Nur ein galantes Abenteuer?
Sir Frederick …“ Nicolas runzelte die Stirn. „Oder gibt es doch irgendeinen Grund, warum jemand unserer Schwester ein Leid zufügen will?“
„Es könnte mit dem Geld zu tun haben …“, grübelte Tom. „Großvater hat beschlossen, uns einen Großteil seines Vermögens zu hinterlassen – nicht das unveräußerliche Erbe, aber immerhin eine stattliche Summe, wenn ich ihn richtig verstanden habe.“
„Du verdächtigst also unsere Verwandten, die dann leer ausgehen würden?“ Nicolas war skeptisch. „Ich mag sie nicht besonders – aber sind sie deshalb Mörder?“
„Nein, natürlich nicht. Onkel Sebastian bekommt ohnehin, was ihm zusteht. Das Erblehen bleibt ja unberührt. Onkel Claude erhält das Londoner Haus und ein kleines Anwesen in Cornwall. Es gibt jedoch noch eine weitere Person, die davon profitieren würde, wenn es uns bei Großvaters Ableben nicht mehr gäbe.
„Ich verstehe nicht, wen du meinst“, sagte Nicolas.
„Vermutlich hat Großvater nichts dagegen, wenn ich dir unter den gegebenen Umständen etwas verrate“, erklärte Tom. „Es gibt einen Kerl in Jamaika, der davon profitieren würde. Er ist eine Art Onkel von uns, wenn auch illegitim. Großvater will, dass ich die Plantage dort verkaufe, und ich soll etwas für diesen Mann tun.“
„Das heißt, der alte Herr hat einen weiteren Sohn in Jamaika?“ Nicolas zog eine Grimasse. „Er ist nicht mehr auf der Plantage gewesen, seit er unsere Großmutter geheiratet hat. Ich dachte, er habe die Verwaltung seines dortigen Besitzes dem Aufseher überlassen …“
„Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch etwas zu verkaufen gibt, denn Großvater hat sich gar nicht mehr um die Plantage gekümmert“, berichtete Tom. „Aber offenkundig war der Mann sehr vertrauenswürdig. Nun ist er gestorben, und Großvater sagt, es wäre Zeit zu verkaufen. Er scheint weitere Besitztümer gehabt zu haben, die er vor einigen Jahren in sicher angelegtes Kapital verwandelt hat. Es sollen ein paar hunderttausend Pfund sein. Großvater ist entschlossen, seinen beiden ältesten Söhnen keinen Penny davon zu hinterlassen. Er will anscheinend alles zwischen uns dreien und dem Kerl in Jamaika teilen.“
„Große Güte!“, rief Nicolas, der vom Ausmaß des Erbes überrascht war. „Das ändert natürlich die Sachlage. Eine solche Summe könnte sogar unseren faulen Onkel Sebastian mobilisieren.“
„Das glaubst du doch nicht wirklich? Seine Gattin war eine Erbin, und beide Töchter haben eine gute Partie gemacht. Onkel Claude hat ebenfalls zu seinem Vorteil geheiratet, und seiner einzigen Tochter hat Großvater eine Mitgift von 10.000 Pfund geschenkt, als sie heiratete.“ Tom legte die Stirn in Falten.
„Und was, wenn es der Bastard war … auch wenn er in Jamaika ist?“
„Möglicherweise ist er nicht dort. Er hat Großvater vor einer Weile geschrieben, dass er beabsichtige, nach England zu reisen und ihn zu besuchen.“
„Sollte dieser Brief eine Drohung sein? Ich nehme an, er fühlt sich schlecht behandelt, wenn bislang nichts für ihn getan wurde.“
„Das ist mir auch durch den Kopf gegangen“, erwiderte Tom.
Nicolas wirkte alarmiert. „Willst du wirklich riskieren, nach Jamaika zu reisen?“
„Ich muss es wohl tun. Die Tochter des Aufsehers will heiraten und möchte wissen, ob ihr zukünftiger Gatte das Anwesen erwerben kann. Es gibt ein Angebot, aber das ist erbärmlich. Ich muss mir das alles genau ansehen.“
„Du wirst jemanden brauchen, der dich beschützt.“
„Wen schlägst du vor?“
„Ich frage herum, damit ich einen passenden Mann für dich finde. Du brauchst einen alten Soldaten, Tom, einen, auf den du dich in gefährlichen Situationen verlassen kannst.“
„Wirst du dich heute Abend ausnahmsweise benehmen, Caroline?“ Lady Taunton blickte ihre Nichte missbilligend an. „Wir können nur von Glück sagen, wenn die Gerüchte sich nicht so verdichtet haben, dass wir aufgefordert werden, die Veranstaltung zu verlassen. Die Patronessen von Almack’s sind außergewöhnlich streng, wie du sehr wohl weißt. Wenn du also kühl behandelt wirst, hast du es dir selbst zuzuschreiben. Was für eine Idee, in einem Ballon aufzusteigen! Das ist kein Verhalten, das man von einer anständigen jungen Dame erwartet. Und dann auch noch dabei gesehen werden, allein aus dem Zimmer eines Gasthauses zu kommen …“ Sie schnalzte abschätzig mit der Zunge. „Es ist kein Wunder, dass die Leute reden.“
„Ich verspreche dir, heute Abend
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