Nur ein galantes Abenteuer?
besonders vorsichtig zu sein“, beteuerte Caroline, die sich niedergeschlagen fühlte.
„Bitte mach mir bloß keine weitere Schande, Mädchen.“
Wie nicht anders zu erwarten, begab sich Caroline an diesem Abend schweren Herzens in Gesellschaft. Ihre Mutter war zu Hause geblieben, weil es Tom etwas schlechter ging, hatte jedoch nichts davon hören wollen, dass Caroline den Ball versäumte.
„Du musst hingehen, meine Liebe“, hatte sie verlangt. „Ganz besonders jetzt, wo dumme Gerüchte die Runde machen. Wenn du daheim bleibst, denken die Leute, sie entsprächen der Wahrheit.“
Caroline spürte, dass ihre Mutter recht hatte. Es würde ein fader Abend werden, denn sie wusste von Mr. Bellingham, dass Sir Frederick sich niemals bei Almack’s blicken ließ.
Sie fürchtete noch immer, dass Sir Frederick böse auf sie war, und sie war verwirrt, dass der Gedanke sie so sehr schmerzte.
Als sie mit ihrer Tante in den Ballsaal trat, bemerkte sie sofort die Veränderung. Einige Leute sahen sie schief an, und sie vernahm Geflüster und Tuscheln. Caroline fühlte sich elend. Normalerweise wurde sie umgehend von Freunden umringt. Zwei Minuten standen sie und Lady Taunton sogar ganz allein da, bis Mr. Bellingham sich mit Julia zu ihnen gesellte.
Erst als sie von weiteren Anwesenden begrüßt wurde, fühlte Caroline sich etwas besser. Dennoch war die seltsame Stimmung gut zu spüren, und selbst Lady Jersey verhielt sich ihr gegenüber ausgesprochen frostig.
Caroline tanzte mit George und war entschlossen, den Abend irgendwie durchzustehen. Er verhielt sich wie immer, brachte sie zum Lachen und lobte ihr Abendkleid. Zeitweilig konnte sie sich darüber hinwegsetzen, dass einige ältere Damen ihr die kalte Schulter zeigten. Gerade endete ein Tanz, als sie ein erstauntes Raunen im Saal vernahm. Neugierig blickte sie zum Eingang und sah, dass ein Gentleman in Begleitung einer alten Dame eingetreten war.
„Wer hätte das gedacht!“, staunte Bellingham. „Ich habe nicht geglaubt, dass ich das noch erleben würde. Freddie hier … gemeinsam mit seiner Patentante! Der führt etwas im Schilde …“
„Was meinen Sie damit?“ Caroline schaute ihn fragend an.
„Lady Stroud pflegt an solchen Veranstaltungen eigentlich gar nicht mehr teilzunehmen“, erklärte George. „Früher war sie einmal eine der wichtigsten Gastgeberinnen – und eine große Pedantin in allen Belangen der Schicklichkeit. Gerissener Bursche!“ Seine Augen funkelten vor Bewunderung.
„Ich verstehe nicht …“, sagte Caroline, verstummte jedoch, als sie die Belustigung in seiner Miene wahrnahm. Langsam verstand sie, was er meinte. „Oh …“
„Verlassen Sie sich auf Freddie, meine Liebe“, munterte George sie auf. „Er weiß, dass er Sie da hineingebracht hat, und muss Sie auch heil wieder herausholen.“
„Aber nein …“ Caroline bekam rote Wangen. Das war furchtbar! George glaubte wohl, dass Freddie ihr nun einen Antrag machen musste, weil er sie kompromittiert hatte. Das war nicht in ihrem Sinne. „Es war alles meine Schuld. Er soll nicht …“
„Freddie mag manchmal ein wenig sorglos erscheinen“, sagte George und lächelte sie seltsam an. „Aber er weiß, was man von einem Gentleman erwartet – und er mag Sie, meine Liebe.“
Er führte Caroline auf Sir Frederick und Lady Stroud zu. Sie wollte sich losmachen, um sich irgendwo zu verstecken, doch er hielt sie fest am Arm, und es gab für sie kein Entkommen.
„Lady Stroud“, begrüßte George die alte Dame. „Ich bin erfreut, Sie heute Abend hier zu sehen.“ Er schaute Caroline an. „Darf ich Ihnen eine bewundernswerte junge Dame vorstellen? Dies ist Miss Caroline Holbrook.“
„Der Name des temperamentvollen Mädchens ist mir geläufig“, erwiderte Lady Stroud gereizt und musterte Caroline, während sie sich an ihren Patensohn wandte. „Ziemlich hübsch, das muss man dir lassen, Freddie. Ich nehme an, du weißt, wie man sie zähmt.“ Sie durchbohrte Caroline mit ihren Blicken. „Mein Patensohn hält Sie für ein geistreiches Mädchen. Er redet eine Menge Unsinn, aber in diesem Fall war ich bereit, ihm zuzuhören. Gleich wird ein Walzer gespielt, Miss Holbrook. Ich gebe Ihnen die Erlaubnis, mit Rathbone zu tanzen. Los, gehen Sie schon, und versuchen Sie so zu tun, als ob es Ihnen Vergnügen bereitet.“
„Danke, Madam.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben tat Caroline ohne Murren, was man von ihr verlangte. „Das ist sehr freundlich von Ihnen.“ Sie blickte Sir
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