. Sie war sich beinahe sicher, dass Sir Frederick ihr einen Antrag hatte machen wollen. Ein Angebot, zu dem er sich vermutlich wegen des üblen Geredes verpflichtet fühlte.
Er hatte Almack’s kurz nach ihrem gemeinsamen Walzer verlassen. Und das, obwohl Lady Stroud noch weitere zwei Stunden geblieben war, fast die ganze Zeit an ihrer Seite verbrachte und sie jedem, der sich näherte, als ihren neuen Protegé vorstellte.
„Mein Patensohn hat Miss Holbrook kürzlich morgens mit mir bekannt gemacht“, hatte Lady Stroud ohne mit der Wimper zu zucken gelogen. „Wir haben uns gleich prächtig verstanden. Sie ist eine temperamentvolle junge Dame ganz nach meinem Geschmack. Ich liebe Mädchen mit Elan und Verstand. Diese faden neumodischen Backfischmanieren kann ich nicht leiden!“
Ihre witzige Formulierung hatte höfliches Gelächter hervorgerufen und beendete das Gerede von einem drohenden Skandal. Caroline hatte staunend zugehört, denn es wurde schnell klar, dass Lady Stroud in Dingen des Anstands und der Moral als eine ausgesprochen angesehene Persönlichkeit galt. Zum Abschied hatte die alte Dame sie aufgefordert, sie bald zu besuchen, und ihrer Erwartung Ausdruck verliehen, dass sie sich zukünftig häufig sehen würden.
Caroline hatte ihr für ihren rettenden Einsatz gedankt und war mit einem strengen Blick gestraft worden. „Es gehört nicht zu meinen Angewohnheiten, zu lügen, Miss. Geben Sie mir keinen Anlass, diesen Abend zu bereuen. Ich habe Freddie gern. Er schuldet seiner Familie einen Erben. Und seine Gattin sollte über jeden Tadel erhaben sein.“
Caroline hatte etwas Höfliches gemurmelt. Sie war der alten Dame für ihre Hilfe sehr dankbar. Sogar ihre Tante Louisa hatte sich beeindruckt gezeigt.
„Du weißt natürlich, was das zu bedeuten hat“, hatte sie angemerkt, bevor sie den Ball verließen. „Ich sage kein Wort mehr – außer, dass ich die ganze Zeit recht hatte.“
Caroline hatte daraufhin geschwiegen. Der Gedanke erschreckte sie, dass Sir Freddie nicht aus Liebe, sondern aus Pflichterfüllung um ihre Hand anhalten wollte. Sein erstmaliges Erscheinen bei Almack’s und die Tatsache, dass er lediglich mit ihr getanzt hatte, wurden von allen als klares Signal begriffen, dass er beabsichtigte, sie zu heiraten. Nur unangebrachtes Ehrgefühl kann ihn dazu verleitet haben, an eine Ehe mit mir zu denken. Deshalb hatte sie ihn davon abgehalten, sich an diesem Abend zu erklären. Sobald das Gerede verstummt ist, wird er sich die Sache anders überlegen.
Am nächsten Tag sprach sie mit ihrer Mutter über den bevorstehenden Besuch bei ihrem Großvater. Auch Mrs. Holbrook plante, London bald zu verlassen – mit Mr. Milbank.
„Nach deiner Reise zu Bollingbrook musst du nicht zwingend in die Stadt zurückfahren“, erläuterte sie ihrer Tochter. „Ich werde nach Bath reisen. Mr. Milbank meint, es bekäme mir besser, als weiter im geschäftigen London zu bleiben. Ich würde mich natürlich freuen, wenn du nachkommst. In Bath wirst du gewiss neue Bekanntschaften schließen. Und jeder, der dich wirklich sehen möchte, wird wohl die Reise dorthin auf sich nehmen.“
„Wird Tante Louisa dich nach Bath begleiten, Mama?“, erkundigte sich Caroline.
„Nein, ich glaube nicht“, gab Marianne Auskunft. „Ich nehme Mr. Milbanks Antrag an, und deine Tante ist mit meiner Entscheidung nicht einverstanden.“
„Du lässt dich aber davon nicht beeinflussen, oder?“, fragte Caroline besorgt.
„Nein, sicher nicht“, bekräftigte ihre Mutter mit ungewohnter Entschlossenheit. „Ich kann es dir ja jetzt erzählen, Caroline. Meine erste Ehe war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte – aber diesmal werde ich wirklich geliebt. Ich wäre dumm, wenn ich diese Möglichkeit, mein Glück zu finden, ablehnen würde.“
„Es tut mir leid, dass du mit Papa unglücklich warst.“
„Erst nach meiner Krankheit haben wir uns voneinander entfernt. Davor hat er
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